Über Smartphones regeln wir unser ganzes Leben – wir nutzen sie nicht nur für E-Mails und Chats, sondern zum Beispiel auch fürs Banking und als Fotoarchiv. All diese persönlichen Informationen können Begehrlichkeiten wecken.
Dabei geht die Gefahr nicht nur von Cyberkriminellen, sondern auch oft von Personen aus dem eigenen Umfeld aus. Vor allem in schwierigen Partnerschaften, etwa mit einem eifersüchtigen oder gewalttägigen Partner, kann das Smartphone zur Gefahr werden. Es gibt sogar eigens entwickelte Programme, die der Überwachung dienen – so genannte Stalkerware oder auch Spyware.
Bemerkbar macht sich das zum Beispiel bei den Hilfseinrichtungen für Betroffene von Gewalt und Stalking. Diese berichten zunehmend von Fällen, bei denen Smartphones überwacht werden.
So schreibt der Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (bff) in einer Expertise zum Thema Digitalisierung geschlechterspezifischer Gewalt: "Das häufigste Problem ist, dass Frauen, die von häuslicher Gewalt oder Stalking betroffen sind, jetzt auch davon ausgehen müssen, dass sich auf ihrem Smartphone Spyware befindet."
Stalkerware für den Massenmarkt
Bei Stalkerware handelt es sich um Programme, die in der Lage sind, nahezu alles mitzuverfolgen, was auf dem überwachten Telefon passiert: Telefon- und Standortverlauf, gespeicherte Fotos und Videos und welche Apps wann genutzt werden. Selbst Telefonate können mitgehört, Chat-Verläufe von Messengern wie WhatsApp mitgelesen werden. Mit einigen Programmen lassen sich Mikrofon und Kamera von der Ferne aktivieren - damit wird das überwachte Gerät im wahrsten Sinne des Wortes zur Wanze.
Damit das möglich ist, muss der Überwacher oder die Überwacherin die Stalkerware-App auf dem Smartphone der Zielperson installieren. Dann kann er oder sie sämtliche Daten vom Zieltelefon einsehen, zum Beispiel per App oder über ein Online-Konto auf der Webseite des Anbieters.
In den vergangenen Jahren sind Unternehmen wie Flexispy Ltd. oder MTechnology Ltd. entstanden, die solche Stalkerware frei verkaufen. Die Ansprache auf ihren Webseiten richtet sich oft gezielt an eifersüchtige Partner.
Diese Stalkerware-Apps sind nicht sehr teuer. Der Marktführer FlexySpy bietet eine Basisversion für rund 50 US-Dollar in Monat an, für die "extrem"-Version werden 119 Dollar fällig. Andere Anbieter, wie etwa Hoverwatch, bieten Basisversionen schon ab 30 US-Dollar im Monat an (Stand November 2024).
Die einschlägigen Spionage-Apps haben keinen Zutritt zu Apples App-Store und auch nicht zum Google Play Store, sondern man bekommt sie nur direkt beim Hersteller.
Handy-Spionage ist verboten
Während der Einrichtung einer solchen Überwachungs-App sichern sich die meisten Anbieter über die Nutzungsbedingungen rechtlich ab. Sie lassen sich zusichern, dass ihr Produkt das Smartphone entweder mit Wissen und Zustimmung der Zielperson oder im Rahmen der elterlichen Erziehung ausforscht. Dass dies nur in den wenigsten Fällen der Realität entsprechen dürfte, ist klar.
Die heimliche Spionage auf dem Smartphone eines Partners ist verboten. Wer ein Smartphone ausspioniert, für den oder die kommt mindestens eine Verurteilung nach Paragraf 202b des Strafgesetzbuches – das Abfangen von Daten – infrage. Allein dafür können bis zu zwei Jahre Haft verhängt werden.
Es kommt auch vor, dass Personen ihre Partner*innen zur Installation von Spionageprogrammen überreden und dazu manipulative Taktiken anwenden. Doch ein Recht auf private Informationen des Partners oder der Partnerin gibt es natürlich nicht.
Die Privatsphäre ist in der EU-Grundrechtecharta festgehalten und das Telekommunikationsgeheimnis wird auch durch die Eheschließung nicht aufgehoben.
Bildschirmsperre als starker Schutz
Um ein Smartphone mit einer Spionage-App zu infizieren, muss man physischen Zugriff auf das unversperrte Geräte haben. Der Angreifer muss das Gerät entsperrt in der Hand halten und genug Zeit haben, das Programm direkt darauf zu installieren.
Eine Bildschirmsperre, die niemand anders kennt, ist daher ein wirksamer Schutz. Eine starke Bildschirmsperre besteht aus mindestens sechs, besser aus acht Zeichen – die natürlich nicht das Geburtsdatum des Kindes oder der Hochzeitstag sein sollten.
Muster sind relativ leicht zu erraten, vor allem, wenn der Angreifer häufig die Gelegenheit zum Zuschauen hat. Auch biometrische Entsperrtechniken, wie der Fingerabdruck oder die Gesichtserkennung, sind weniger sicher – in gewaltsamen Partnerschaften können sie leicht erzwungen werden.
iPhones sind schwer zu überwachen
Bei iPhones mit aktuellem Betriebssystem sind die Möglichkeiten von Spionage-Apps deutlich begrenzt. Apple verhindert die Installation von Überwachungsprogrammen bei den neuesten Geräten vollständig, bei älteren Geräten ist sie zumindest nicht dauerhaft möglich. In diesem Fall muss die Installation nach jedem Abschalten oder Neustart des Geräts erneuert werden. Dazu muss der Angreifer wieder physischen Zugriff auf das Gerät erlangen.
Ihr solltet allerdings darauf achten, für das iPhone eine starke Bildschirmsperre und eine Apple-ID zu verwenden, deren Passwort nur ihr kennt. Denn wenn ein Bedroher deine Apple-ID und das Passwort kennt, kann er eventuell Zugang zu deiner iCloud erlangen und darüber Anrufprotokolle, Bilder und den Standort überwachen.
Android: So findest du Spionage-Apps
Weil es bei Android möglich ist, Apps auch aus anderen Quellen als dem Google Play Store zu installieren, ist eine Infektion generell einfacher als bei iPhones.
Einen gewissen Schutz bietet Googles eigene Sicherheitsfunktion "Google Play Protect", die standardmäßig auf Android-Geräten aktiv ist. Die Funktion überprüft regelmäßig, ob es sich bei installierten Apps um Schadprogramme handelt. Da Spionage-Apps im Grunde Schadprogramme sind, schlägt Play Protect in der Regel auch bei diesen Produkten an.
Bei Spionage-Apps wie FlexiSpy muss die Funktion daher vor der Installation deaktiviert werden. Falls die Funktion also auf deinem Handy deaktiviert ist, hat vermutlich jemand versucht, das Smartphone zu manipulieren.
So überprüfst du es:
- Öffne im Play-Store das Menü (Klick auf das Account-Icon oben rechts)
- Wähle den Punkt "Play Protect"
- Falls die Funktion aktiv ist, dann tippe auf "Scannen", um kürzlich installierte Apps zu überprüfen.
Es kann sein, dass Play Protect eine Spionage-App nicht auffindet. In diesem speziellen Fall kann eine Sicherheits-App von einem Drittanbieter sinnvoll sein. Wir empfehlen diese Produkte normalerweise nicht. Im Test der Redaktion konnten sie aber einige Spionage-Apps auffinden, die Play Protect nicht detektiert hat.
Es gibt noch andere Wege, Spionage-Apps zu finden, zum Beispiel, indem man prüft, welche Apps Zugriff auf die Bedienungshilfen haben. Es ist aber nicht immer einfach herauszufinden, welche Apps legitim sind und welche nicht.
Hol dir Hilfe
Du hast jemanden in deinem Umfeld, der Dinge über dich weiß, die er eigentlich nicht wissen kann? Du hast mit den oben genannten Sicherheits-Apps aber nichts gefunden? Es gibt neben Spionage-Apps noch viele andere Möglichkeiten der digitalen Überwachung. Hol dir professionelle Hilfe bei einer Beratungsstelle in deiner Nähe.Tipps: So kannst du dich vor Stalkerware schützen
- Sichere dein Smartphone immer, auch zu Hause, mit einer starken Bildschirmsperre.
- Das eigene Passwort zu teilen, ist kein Liebesbeweis. Geheime Passwörter des Partners oder der Partnerin zu akzeptieren, ist ein Zeichen von Respekt.
- Zweifel könnten angebracht sein, wenn dir plötzlich ein neues Smartphone, etwa als Geschenk, überreicht wird. Hier könnte die Überwachungssoftware vorinstalliert sein. Einige Hersteller bieten sogar komplett mit Stalkerware vorkonfigurierte Geräte zum Kauf an.
- Prüfe bei Verdacht, ob auf dem Android-Gerät die Funktion „Play Protect“ aktiv ist (siehe oben) und / oder lasse das Gerät mit einem Antivirenprogramm scannen.
- Vorsicht Hintertür: Auch über ein Google-Konto oder über die iCloud von Apple kann ein neugieriger Partner oder eine Partnerin Informationen abgreifen.