Ratgeber

Bloatware: Vorinstallierte Apps ersetzen (Android)

Ein Artikel von , veröffentlicht am 23.10.2016, bearbeitet am29.03.2022
iStock.com / maystra

Neue Android-Handys kommen mit vielen vorinstallierten Apps von Google und anderen Firmen. In Sachen Privatsphäre sind sie jedoch oft nicht die beste Wahl. Wir stellen Alternativen vor – vom Browser bis zur Tastatur-App.

Bloatware: Smartphone mit Verstopfung

Handelsübliche Smartphones kommen mit vielen vorinstallierten Apps. Welche das sind, weiß man vorher nie ganz genau, denn das ist abhängig vom Gerätemodell, der Firma und dem Mobilfunkanbieter. Solche vorinstallierten Apps nennt man auch „Bloatware“, abgeleitet vom englischen Wort „bloat“ (deutsch: aufblähen).

Es ist nicht immer leicht zu durchschauen, von wem vorinstallierte Apps eigentlich stammen. Gleichzeitig haben sie oft weitreichende Zugriffsrechte, übertragen viele Daten an ihre Hersteller*innen und sind auch in Sachen Funktionalität häufig nicht die beste Wahl.

In dieser Liste findest du unsere Empfehlungen für privatsphärefreundliche Alternativen. Wenn du mehr zu einem App-Typ wissen möchtest, klick einfach auf den Link zum Ratgeber.

Du kannst die empfohlenen Apps oft nicht nur aus dem Google Playstore installieren, sondern auch aus dem verbraucherfreundlichen F-Droid-Store.

Browser

Diese Browser-Apps empfehlen wir:

  • Mozilla Firefox (Play-Store): Vollwertiger Open-Source-Browser der Mozilla-Stiftung. Integrierter Tracking-Schutz und viele Erweiterungen für mehr Privatsphäre. Wie du Firefox privatsphärefreundlich einstellst, haben wir hier zusammengestellt.
  • Fennec (F-Droid): App-Variante von Firefox ohne Analysedienste. Nutzt im laufenden Betrieb aber Dienste von Mozilla und Google, die Nutzer*innen tracken können.
  • Tor Browser: Basiert auf Firefox, nutzt aber das Anonymisierungsnetzwerk Tor. Ist standardmäßig für einen starken Schutz der Privatsphäre konfiguriert. Der Tor Browser wurde vom Tor Project gemeinsam mit dem Guardian Project entwickelt. Du findest ihn in F-Droid, sobald du in den Einstellungen die Paketquellen des Guardian Projects aktiviert hast. Auch im Play-Store zu finden. Hinweis: Der Vorläufer "Orfox" wurde eingestellt und sollte nicht mehr genutzt werden.

E-Mail

Hier geht's zum Ratgeber inklusive Empfehlungen.

Diese Mail-Apps empfehlen wir:

  • K-9 Mail (F-Droid, Play-Store): Open-Source-App, von einem Programmier-Team ehrenamtlich entwickelt. Dient der Verwaltung von E-Mails aus einem oder mehreren Postfächern und sammelt oder überträgt ansonsten keinerlei Daten. Schlichtes Design.
  • FairEmail (F-Droid, Play-Store): Open-Source-App des niederländischen Entwicklers Marcel Bokhorst. Dient der Verwaltung von E-Mails aus einem oder mehreren Postfächern und sammelt oder überträgt ansonsten keinerlei Daten. Basisversion mit einigen Sicherheitsfunktionen kostenlos, Vollversion kostenpflichtig.
  • Als E-Mail-Dienst empfehlen wir die kostenpflichtigen Dienste posteo.de oder mailbox.org, die optimale Privatsphärebedingungen bieten.

Fotogalerie

Diese Galerie-Apps empfehlen wir:

  • Fossify Galerie (F-Droid): Ein simpler Foto-Manager aus der Fossify-Reihe. Fossify ist ein Kollektiv aus freiwilligen Entwicklern, die unabhängige Varianten der "Simple Mobile Tools" zur Verfügung stellen. Simple Mobile Tools, früher unsere Empfehlung für schlanke und trackingfreihe Funktions-Apps, wurde 2023 verkauft. Wir erwarten daher, dass die Apps künftig mittels Werbung und Tracking monetarisiert werden. Man kann an Fossify spenden.
  • Aves (Playstore, F-Droid): Quelloffene, werbefreie App des Entwicklers Thibault Deckers. Bietet mehr Funktionen zur Bilderverwaltung als Fossify Galerie, unter anderem Geotagging mit OpenStreetMap.
  • Stingle Photos (Playstore): Quelloffene, werbefreie App der Firma Stingle Inc. mit Sitz in Delaware, USA. Bietet auch verschlüsselte Sync- und Backup-Optionen. Wer seine Fotos in Stingles Cloud sichern will, muss ab 1 GB bezahlen.

Messenger und Video-Chat

Diese Messenger-Apps empfehlen wir:

  • Signal (Play-Store, Website des Herstellers): kostenloser, quelloffener Messenger, von Whistleblower Edward Snowden empfohlen. Standardmäßig Ende-zu-Ende-verschlüsselt, bietet auch Videotelefonie. Einziges Manko: Erfordert eine Telefonnummer.
  • Threema (Play-Store): kostenpflichtiger, quelloffener Messenger, der ebenfalls über eine standardmäßige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für Einzel- und Gruppenchats sowie für Videotelefonie verfügt. Anonym nutzbar. Im Funktionsumfang der Business-Version Threema Work (Play-Store) steht er großen Konkurrenten wie Skype in nichts nach.
  • Senfcall (keine Installation, nur Video-Chat): Per Web-Zugriff unter senfcall.de nutzbar. Basiert auf der quelloffenen Software BigBlueButton, von Studierenden der Universitäten Darmstadt und Karlsruhe entwickelt. Server in Deutschland, nach Ende eines Meetings werden alle Daten gelöscht.

Kalender

Diese Kalender-Apps empfehlen wir:

  • Fossify Calendar (F-DroidPlay-Store): Schlanker Kalender ohne Schnickschnak aus der Fossify-Reihe. Fossify ist ein Kollektiv aus freiwilligen Entwicklern, die unabhängige Varianten der "Simple Mobile Tools" zur Verfügung stellen. Simple Mobile Tools, früher unsere Empfehlung für schlanke und trackingfreihe Funktions-Apps, wurde 2023 verkauft. Wir erwarten daher, dass die Apps künftig mittels Werbung und Tracking monetarisiert werden. Man kann an Fossify spenden.
  • Etar (F-Droid, Play-Store): Quelloffene, werbefreie App, entwickelt von dem arabischen Programmierer Suhail Alkowaileet. Die App kann komplett offline verwendet werden, unterstützt aber auch die Einbindung des Google-Kalenders und Exchange.
  • Kalenderchen (Play-Store): Diese Kalender-App für Android und Windows synchronisiert deinen Kalender über mehrere Geräte hinweg. Alle eingetragenen Daten werden Ende-zu-Ende-verschlüsselt online gespeichert. Um den Kalender dezentral zu nutzen, musst du unter kalenderchen.de einen Cloud-Kalender anlegen. Du erstellst dabei einen privaten Schlüssel (Passwort), den du für das Einrichten von Kalenderchen auf jedem Gerät benötigst. Kosten: Einen Kalender mit Synchronisationsfunktion gibt's für 1,50 Euro pro Monat, ohne Synchronisation genügt ein selbstgewählter Spendenbetrag. Für komplett anonyme Nutzung können Geldscheine per Post geschickt werden. Mehr Infos auf der Webseite.

Kontakte

Diese Kontakte-App empfehlen wir:

  • Fossify Contacts (F-Droid, Play-Store): Einfaches Adressbuch aus der Fossify-Reihe. Fossify ist ein Kollektiv aus freiwilligen Entwicklern, die unabhängige Varianten der "Simple Mobile Tools" zur Verfügung stellen. Simple Mobile Tools, früher unsere Empfehlung für schlanke und trackingfreihe Funktions-Apps, wurde 2023 verkauft. Wir erwarten daher, dass die Apps künftig mittels Werbung und Tracking monetarisiert werden. Man kann an Fossify spenden.
  • MyLocalAccount: Falls dein Gerät Kontakte nur im Google-Konto abspeichern kann und keinen lokalen Speicherort anbietet, kannst du mit Hilfe der App MyLocalAccount ein entsprechendes lokales Verzeichnis auf deinem Handy anlegen. Die App entwickelt ein österreichischer Programmierer, der unter dem Namen FJ Softwaredevelopment auch den von uns empfohlenen MyPhoneExplorer anbietet.
Hinweis: MyLocalAccount ist keine App zum Verwalten oder Beabeiten von Kontakten, sondern richtet nur einen Speicherort auf deinem Gerät ein. Wenn man sie installiert, erscheint kein App-Icon auf dem Startbildschirm. Gehe nach der Installation zu:Geräteeinstellungen > Konten > Hinzufügen und tippe in der Liste auf MyLocalAccount. Wenn du nun deine Kontakte-App öffnest und einen neuen Kontakt hinzufügst, solltest du eine Auswahl haben, den Kontakt entweder im Google-Konto anzulegen oder im MyLocalAccount-Konto.

Suche

Diese Suchmaschinen empfehlen wir:

Hinweis: Suchmaschinen-Apps bringen einige Nachteile mit sich – es handelt sich dabei um abgespeckte Browser-Apps, die mit der Sicherheit eines vollwertigen Browsers wie Firefox nicht mithalten können. Stattdessen empfehlen wir, die Suchmaschine deiner Wahl beispielsweise im Firefox-Browser als Standard festzulegen. Öffne dazu das Menü des Browsers und tippe auf den Punkt "Suche".

  • Startpage: Die niederländische Suchmaschine sucht in der Google-Trefferliste, ohne dass dabei Nutzer*innendaten zu Google gelangen. Die Suchmaschine speichert keine Daten über dich und bietet beim Öffnen von Webseiten einen anonymen Modus. Startpage kann als Suchmaschine für Browser eingestellt und als Webseite aufgerufen werden.
  • DuckDuckGo: US-amerikanische Suchmaschine, nutzt Ergebnisse von anderen Suchmaschinen, zum Beispiel Yahoo, Yandex und Bing. Speichert keine Suchanfragen und erstellt keine Profile. Erhältlich als App im Google Play-Store oder in F-Droid, als Suchmaschine für den Browser und als Webseite.
  • MetaGer: Wird vom Suma e.V. mit Sitz in Hamburg betrieben. Sie setzt auf konsequenten Datenschutz und zeigt transparent, aus welcher Quelle die Suchergebnisse kommen. Man kann Webseiten "anonym" aufrufen: Dabei wird die eigene IP-Adresse verschleiert und Tracking verhindert.
  • Suchfeld (F-Droid): Wenn du nicht auf das Suchfeld verzichten willst, das viele von der Google-Suche auf dem Startbildschirm gewöhnt sind, kannst du dieses mit der App Simple Search ersetzen. Installiere die App, stelle darin die Suchmaschine deiner Wahl ein und füge sie dann als Widget auf dem Startbildschirm hinzu. Hier geht's zur Video-Anleitung: Simple Search: Suchleiste für alle Suchmaschinen (Android).

Tastatur

Diese Tastatur-Apps empfehlen wir:

  • OpenBoard (F-Droid): Quelloffene, kostenlose, vollwertige Tastatur-App ohne Tracking und Werbung. Autovervollständigung, Autokorrektur und verschiedene Sprachen sind verfügbar. Wird von einer Gruppe freiwilliger Entwickler unterhalten - Unterstützer sind willkommen.
  • Typewise Offline Keyboard (Play-Store): Lokale Offline-Version der App "Typewise Keyboard", sendet keinerlei Daten. Entwickelt von einem Schweizer Start-up, das besonderen Wert auf intuitive Benutzbarkeit und wenige Tippfehler legt. Finanzierung durch App-Verkäufe, entsprechend hoch sind die Kosten: einmalig 25 Euro.
  • FlorisBoard (beta F-Droid): Quelloffene, kostenlose und vollwertige Tastatur-App des österreichischen Entwicklers Patrick Goldinger. Nach einer Unterbrechung soll das Projekt wieder aktiv vorangetrieben werden. Enthält interessante Features, wie Shortcuts, Sliding und viele Tastaturlayouts.
  • AnySoftKeyboard (F-Droid, Play-Store): Quelloffene App, die nicht ins Internet geht. Das deutsche Sprachpaket muss zusätzlich geladen werden (F-Droid, Play-Store). Derzeit von Entwickler Menny Even Danan aus New York City betreut, finanziert durch Spenden.

Telefon

Diese Telefon-App empfehlen wir:

  • Fossify Phone: (F-Droid, Play Store): Auch hinter dem Button, mit dem ihr einen Telefonanruf startet, steckt eine App. Dieser simple Dialer stammt aus der Fossify-Reihe. Fossify ist ein Kollektiv aus freiwilligen Entwicklern, die unabhängige Varianten der "Simple Mobile Tools" zur Verfügung stellen. Simple Mobile Tools, früher unsere Empfehlung für schlanke und trackingfreihe Funktions-Apps, wurde 2023 verkauft. Wir erwarten daher, dass die Apps künftig mittels Werbung und Tracking monetarisiert werden. Man kann an Fossify spenden.

Textbearbeitung

Alternative Textbearbeitungs-Apps:

  • Collabora Office (Play-Store, Direkt-Download als .apk): Diese quelloffene App für Android und iOS kann fast alles, was Sie von der Textbearbeitung am Desktop kennen: Verschiedene Schriftarten und -farben einstellen, Absätze formatieren sowie Grafiken und Fotos einfügen. Bearbeiten können Sie Dokumenttypen aus Microsoft Office und Libre Office. Die App erlaubt auch das Erstellen und Ändern von Tabellen und Präsentationen. Frei von Werbung und Tracking, keine unnötigen Berechtigungen. Kostenlose Version für Einzelnutzer*innen, Zusammenarbeit mit anderen kostenpflichtig.
  • Writer (Play-Store): App mit Lese- und Schreibfunktion für die meisten Formate. Wer ein Profil in der App anlegt, kann Dokumente teilen und gemeinsam mit anderen bearbeiten. Die App läuft aber auch offline und ohne Profil. Angeboten von der Software-Firma Zoho Corp. Die Nutzungsanalyse kann in den Einstellungen abgewählt werden.

Überflüssige Apps

Sie werden auch viele Apps auf dem Gerät finden, die Sie überhaupt nicht brauchen. Gehen Sie einmal durch die App-Liste und deinstallieren Sie konsequent alles, was für Sie überflüssig ist. Wenn Ihnen eine App nachträglich doch fehlt, können Sie sie einfach wieder neu aus dem Play-Store installieren. Wenn Sie bei einer App nicht sicher sind, was sie tut, starten Sie eine kurze Internetsuche.

Hinweis: Folgende Apps sollten Sie auf Ihrem Smartphone lassen, da sonst grundlegende Systemfunktionen nicht mehr ausgeführt werden können:

  • Google Play-Store
  • Google Play Dienste / Services
  • Android System WebView
  • Einstellungen
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Miriam Ruhenstroth

Begleitet mobilsicher.de seit der Gründung – zuerst als freie Autorin, dann als Redakteurin. Seit Januar 2017 leitet sie das Projekt, das 2020 um den AppChecker erweitert wurde. Davor arbeitete sie viele Jahre als freie Technik- und Wissenschaftsjournalistin.

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