News vom 04.09.2019

Studie: Webseiten über Depression tracken Nutzer*innen

Ein Artikel von , veröffentlicht am 04.09.2019

Die Non-Profit-Organisation Privacy International mit Sitz in London hat Webseiten untersucht, die Informationen über Depression und Depressionstests anbieten. Die Ergebnisse der Studie sind bestürzend: 76 Prozent der Seiten binden Drittanbieter-Elemente für Marketing ein, vier Seiten teilen sogar die Antworten eines Depressionstests mit.

Webseiten mit Informationen zu spezifischen Erkrankungen, wie etwa Depressionen, haben eine besondere Verantwortung, wenn es um den Datenschutz geht. Denn alleine die Tatsache, dass man eine solche Seite besucht, lässt schon Rückschlüsse über die eigene Gesundheit zu.

Noch heikler wird es, wenn Nutzer*innen konkrete Angaben machen - zum Beispiel im Rahmen von Online-Tests, wie sie auf vielen Webseiten angeboten werden.

Die Londoner Non-Profit-Organisation Privacy International hat insgesamt 136 beliebte Webseiten mit Informationen zu psychischen Erkrankungen und Depression untersucht, darunter 44 deutschsprachige. Wie die Studie zeigt, binden 76 Prozent der untersuchten Webseiten Elemente von Drittanbietern zu Marketingzwecken ein.

Diese Cookies (und ähnliche Elemente) folgen Nutzer*innen über verschiedene Webseiten hinweg und zeichnen auf diesem Weg Interessensprofile und Surfverläufe auf.

Wie Drittanbieter-Cookies funktionieren, erklären wir im Beitrag Tracking im Internet: Cookies, Cache & Co.

Testergebnisse mit Drittanbietern geteilt

Die deutsche Seite www.netdoktor.de bindet insgesamt 30 Drittanbieter ein und setzt das umstrittene Real-Time-Bidding ein. Dabei werden Informationen über den Seitenbesucher oder die Seitenbesucherin zusammen mit Stichworten zur besuchten Seite an potentiell Hunderte von Auktionsteilnehmern geschickt, die dann auf den angebotenen Werbeplatz bieten.

Vier der untersuchten Webseiten gingen so weit, Antworten und Ergebnisse aus Online-Depressionstests mit Drittanbietern zu teilen. Darunter war auch ein Angebot des National Health Service (NHS) in Großbritannien und ein Angebot der neuseeländischen Regierung zur Suizidvermeidung.

Die französische Webseite doctissimo.fr schickt die Testantworten unverschlüsselt an Drittanbieter, so dass jede*r im selben WLAN-Netz sie mitlesen kann.

Sie sind gefragt: Sichern Sie Ihren Browser gegen Tracking

Die Studie zeigt, dass Anbieter von Gesundheitsinformationen im Netz die Daten Ihrer Besucher*innen nicht ausreichend schützen. Hier sind Sie daher als Nutzer*in gefragt: Suchen Sie einen guten Browser aus und konfigurieren Sie ihn sorgfältig. Damit können Sie den Großteil des Trackings blockieren.

Wie Sie Ihren Firefox-Browser wasserdicht machen, erklären wir im Beitrag Firefox für Android richtig einstellen.

Ganz ähnlich sieht die Sache übrigens bei Apps aus – nur dass Nutzer*innen sich hier noch nicht mal per Browsereinstellungen gegen das Tracking wehren können: Wie eine Untersuchung von mobilsicher.de Anfang des Jahres zeigte, teilen auch solche Apps Nutzerinformationen mit Facebook und anderen Firmen, deren Nutzung Hinweise auf Gesundheit, religiöse Ansichten, sexuelle Orientierung und Parteizugehörigkeit geben.

All diese Informationen sind von der Datenschutz-Grundverordnung speziell geschützt.

Die Autorin

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Miriam Ruhenstroth

begleitet mobilsicher.de seit der Gründung – zuerst als freie Autorin, dann als Redakteurin. Seit Januar 2017 leitet sie das Projekt, das 2020 um den AppChecker erweitert wurde. Davor arbeitete sie viele Jahre als freie Technik- und Wissenschaftsjournalistin.

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