Ratgeber

Social-Media-App TikTok kurz vorgestellt

Ein Artikel von , veröffentlicht am 14.07.2020, bearbeitet am20.02.2024
Foto: antonbe auf Pixabay CC0

Im sozialen Netzwerk TikTok können Nutzer*innen Selfie-Videos hochladen. Die App startete mit Musik, inzwischen gibt’s auch Inhalte zu Comedy, Reisen und mehr. Bei Jugendschutz und Datensicherheit stand TikTok oft in der Kritik. Ein Überblick.

TikTok ist ein Video-Dienst mit Social-Media-Funktionen. Nutzer*innen können mit der App Musik- und Comedy-Videos aufnehmen, teilen und kommentieren. Der Dienst wächst seit 2018 rasant. Bei Jugendlichen zählte er 2023 zu den drei wichtigsten Apps und hat damit YouTube und Snapchat überholt (Quelle: JIM-Studie 2022).

TikTok: Eckdaten

  • Anbieter ist die chinesische Firma Beijing Bytedance Technology Ltd. In China wird der Dienst unter dem Namen Douyin betrieben.
  • Weltweit hatte die App 2023 rund 1,92 Milliarden aktive Nutzer*innen pro Monat (Quelle), 20,9 Millionen waren es in Deutschland (Quelle).
  • Ursprünglich erlaubte TikTok Videos von maximal 15 Sekunden Länge, inzwischen können Videos bis zu 10 Minuten dauern.
  • Nutzer*innen können mit echtem Geld digitale „Geschenke“ kaufen und ihren Idolen schicken. Diese Geschenke können von den Empfänger*innen nicht in Geld umgetauscht werden. TikTok vergibt stattdessen nach einem eigenen Algorithmus "Diamanten" an Nutzer*innen, wenn diese zum Beispiel an Aktionen teilnehmen, besonders erfolgreich sind oder viele Geschenke bekommen. Diamanten können in echtes Geld umgetauscht werden. So können Nutzer*innen ihren Erfolg monetarisieren. Wieviel Geld es für Diamanten gibt und wer wieviele bekommt, entscheidet TikTok.
  • Unternehmen können auf TikTok Werbung schalten, eigene Videos bewerben oder einen Shop betreiben.

Kritik und Sperrungen

Ende 2022 deckte unter anderem das US-Wirtschaftsmagazin Forbes auf, dass TikTok-Mitarbeiter*innen Zugriff auf persönliche Daten von Nutzer*innen in den USA hatten. TikTok räumte ein, dass mehrere Journalist*innen, die über TikTok berichteten, gezielt über die App getrackt worden waren.

Der Vorfall bestärkte die Sicherheitsbedenken vieler Länder gegenüber der App und führte zu Einschränkungen. So darf TikTok in den folgenden Ländern nicht mehr auf Diensthandys der Regierung genutzt werden: USA, UK, Kanada, Neuseeland, Taiwan, Frankreich, Dänemark, Belgien und die EU-Institutionen. In Deutschland ist die App auf den Diensthandys der meisten Behörden ebenfalls nicht erlaubt. In Indien, Afghanistan sowie im US-Bundesstaat Montana (ab 2024) ist TikTok ganz verboten. Als Grund wird in den meisten Fällen die Nähe des Unternehmens zur chinesischen Regierung aufgeführt, die sich mit Hilfe der App Zugriff auf Nutzer*innendaten und Geräte verschaffen könnte.

Ende 2019 musste TikTok sich dem Vorwurf diskrimierender Moderationsregeln stellen: Videos von queeren und dicken Nutzer*innen sowie von Menschen mit Behinderung wurden laut einer Recherche von netzpolitik.org in der App versteckt. Auch Inhalte, die sich kritisch gegenüber der Regierung in Peking äußern, wurden laut Guardian wegmoderiert.

Bereits 2018 stand die Plattform, die damals noch Musical.ly hieß, in der Kritik, nicht ausreichend gegen pädophilen Missbrauch vorzugehen. mobilsicher.de konnte 2018 zahlreiche Videos dokumentieren, in denen sich sehr junge Mädchen aufreizend darstellten. Fans dieser Videos waren Nutzer, die die Mädchen anspornten und Sammlungen ihrer Videos anfertigten, um sie untereinander zu tauschen.

Datenschutz

Die Datenschutzerklärung von TikTok informiert erstaunlich verständlich und umfassend darüber, welche Daten der Dienst erhebt und verwendet. Neben sämtlichen Informationen, die du selber in der App angibst, erfasst TikTok auch den ungefähren Standort, eindeutige Kennnummern des Gerätes und andere technische Daten. Alle erfassten Daten können mit anderen Firmen des Konzerns geteilt werden.

TikTok informiert auch darüber, dass aus den erfassten Daten Informationen abgeleitet werden, zum Beispiel Interessen, Geschlecht und Alter. Weiterhin erfasst und analysiert TikTok das Tastenanschlagsmuster. Wenn man das Adressbuch für TikTok freigibt, erfasst der Dienst nicht nur die Telefonnummer, sondern auch Namen und E-Mail-Adressen aller Kontakte.

Ähnlich wie Facebook und Google bietet auch TikTok inzwischen Softwarebausteine an, die andere App-Anbieter und Webseitenbetreiber in ihre Produkte einbauen können. Zum Beispiel, um eigene Inhalte direkt auf TikTok zu teilen, um Werbung zu schalten oder um sich mit den TikTok-Accountdaten einzuloggen. Diese Bausteine erfassen ebenfalls Nutzerdaten und senden diese direkt an TikTok. Weiterhin erfasst TikTok Daten über dich von anderen Diensten, zum Beispiel, wenn du dich mit deinem Google- oder Facebook-Konto bei TikTok anmeldest.

Unser Fazit: TikTok sammelt, analysiert und verknüpft viele Daten und leitet persönliche Merkmale daraus ab. Wer solche Details nicht mit einem Konzern teilen möchte, sollte den Dienst nicht nutzen. Allerdings unterscheidet sich TikTok dabei nicht von dem, was die entsprechenden Plattformen von Meta (Facebook, Instagram) und Google (YouTube) tun.

Tipps zur sicheren Nutzung

  • In der Standardeinstellung ist die App an den meisten Punkten auf maximale Öffentlichkeit gestellt. So sind alle Inhalte, die du hochlädst, für alle sichtbar, können von allen kommentiert, heruntergeladen und von anderen Nutzer*innen in ihren Videos eingebaut werden (Duett, Stitches). Fast alle diese Punkte lassen sich ändern. Wir empfehlen, die Einstellungen zur Sichtbarkeit sorgfältig zu konfigurieren.
  • Gibt man bei der Anmeldung ein Alter zwischen 13 und 15 Jahren an, so gelten für diesen Account bestimmte Einschränkungen. Diese Accounts sind per Voreinstellung privat, Videos können nicht heruntergeladen werden und Kommentare können für einzelne Videos abgeschaltet werden. Direkte Nachrichten und das Kaufen von Münzen sind ebenfalls nicht möglich. Für Nutzer*innen zwischen 16 und 17 Jahren sind die Voreinstellungen nicht ganz so streng, aber auch etwas weniger öffentlich als die Konten für Erwachsene. Wir empfehlen, diese Jugendschutzeinstellungen zu nutzen.
  • TikTok bietet die Möglichkeit, ein Erwachsenenkonto mit einem Kinderkonto zu koppeln. Damit lassen sich unter anderem Nutzungszeiten einstellen. Wenn Sie diese Option nutzen, sollten Sie Ihr Kind sehr offen über Ihre Zugriffsmöglichkeiten informieren.
  • Obwohl TikTok Inhalte inzwischen deutlich schärfer moderiert und ein voll entwickeltes Block- und Meldesystem hat, sind Nutzer*innen auch auf dieser Plattform nicht vor Mobbing, sexuellen Anbahnungen, pornografischen- und gewalthaltigen Inhalten geschützt. Eltern empfehlen wir, wie bei allen Social-Media-Diensten: Sprechen Sie mit Ihrem Kind vorab über mögliche Gefahren. Erklären Sie typische Annäherungsstrategien ("Cyber-Grooming"): Überbordendes Lob, Aufforderungen, mehr Haut zu zeigen und Versprechen von Ruhm und Geld sollten Alarmsignale sein. Vereinbaren Sie feste Regeln, welche Videos gepostet werden dürfen.
  • Videos, die du per Direktnachricht (DM) schickst, können leicht auf anderen Plattformen weiterverbreitet und nicht mehr zurückgeholt werden. Aufforderungen, freizügige Videos per DM zu schicken, sollten ein Alarmsignal sein. Dasselbe gilt für die Aufforderung, die Kommunikation auf eine andere App zu verlegen.
  • Kinder unter 13 Jahren haben auf TikTok nichts zu suchen. Auch Jugendliche sollten dort nicht ganz unbeaufsichtigt sein.

Melden und Blockieren

Beiträge Melden: Tippe auf den Beitrag und halte den Finger länger gedrückt. Es öffnet sich ein Menü, in dem du den Punkt "Melden" auswählen und einen Grund angeben kannst. Der Beitrag wird dann von TikTok überprüft und eventuell entfernt.

Nutzer*innen blockieren: Profil aufrufen – oben rechts auf das Pfeil-Symbol tippen – auf „Sperren“ tippen. Das Profil erfährt dabei nicht, dass du es blockiert hast, es kann dein Profil aber nicht mehr auffinden und kann dir keine Nachrichten mehr senden.

Nutzer*innen melden: Profil aufrufen – oben rechts auf das Pfeil-Symbol tippen – auf „Melden“ tippen – Grund auswählen.

Grundsätzlich gilt: Durch Updates der jeweiligen Apps kann es passieren, dass die vorgenommenen Einstellungen sich auf einen alten oder neu vom Anbieter gesetzten Standard zurücksetzen. Die Einstellungen sollten deshalb regelmäßig überprüft werden.

 

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