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Ratgeber

Navi-Apps im Check: Waze – nicht zu empfehlen

Ein Artikel von Miriam Ruhenstroth, veröffentlicht am 21.09.2018

Die Navigations-App Waze bezieht Geo- und Verkehrsdaten von seiner Community – ist aber ein rein kommerzielles Produkt. Der Dienst schaltet Werbung und speichert den Standortverlauf der Nutzer*innen dauerhaft.

UPDATE

Das ist Waze

Bei der Navigations-App Waze spielen die Nutzer*innen die zentrale Rolle. Sie haben durch ihre Nutzung den Geodatensatz des Dienstes aufgebaut und können die Karten auch selbst verbessern und ergänzen.

Dennoch ist Waze ein rein kommerzielles Produkt. Alle nutzergenerierten Inhalte gehören der Waze Mobile Ltd., die seit 2013 zum Google-Konzern gehört.

Die App bietet neben der Navigation auch Informationen über die Verkehrslage und Nutzer*innen können miteinander Kontakt aufnehmen. Es gibt Werbung und bezahlte Karteninhalte (zum Beispiel bezahlte Pins, also etwa Markierungen für Restaurants) in der App. Zudem gibt es mit "Waze Carpool" einen kostenpflichtigen Zusatzdienst.

Die Software war früher quelloffen, das heißt, dass jeder den Programm-Code einsehen und auf Fehler prüfen konnte. Seit der Version 3.x ist der Programmcode unter Verschluss.

Die App ist kostenlos und für iPhones und Android-Geräte verfügbar. Eine Offline-Nutzung des Dienstes ist nicht vorgesehen. Die App hat im Google Play-Store mehr als 100 Millionen Downloads.

Hinweis: Leider konnten wir die Datenübertragung der App aufgrund der starken Verschlüsselung nicht testen. Die folgenden Informationen beruhen auf Angaben von Waze, vor allem aus der Datenschutzerklärung.

Waze speichert Standortdaten dauerhaft

Die App funktioniert nicht ohne die Berechtigung, auf den Standort zuzugreifen. Der Dienst erfasst und speichert Standortdaten und gefahrene Routen, bis man sein Konto löscht. Sie können über das Nutzerkonto angesehen werden. Es gibt keine Möglichkeit, diese Speicherung abzustellen. Wer Waze häufig nutzt, kann damit ein mehr oder weniger vollständiges Bewegungsprofil bei dem Dienst ansammeln.

Damit unterschreitet Waze noch die Einstellungsmöglichkeiten von Google Maps, wo man zumindest der dauerhaften Speicherung von Standortdaten im Google-Konto widersprechen kann.

Alle Standort- und Nutzerdaten verwendet der Anbieter, um die eigenen Karten zu verbessern, die Verkehrslage abzubilden, um Verstöße gegen die Nutzungsbedingungen festzustellen und für Werbezwecke, wenn man dem zugestimmt hat.

Prinzipiell gilt: Sensible Daten wie das eigene Bewegungsprofil bei einem Online-Dienst zu hinterlegen, birgt immer ein Risiko. Strafverfolgungsbehörden können die Herausgabe erzwingen und die Daten können gestohlen werden.

Einstellungen und Datenschutz

Wer die App installiert, legt automatisch ein Nutzerkonto beim Dienst an. Dies geschieht auch dann, wenn man keinen Nutzernamen wählt. Waze nutzt dann eine eindeutige Kennnummer, die die App von Ihrem Gerät abruft, um Ihr Gerät zu dem Konto zuzuordnen. Welche ID das ist, sagt der Anbieter nicht, typischerweise wird dafür aber die Android-ID genutzt.

Der Dienst speichert laut Datenschutzerklärung alles, was man in der App tut und selber hochlädt und verknüpft es mit diesem Konto.

Standardmäßig können Andere das eigene Profil (Namen und Bild) auf der Landkarte sehen, wenn man in der Nähe ist. Ohne Nutzername wird dann nur „Wazer“ angezeigt. Man kann einstellen, dass man nicht mehr sichtbar ist.

Beim Start informiert Waze rechtskonform über erhobene Nutzerdaten und holt eine belastbare Zustimmung ein. Die Funktion, dass Waze auch Standortdaten erhebt, wenn man die App nicht nutzt, wird erst nach expliziter Zustimmung aktiv. Dasselbe gilt für personalisierte Werbung.

Nach eigenen Angaben arbeitet Waze mit Werbenetzwerken und Analysediensten zusammen und gibt dort jeweils die Android Werbe-ID weiter. Namentlich genannt sind Googles Werbenetzwerk Doubleclick und der Analysedienst Appsflyer.

Waze nutzt nach eigenen Angaben auch Informationen, die Werbepartner und Unternehmen der Google-Gruppe zur eigenen Werbe-ID gespeichert haben.

Woher stammen die Landkarten?

Der Dienst ist so aufgebaut, dass jede*r Nutzerin, der*die die App verwendet, permanent Geodaten in die Waze-Datenbank einspeist. So konnte der Anbieter nach und nach einen eigenen, globalen Geodatensatz aufbauen.

Für den Start nutzte Waze zum Teil frei verfügbare, rudimentäre Datensätze, zum Beispiel den TIGER-Datensatz für die USA. Neben dem passiven Aufbau der Datenbank können Nutzer die Karten auch aktiv verbessern und Meldungen einbringen, zum Beispiel über Verkehrskontrollen oder Unfälle.

Alle nutzergenerierten Geodaten und sonstigen Informationen gehören Waze. Der Dienst stellt seinen Datensatz nicht kostenlos anderen zur Verfügung, wie es etwa OpenStreetMap tut. Daten aus der Echtzeit-Verkehrserfassung von Waze fließen auch in Google Maps ein.

Unser Fazit

Waze gibt sich den Anschein eines Community-Projektes, ist aber knallharter Kommerz. Der Standort wird immer ausgelesen und dauerhaft bei Waze gespeichert. Daraus kann bei häufiger Nutzung ein Bewegungsprofil entstehen. Immerhin: Der Anbieter informiert rechtskonform und transparent über alles, was er tut.

Wer mithelfen will, Landkarten für alle zu verbessern, findet in OpenStreetMap den ehrlicheren Gemeinschaftsansatz. Wir empfehlen die darauf aufsetzende, datensparsame Karten-App Magic Earth.

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