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Ratgeber

Interaktions-App Padlet im Test

Ein Artikel von Miriam Ruhenstroth, Thorsten Baulig, veröffentlicht am 15.09.2020
Bild: CC0 Pixabay / geralt

Mit Padlet können Lehrer*innen für ihre Klassen digitale Pinnwände erstellen und sie zur gemeinsamen Bearbeitung teilen. Die App bindet mehrere Drittanbieter ein, mindestens einer davon erhielt in unserem Test Daten, die Nutzer*innen identifizieren können.

Das ist Padlet

Padlet ist eine Kooperations-App, mit der Inhalte in Form digitaler Pinnwände erstellt, geteilt und gemeinsam bearbeitet werden können. Die App wird auch in Schulen eingesetzt. Eine Beschreibung sämtlicher Funktionen finden Sie auf der Website des Deutschen Schulportals.

Die App ist für Android und iOS erhältlich, Anbieter ist die Wallwisher Inc. mit Sitz in den USA.

So funktioniert Padlet

Für den Einsatz in der Schule muss die Lehrkraft die App herunterladen und sich registrieren. Sie kann dann verschiedene Pinnwandformate anlegen und über einen QR-Code oder einen Link für ihre Kasse zur gemeinsamen Bearbeitung freigeben.

Um an der Pinnwand mitzuarbeiten, können die Schüler*innen den QR-Code in ihrer Padlet-App öffnen, ohne sich registrieren zu müssen. Alternativ kann der Link zur Pinnwand per E-Mail verschickt und anschließend im mobilen oder Desktop-Browser geöffnet werden. Die Mitarbeit an den Pinnwänden ist also auch ohne Installation der App möglich.

Um beliebig viele Pinnwände mit beliebig vielen Schüler*innen teilen zu können, benötigen Lehrer*innen die Pro-Version der App. Sie kostet 9,99 Euro im Monat oder 95,99 Euro im Jahr.

So haben wir getestet

Android

Den Test der Android-App (Version 122.0 vom 28. August 2020) haben wir mit einem Google Pixel 2 mit Android 10 durchgeführt, auf dem personalisierte Werbung erlaubt ist. Die App wurde einmal ohne Registrierung genutzt und ein Padlet per QR-Code aufgerufen. Im zweiten Durchlauf wurde ein Nutzer*innenkonto mit E-Mail-Adresse und Passwort eingerichtet und eine Pinnwand angelegt. Getestet wurde die Pro-Version im Probe-Abo.

iOS

Den Test der iOS-App (Version 122.0 vom 19. August 2020) haben wir mit einem iPhone 8 mit iOS 13.5.1 durchgeführt, auf dem personalisierte Werbung erlaubt ist. Die App wurde einmal ohne Registrierung genutzt und ein Padlet per QR-Code aufgerufen. Im zweiten Durchlauf wurde ein Nutzer*innenkonto mit E-Mail-Adresse und Passwort eingerichtet und eine Pinnwand angelegt. Getestet wurde die Pro-Version im Probe-Abo.

Wie wir Apps testen, zeigen wir in unserem Video App-Test live: Was tut eine App wirklich?

Diese Daten sendet Padlet

Die App baute eine Internetverbindung zum Anbieter der App (Wallwisher Inc.) sowie zu Internetadressen von sieben weiteren Unternehmen auf. Drei davon erhielten relevante Daten.

Kritisch bewerten wir vor allem den Datenversand an den Dienstleister Branch Metrics, der aus der App Informationen zusammen mit der Werbe-ID erhält. Über die Werbe-ID können die Informationen bestehenden Profilen zugeordnet werden. Dies geschieht auch im Gast-Modus ohne Registrierung.

Was die Werbe-ID genau ist und wie Sie Firmen ein Schnippchen schlagen können, lesen Sie hier: Werbe-ID ändern: So verwischen Sie Ihre Spuren

Relevante Daten erhielten außerdem Microsoft und Google. Microsoft erhielt den Namen des Mobilfunkproviders sowie User-Agent mit Build-Nummer. Google erhielt u.a. die Werbe-ID, die Hardware-ID und die IMEI-Nummer.

Folgende Internetadressen wurden kontaktiert, erhielten aber keine relevanten Daten: webhook.site, polyfill.io, indicative.com, alexametrics.com (Amazon).

Was genau sich hinter der IMEI-Nummer oder der Build-Nummer verbirgt, erfahren Sie in unserer Liste: Wichtige Identifier bei Android.

Sicherheit und Datenschutz

Alle Daten wurden im Test transportverschlüsselt versendet. Das heißt, dass gesendete Daten zwar theoretisch für den App-Anbieter, ohne Weiteres aber nicht für Dritte einsehbar sind.

Das in der App angelegte Konto ist standardmäßig für alle anderen Nutzer*innen sichtbar. Erstellte Padlets sind standardmäßig auf „geheim“ gestellt und nur über den Link zugänglich.

Die Datenschutzerklärung liegt nur auf Englisch vor. Am einfachsten findet man sie über die App-Seiten im Google Play-Store bzw. im App-Store. Sie gilt für alle Padlet-Produkte (Webseite, Apps, Blogs, Browser-Erweiterungen).

Der Anbieter weist darauf hin, dass Dienste, die Nutzer*innen auf einem Padlet einbinden (beispielsweise Videos von YouTube) ebenfalls Daten erheben. In diesen Fällen gelten die Datenschutzerklärungen der jeweiligen Dienste.

Wenn Nutzer*innen ein Landkarten-Padlet erstellen, können sie darauf ihren eigenen Standort eintragen. Dazu werden Standortinformationen abgerufen. Laut Datenschutzerklärung speichert Wallwisher diese Standortdaten nicht dauerhaft. Die IP-Adressen werden anonymisiert erfasst und nach 30 Tagen gelöscht.

Die eingebundenen Drittanbieter sind nicht namentlich genannt. Problematisch ist auch, dass Wallwisher sich vorbehält, Informationen über Nutzer*innen von Drittanbietern hinzuzukaufen.

Fazit

Padlet ist nicht als reine Lern-App konzipiert und dadurch vielseitiger und kooperativer als beispielsweise die Lern-App Socrative. Aus Datenschutzsicht können wir von ihrer Nutzung jedoch leider nur abraten.

Was die App Socrative kann und warum wir sie empfehlen, erfahren Sie in unserem Beitrag Lern-App Socrative im Test.

Lehrer*innen, die Padlet trotzdem nutzen möchten, empfehlen wir, die erstellten Pinnwände nur per Link mit ihren Schüler*innen zu teilen. Außerdem sollten Sie die Eltern darüber informieren, dass die Installation der Padlet-App für die gemeinsame Bearbeitung von Pinnwänden nicht notwendig und aufgrund ihres Datensendeverhaltens auch nicht empfehlenswert ist.

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