News vom 24.08.2018

Kinder per App kontrollieren? Bloß nicht!

Ein Artikel von , veröffentlicht am 24.08.2018

Der Anbieter der Überwachungs-App „Spyfone“ ließ Daten von überwachten Geräten und Kunden ungeschützt im Netz. Der Dienst richtet sich gezielt an Eltern, die Ihre Kinder auf dem Handy überwachen wollen. Es ist der sechste Fall dieser Art in den letzten zwei Jahren. Ein Grund mehr, die Finger von Überwachungs-Apps zu lassen.

Jetzt ist es schon wieder passiert. Der Anbieter der Überwachungs-App „Spyfone“ hat mehrere Terrabyte Daten von überwachten Smartphones und von zahlenden Kunden ungeschützt und unverschlüsselt auf einem Amazon-Server im Netz liegen lassen.

Daten von überwachten Handys landen beim Anbieter

Hersteller vermarkten solche Überwachungs-Apps gezielt an Eltern, um die Smartphone-Nutzung ihrer Kinder zu überwachen. Sie funktionieren alle ähnlich: Zunächst wird eine Spionage-App auf dem überwachten Gerät installiert. Diese App sendet dann alle abgegriffenen Nutzerdaten an Server des Dienste-Anbieters, in diesem Fall „Spyfone“. Dort können die „Kunden“, zum Beispiel die Eltern, die Daten dann einsehen.

Spyfone: Über 2000 Kunden betroffen

Wie das US-Magazin Motherboard berichtet, hat ein Forscher die Daten von Spyfone-Kunden vergangene Woche in einer frei zugänglichen Datenbank im Internet gefunden. Sie enthielt Daten der überwachten Geräte: Bilder, Textnachrichten, Audio-Aufnahmen, Standortdaten, Facebook-Nachrichten und vieles mehr.

Die Daten von über 2.000 Kunden sind betroffen, mehr als 44.000 E-Mail-Adressen befinden sich in der Datenbank. Zudem war es dem Forscher möglich, auf das völlig ungeschützte Backend der Kundenverwaltung des Dienstes zuzugreifen. So konnte er auf sämtliche Kundendaten zugreifen, die Nutzer bei der Anmeldung hinterlegen.

Spyfone räumte die Datenpanne ein und hat nach eigenen Angaben betroffene Nutzer informiert.

Die Datenpanne von Spyfone ist kein Einzelfall. Innerhalb der letzten 18 Monate berichtete alleine Motherboard von sechs Fällen, in denen Anbieter von Spionage-Software gehackt wurden oder Nutzerdaten verloren haben.

Auch bei einvernehmlicher Nutzung gefährlich

Natürlich ist es schon aus ethischen Gründen vollkommen inakzeptabel, seinem Kind heimlich eine Spionage-App unterzujubeln. Spätestens ab einem Alter von 14 Jahren ist das auch rechtlich durchaus heikel.

Aber selbst nach Absprache und bei der Nutzung in gegenseitigem Einverständnis können wir von solchen Produkten nur abraten. Denn bei allen uns bekannten Angeboten dieser Art landen sämtliche Daten vom „überwachten“ Gerät zunächst mal bei dem Anbieter der App.

Und dort sind sie, wie der aktuelle Fall zeigt, eben alles andere als sicher.

Die Autorin

E-Mail

m.ruhenstroth@mobilsicher.de

PGP-Key

0x2F021121044527DC

PGP Public Key

Download als .asc

Fingerprint

BC80 45E0 3110 EA00 A880 0827 2F02 1121 0445 27DC

Miriam Ruhenstroth

Begleitet mobilsicher.de seit der Gründung – zuerst als freie Autorin, dann als Redakteurin. Seit Januar 2017 leitet sie das Projekt, das 2020 um den AppChecker erweitert wurde. Davor arbeitete sie viele Jahre als freie Technik- und Wissenschaftsjournalistin.

Weitere Artikel

Ratgeber 

Wie sicher ist Bezahlen per NFC?

Kontaktloses Bezahlen an der Kasse funktioniert fast überall - per Bankkarte oder per Handy. In manchen Punkten ist eine NFC-App sogar sicherer als eine EC- oder Kreditkarte. In unserem Ratgeber erfahren Sie, worauf Sie beim Bezahlen mit dem Handy achten sollten.

Mehr
YouTube-Video 

Jahresrückblick: 20 Lieblings-Apps der Redaktion

Das ganze Jahr über recherchieren wir für Sie datensparsame Alternativen zu den bekannten Marktführern. Hier sind unsere Lieblings-Apps 2020.

Ansehen
Ratgeber 

Was Sie über die Google-Suche wissen sollten

Google ist die mit Abstand meistgenutzte Suchmaschine. Sie ist auf fast allen Android-Geräten vorinstalliert und in vielen Browsern Standard. Die guten Suchergebnisse sprechen für sie - doch was man sucht, wird von Google genau ausgewertet.

Mehr
Ratgeber 

Firewall fürs iPhone: Lockdown kurz vorgestellt

Lange ließ Apple keine externen Werbeblocker zu. Inzwischen ist das Blocken unerwünschter App-Verbindungen auch auf iPhone und iPad möglich. Wir empfehlen die kostenlose und quelloffene Firewall-App Lockdown.

Mehr