Das sind die Google Play-Dienste
Sie taucht nicht im Handy-Menü auf, sie braucht hunderte Megabyte Speicherplatz und kaum jemand weiß, was sie eigentlich genau tut: die App „Google Play-Dienste“.
Auf handelsüblichen Android-Smartphones ist sie vorinstalliert. Direkt nach dem Einschalten eines neuen Smartphones wird die App aktiv - in dem Moment, in dem Nutzer*innen gebeten werden, sich mit einem Google-Konto anzumelden. Wer diesen Punkt überspringt, kann sein Android-Gerät nur eingeschränkt nutzen.
Hat man ein Google-Konto mit dem Gerät verknüpft, sind die Google Play-Dienste ständig im Einsatz. Denn alle Funktionen, die in irgendeiner Weise mit dem Google-Konto interagieren, benötigen die App. Dazu gehören unter anderem:
- Google Play-Store
- Gmail
- Google Fotos, Kontakte, Kalender
- Google Drive
Die App Google Play-Dienste wickelt die gesamte Synchronisation mit dem Google-Konto ab. Anwender*innen können bei einigen dieser Apps bestimmen, ob sie - mit Hilfe der Google-Play-Dienste - Daten ins Google-Konto übertragen möchten.
Schnittstelle für viele Gelegenheiten
Die Hauptaufgabe der Google Play-Dienste ist es, Schnittstellen zu den verschiedenen Diensten von Google und zu Hardware-Funktionen des Geräts bereitzustellen.
Möchte ein*e Entwickler*in, dass die eigene App auf einen dieser Dienste, zum Beispiel Google Maps, zugreifen kann, integriert er*sie die Google Play-Dienste-Bibliothek in die eigene App. Unter einer „Bibliothek“ versteht man hier eine Art vorgefertigten Programmbaustein, den Google zur Verfügung stellt, damit er die Kommunikation mit „Google Play-Diensten“ erledigt.
Den Programm-Code dieser Bibliotheken hält Google allerdings unter Verschluss. Daher sind Apps mit solchen Bestandteilen niemals vollständig quelloffen (Open Source).
Dieser Umstand wurde im Zusammenhang mit der Corona-Warn-App von Datenschützer*innen kritisiert. Die App selbst ist zwar quelloffen, allerdings ist sie auf eine Schnittstelle von Google angewiesen, für die die App Google Play-Dienste benötigt wird.
Ob eine App auf Google-Dienste zugreift, ist nicht immer zu erkennen. Es sind dafür keine besonderen Berechtigungen nötig. Einige Google-Dienste sind leicht zu erkennen, wenn sie integriert sind. Bindet eine Banking-App zum Beispiel Google Maps ein, um Bankautomaten in der Nähe anzuzeigen, können Nutzer*innen das in der App sehen. Dabei erfährt Google, dass sie diese App nutzen und welche Orte sie aufrufen.
Ob beispielsweise Googles Analysedienst (siehe unten) eingebunden ist, sieht man einer App dagegen nicht an.
Welche Daten erfassen die Google Play-Dienste?
Die Google Play-Dienste wickeln die Kommunikation zwischen Endgerät, Google-Konto und allen angesteuerten Google-Diensten ab. Dabei übermittelt die App viele Daten aus dem Gerät an Google-Server. Das sind einerseits die Daten, die für die jeweilige Funktion nötig sind. Zum Beispiel die Einträge aus dem Adressbuch, wenn dieses mit dem Google-Konto synchronisiert werden soll.
Je nach dem, welche Schnittstelle oder welcher Dienst angefordert wird, schickt die App noch weitere Daten aus dem Endgerät zu Google. Wenn eine App zum Beispiel die Bezahlabwicklung von Google nutzen will, erfassen die Google Play-Dienste unter anderem die Seriennummer des Gerätes, die SIM-Kartennummer, die E-Mail-Adresse des Google-Kontos sowie die IMEI - die Mobilfunk-Teilnehmerkennung. Weiterhin überträgt die App regelmäßig die Liste aller installierten Apps an den Play-Store, um nach neuen Versionen zu suchen.
Eine aktuelle Studie zur Corona-Warn-App beschreibt, dass beim Aufrufen der Google-Schnittstelle für die Kontakt-Nachverfolgung unter anderem die eigene Telefonnummer, die eindeutige Gerätenummer (IMEI), die WLAN-Mac-Adresse und die E-Mail-Adresse des Google-Kontos an Google übertragen werden.
Was die Play-Dienste alles können
Google bietet viele verschiedene Dienste an, die über die Google Play-Dienste angesteuert werden können. Hier eine Auswahl:
- Google Pay: Ermöglicht es, Zahlungen über die Google-Pay-Funktion abzuwickeln. Dabei können Nutzer*innen mit Kreditkarten bezahlen, deren Nummern sie im Google-Konto abgelegt haben.
- Google Analytics: Entwickler*innen können mit Hilfe der Play-Dienste Informationen darüber abrufen, wie ihre Apps genutzt werden.
- Google Drive: Die App kann Daten und Dokumente auf Google Drive speichern, statt lokal auf dem Gerät, oder in einer eigenen Cloud.
- Google Fit: Für Apps, die Daten mit Google Fit austauschen. Google Fit ist eine App von Google, die körperliche Betätigungen der Anwender anhand der Bewegungsdaten erfasst und auswertet.
- Google Maps: Der Karten und Navigationsdienst von Google, der ebenfalls Bewegungsdaten erfasst und in der Cloud speichert.
- Google Mobile Ads: Verknüpfung zum Werbenetzwerk von Google. Damit können Entwickler ihre Anwendungen über das Google Adsense werbefinanzieren.
- Google Nearby: Ermöglicht Nahbereichskommunikation mit Mobilgeräten, zum Beispiel um Visitenkarten auszutauschen, oder anderen Gerätschaften wie Park- oder Fahrkartenautomaten. Kann deaktiviert werden.
- Google Play Game Services: Spiele können auf die Google-Authentifizierung zugreifen und Spielstände zwischen Nutzer- Geräten austauschen. Kann deaktiviert werden, indem man die App deaktiviert.
- Kontakte: Diese App verknüpft die Kontakte auf dem Mobilgerät mit der zu Google Mail gehörenden Kontaktverwaltung.
- Ortsdienste und Aktivitätserkennung: Werden neben Google Maps und Google Fit auch von anderen Apps genutzt, die ortsbasierende Dienste wie Suche, GPS-Informationen in Fotos oder Navigation anbieten.
- Single Sign On ("mit Google anmelden"): Ermöglicht es, das Google-Konto zur Authentifizierung bei Diensten nutzen.
Die App hat ab Werk alle Rechte
Der große Funktionsumfang der Google Play-Dienste erfordert weitreichende Zugriffsberechtigungen auf das Android-Gerät. Die App kann theoretisch Telefonanrufe tätigen, Telefonate abfangen, sie hat Zugriff auf SMS und Chat-Nachrichten, kann auf kritische Hardware wie zum Beispiel die Standortsensoren, die Kamera, das Mikrofon und Netzwerkschnittstellen zugreifen und erhält Informationen über den internen Systemstatus.
Während Drittanbieter-Apps die Google Play-Dienste brauchen, um zum Beispiel Googles Kartenmaterial einzubinden, läuft die App Google Maps autonom. Sie benötigt die Play-Dienste nicht. Dasselbe gilt für die Google-Suche und für den Chrome-Browser. Diese Apps können aber Nutzer*innendaten an die Play-Dienste weiterreichen. Die Apps YouTube, Play-Store und manche anderen Google-Dienste funktionieren ohne die App Play-Services gar nicht.
Wenn Sie keine oder nur wenige Google-Apps und Google-Funktionen auf Ihrem Handy nutzen, können Sie der App Google-Play-Services versuchsweise ihre Berechtigungen entziehen. Sollten Apps oder Einstellungen auf Ihrem Smartphone danach Probleme melden, können Sie die Berechtigungen einfach wieder erteilen.
Google ganz loswerden?
Wer möchte, dass das eigene Smartphone ganz aufhört, Informationen an Google weiterzugeben, der muss sich von den Google Play-Diensten und von allen anderen Google-Apps trennen. In der Praxis bedeutet das, ein ganz neues Betriebssystem zu installieren, das ohne Google auskommt.
Eine beliebte Variante ist zum Beispiel das Android-basierte, alternative Betriebssystem LineageOS. Eine ausführliche deutschsprachige Anleitung zur Installation bietet der IT-Blogger Mike Kuketz. Wer sich die Installation selbst nicht zutraut, kann ein Gerät mit vorinstalliertem freien Betriebssystem kaufen. Eine Liste haben wir hier zusammengestellt.