Das ist Open Source
Open Source heißt wörtlich übersetzt "quelloffen" und beschreibt damit eine wichtige Eigenschaft: Die Quelltexte von Open-Source-Software sind frei verfügbar und für jede Person einsehbar. Unabhängige Dritte können somit nachverfolgen, wie beispielsweise eine App arbeitet und was sie während des laufenden Betriebs tatsächlich tut.
So kann beispielsweise die Funktionsweise des Messengers Signal jederzeit von Fachleuten überprüft werden. Die App genießt dadurch ein großes Vertrauen in der Privacy-Community. Häufig nehmen Entwickler*innen quelloffener Software den Datenschutz sehr ernst und legen einen Fokus auf Sicherheit und Privatsphäre.
Die Quellenoffenheit unterscheidet Open-Source-Software von so genannter proprietärer Software. Das ist Software, deren Quelltexte geheim sind, wie beispielsweise beim beliebten Messenger WhatsApp. Niemand kann genau überprüfen, wie die Anwendung während des Betriebs auf dem Smartphone arbeitet. Das ist ein Betriebsgeheimnis – und die Nutzungsbedingungen und die Datenschutzerklärung vermitteln häufig nur eine grobe Ahnung dessen, was im Hintergrund passiert.
Neben der Offenlegung des Codes zeichnet sich Open-Source-Software durch weitere Eigenschaften aus, die in Lizenzen festgelegt sind. Bei diesen Eigenschaften wird auch von Freiheiten gesprochen, die zwischen der Autor*in des Programms und den Nutzer*innen vereinbart sind.
Diese Freiheiten sind:
- die Software darf ohne Einschränkungen benutzt werden,
- der Quellcode der Software muss verfügbar sei, um studiert werden zu können,
- die Software darf ohne Einschränkungen kopiert und ohne Zahlungsverpflichtungen weitergegeben werden,
- sie darf verändert und in veränderter Form weitergegeben werden.
Es gibt zahlreiche Lizenzen, die sich mitunter stark voneinander unterscheiden. Die vier genannten Punkte beschreiben übereinstimmende Freiheiten. Zu den bekanntesten Lizenzen gehören die GNU General Public License (GPL), die Berkeley-Software-Distribution-Lizenz (BSD) und die Apache-Lizenz.
Quelloffene und proprietäre Software haben gemeinsam, dass sie von Copyright oder Urheberrecht Gebrauch machen. Jedoch sind in den Lizenzen die oben aufgeführten Nutzungsfreiheiten festgeschrieben. Ebenso sind Open-Source-Angebote nicht zwingend kostenlos. Apps können Geld kosten oder es wird ein Entgelt für Vervielfältigung oder für Zusatzangebote erhoben.
Open Source: Anfänge und Philosophie
Der Begriff Open Source kam erstmals 1998 auf. Davor wurde von „freier Software“ gesprochen, die im Zuge einer Freien-Software-Bewegung seit den achtziger Jahren bekannt wurde. Freie Software galt als Gegengewicht zu Anwendungen mit stark beschränkten Lizenzen und geheimen Quelltexten von Software-Giganten wie Microsoft, die ab Ende der siebziger Jahre den Markt dominierten.
Ein wichtiger Schritt innerhalb der Freien-Software-Bewegung war die GNU General Public License (GPL). Sie wurde im Rahmen des Projektes um das Betriebssystem GNU Mitte der achtziger Jahre aufgesetzt. Die Lizenz schrieb erstmals bewusst spezifische Freiheiten zwischen Autor*in und Nutzer*in fest.
Davor gab es nur die Berkeley-Software-Distribution-Lizenz (BSD), die von der gleichnamigen kalifornischen Universität stammt. Diese Lizenz wurde für ein auf UNIX basierendes Betriebssystem verwendet. Beide Lizenzen sind bis heute Grundlage vieler Open-Source-Lizenzen.
Der mittlerweile populäre Begriff Open Source wird jedoch auch kritisiert: „Freie Software verfolgt eine politische Philosophie, Open Source ist eine Entwicklungsmethodologie", sagte Richard Stallman, Gründer des GNU-Projektes und der Free Software Foundation. Ein weiterer Kritikpunkt lautet, dass "quelloffen" nicht zwingend "frei" bedeutet. Anwendungen können auch als Open Source gelten, wenn die Quellcodes einsehbar, jedoch nicht veränderbar ist.
Vor- und Nachteile des Konzepts
Vorteile
- Unabhängigkeit: Open-Source-Systeme machen Nutzer*innen unabhängig von einem bestimmten Hersteller. Da der Quellcode offen ist, kann jede*r diesen einsehen, Fehler in der Anwendung oder bei Sicherheitsvorkehrungen offenlegen und beheben. Dazu stellen Entwickler*innen ihre Quelltexte auf Plattformen wie GitHub oder GitLab bereit.
- Möglichkeit zur Mitarbeit: Wer etwas zur Entwicklung beitragen möchte, kann Fehler melden, Anmerkungen machen oder nach offenen Problemen suchen. Darüber hinaus haben etablierte Open-Source-Projekte eigene Websites, auf denen das Projekt verwaltet wird und Möglichkeiten zur Mitarbeit bestehen.
- Schwarmintelligenz: Engagieren sich viele durch eigenständiges Schreiben oder mit Hinweisen, können Fehler schneller gefunden und behoben sowie Anwendungen kontinuierlich optimiert werden.
Nachteile
- Kümmert sich nach der ersten Entwicklung niemand mehr um eine Anwendung, kann diese schnell veralten, schlecht funktionieren oder unnötige Berechtigungen enthalten.
- Es gibt häufig weder Garantien noch einen klassischen Support bei Open-Source-Angeboten. Hier kann jedoch die Community helfen.
- Ein ideeller Nachteil von quelloffener Software ist, dass freie Software oder Teile davon von Firmen auch für geschlossene und kommerzielle Anwendungen genutzt werden kann.
Wo finde ich quelloffene Apps?
Eine wichtige Adresse für quelloffene Apps für Android ist der App-Store F-Droid, den es seit 2010 gibt. Dort stehen mehr als 4.000 Apps zum Download zur Verfügung (Stand 2022). Quelloffene Apps gibt es auch im Google Play Store, sie sind dort aber nicht entsprechend gekennzeichnet. Man muss vorher wissen, was man sucht oder die App-Beschreibungen durchforsten.
Die Auswahl an quelloffenen Apps für das iPhone-Betriebssystem iOS ist deutlich kleiner. Beispiele für quelloffene iOS-Apps sind der Messenger Signal, der Werbeblocker AdGuard und die Navigationsapp OsmAnd.
Open Source hat viele Gesichter
Über die Jahrzehnte ist dank ehrenamtlicher Programmierer*innen und gemeinnütziger Organisationen ein großes Angebot an Open-Source-Software entstanden. Bekannte Anwendungen wie der Browser Mozilla Firefox sind quelloffen.
Auch das Betriebssystem Android gilt als quelloffen, weil es auf quelloffenen Komponenten basiert. Seit 2005 gehört die Marke Android dem Google-Konzern, der die Entwicklung bestimmt. Google macht Teile des Codes im Rahmen des „Android Open Source Project“ verfügbar, bestimmte Funktionen und Google-Dienste sind davon aber ausgeschlossen.
Die meisten Smartphone-Hersteller nutzen daher offizielle Google-Versionen von Android auf ihren Geräten. Dafür fallen seit einiger Zeit Lizenzgebühren an.