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News vom 13.02.2018

Google trackt Standort auch offline

Ein Artikel von , veröffentlicht am 13.02.2018

Google erfasst den Standortverlauf von Android-Handys auch dann, wenn sie offline sind. Ohne Internetverbindung protokollieren die Geräte Standort- und Aktivitätsverlauf und senden diesen an Google, sobald wieder eine Verbindung besteht.

Sie wollen verhindern, dass Ihr Handy seinen Standort an Google überträgt - vielleicht nur für eine gewisse Zeit? Dann genügt es nicht, einfach die Internetverbindung zu unterbrechen oder den Flugmodus einzuschalten.

Denn während das Gerät offline und / oder im Flugmodus ist, kann es zwar keine Standortdaten versenden, es kann sie aber noch immer erfassen und zeichnet diese auf. Was bisher nicht so klar war: Sobald dann wieder eine Internetverbindung besteht, sendet es die gesammelten Daten über den "offline-Zeitraum" an Google.

Das ergab ein Test, den der Nachrichtensender Fox News vergangene Woche veröffentlichte. Die Reporter nutzen dafür zwei Android-Smartphones eines identischen Modells, die keine SIM-Karte enthielten und die nicht mit einem WLAN verbunden waren. Somit konnten die Geräte keine Verbindung zum Internet aufbauen. Bei einem der Smartphones war zudem der Flugmodus aktiviert.

Allerdings ließen die Reporter - in guter Fox-Manier - offen, ob sie die Funktion "Standort" (GPS, Genaue Standorterfassung) und die WLAN-Funktion selbst ebenfalls deaktiviert hatten. Vermutlich war das nicht der Fall. Die große Überraschung der Reporter, dass die Geräte ihren Standort ermitteln konnten, wäre dann kaum gerechtfertigt. Ist die WLAN-Funktion nicht deaktiviert, scannt das Gerät die Umgebung dennoch nach aktiven Netzwerken ab. Die Auswertung von WLANs ist einer von mehreren Faktoren bei der Standortbestimmung.

Interessant ist aber der Nachweis, dass diese Daten dann lokal auf dem Gerät gespeichert und nachträglich an Google gesendet werden, sobald wieder eine Internetverbindung besteht.

Orts-, Aktivitäts- und Sensorinformationen

Mit den präparierten Geräten spazierten die Reporter erst durch Washington und ließen sich dann mit einem Auto durch die Stadt fahren. Im Anschluss aktivierten sie die WLAN-Verbindung wieder. Über einen Mini-Hack konnten sie die Daten, welche die Geräte dann an das jeweils verknüpfte Google-Konto schickten, auslesen und entschlüsseln.

Kaum waren die Handys nach der Stadtrundfahrt wieder ans Internet angeschlossen, sendeten sie Daten an Google. Der Datensatz des Handys, das sich nicht im Flugmodus befand, enthielt 121 Ortsdaten, 130 Aktivitätsinformationen und 152 Messwerte vom eingebauten Luftdrucksensor. Das Gerät mit Flugmodus enthielt sogar noch mehr Ortsdaten und hatte die Tour ebenfalls fast lückenlos aufgezeichnet.

Google bestreitet nicht

Google hat die Datenerhebung auf Nachfrage von Fox News nicht bestritten. Google verweist darauf, dass man im Google-Konto die Funktion "Standortverlauf" deaktivieren kann. Dann erfasst Google keinerlei Geodaten vom verbundenen Gerät. Andere Dienste können aber weiterhin auf die Standortdaten des Gerätes zugreifen.

Allerdings ist Google immer wieder durch unerwartete und unerwünschte Datensammlungen aufgefallen. Im November 2017 berichtete das US-Magazin Qz.com beispielsweise, dass Android-Geräte Ortsdaten auch dann erheben und an Google schicken, wenn Nutzer die „Standort“-Funktion komplett deaktiviert haben. Statt auf GPS-Daten griffen sie auf Funkzellenortung zurück, bei der umliegende Mobilfunkmasten kontaktiert werden.

Ein Jahr zuvor fiel der Mobilsicher-Redaktion auf, dass sich Google in seiner Datenschutzerklärung das Rechte einräumt, Telefoniedaten zu protokollieren, so dass der IT-Konzern eine Art private Vorratsdatenspeicherung betreiben kann.

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