Wie das Wirtschaftsmagazin Bloomberg am Freitag meldete, soll Google Daten von Mastercard gekauft haben, um das Kaufverhalten von Kunden in Geschäften mit Online-Werbeanzeigen zu verknüpfen. Bloomberg beruft sich auf Aussagen von vier anonymen Informanten, die an den Verhandlungen zwischen Google und Mastercard beteiligt waren.
Google soll Millionen US-Dollar für die Daten bezahlt haben. Weder Google noch Mastercard informierten ihre Nutzer über die Vereinbarung. Google entwickelte mit den Daten ein neues Analyse-Werkzeug für Werbetreibende namens "Store Sales Measurement".
Firmen erhalten damit Informationen darüber, wie viele Kunden, die auf eines ihrer Werbebanner geklickt haben, innerhalb der nächsten dreißig Tage ein dazu passendes Produkt mit Mastercard in einem Geschäft bezahlten.
Google und Mastercard: "Keine persönlichen Daten sichtbar"
Eine Google-Sprecherin sagte Bloomberg, der Konzern habe eine spezielle Verschlüsselung entwickelt, so dass Google keinerlei personenbezogene Information aus den Kreditkartendaten sehen könne. Zudem können Google-Nutzer dem Tracking widersprechen, indem Sie die Werbeeinstellungen im Google-Konto entsprechend konfigurieren.
Mastercard gibt an, dass das Unternehmen lediglich aggregierte Daten über Käufe im Geschäft herausgebe. Rückschlüsse auf die Kaufhistorie eines einzelnen Nutzers seien nicht möglich, sagte ein Mastercard-Sprecher gegenüber Bloomberg.
Laut Insider-Informationen soll Google auch mit anderen Kreditkartenfirmen über das Werbe-Werkzeug gesprochen haben. Es ist aber unklar, ob es zu einer Vereinbarung kam. Bislang steht das Werkzeug nur einer kleinen Testgruppe von Werbetreibenden in den USA zur Verfügung.
Offline-Käufe auch über "Standortverlauf" getrackt
Google liefert mit dem neuen Tool Informationen, die von Werbetreibenden stark nachgefragt werden. Es ist nicht der erste Versuch des Konzerns, seinen Kunden derartige Daten anzubieten. Schon 2014 führte Google die Möglichkeit für Werbetreibende ein, Verknüpfungen zwischen Online- und Offline-Verhalten der Nutzer über die Standortdaten herzustellen.
Klickt ein Kunde auf ein Werbebanner und betritt danach ein zugehöriges Geschäft, so meldet Google das dem Werbetreibenden. Google erhält diese Informationen über die Standortdaten, die bei vielen Handybesitzern, die die Weitergabe nicht explizit abschalten, von Google erfasst werden.
Auch Googles eigener Bezahldienst, Google Pay (damals noch Wallet), habe ursprünglich den Zweck gehabt, Online-Werbung mit Offline-Käufen zu verknüpfen. Das berichtet Bloomberg unter Berufung auf einen Informanten, der den Dienst mit entwickelt hat. Offenbar hat das bislang aber nicht richtig funktioniert. Wie eine Sprecherin von Google sagte, seien Googles Bezahldienste nie für Werbemessungen verwendet worden.
Wie mobilsicher.de in seinem Bericht über Google Pay darlegt, könnte das aber durchaus noch passieren. Die Aussagen in der Datenschutzerklärung zu Google Pay legen nahe, dass der Konzern Bezahldaten durchaus für Werbezwecke analysieren will.