„Dass die Nutzung der BahnCard künftig nur noch digital möglich ist (...), grenzt in Zukunft einen Kreis von Verbraucher:innen aus“, schrieb die Verbraucherzentrale NRW vor wenigen Wochen.
Der Hintergrund: Anfang Dezember 2023 berichteten mehrere Medien, etwa die taz, von dem Plan der Bahn, dass es die BahnCard ab Mitte 24 nur noch digital geben solle. Da das Angebot beliebt ist, werde das tonnenweise Plastikkarten sparen: 30 Tonnen, laut Bahn. So weit, so grün. Aber das Problem ist die Umsetzung dieser Digitalisierung. Die Bahn wollte die BahnCard – so las es sich zunächst – künftig nur noch in der DB-Navigator-App anbieten.
Das würde bedeuten, dass neben all den Menschen ohne Smartphone auch all diejenigen außen vor bleiben, die bei der Digitalisierung nicht nur auf die großen Anbieter Apple und Google setzen. Ein Autor schrieb bei digitalcourage, es verbreite „der DB-Konzern hier wieder die irrige Annahme, dass etwas nur digital(isiert) ist, wenn es dafür eine eigenständige App gibt und ausschließlich über diese nutzbar ist.“
Nun doch auch ohne App
Wir haben bei der DB nachgefragt und tatsächlich gibt es nun neue Töne zu hören. Eine Sprecherin teilte uns auf Anfrage mit:
„...für die Jahresprodukte werden wir auch nach der Umstellung in der zweiten Jahreshälfte eine analoge Alternative anbieten. So wird dann im Zug ein Ersatzdokument – ob als PDF-Dokument in digitaler Form oder als Papier-Ausdruck – als BahnCard anerkannt werden.“
Für die dreimonatigen Probe-BahnCards wird es diese Alternative hingegen nicht geben, schreibt die Bahn-Sprecherin auf Nachfrage. Für diese kurzfristigen Zeiträume sind die Plastikkarten jetzt schon abgeschafft.
Wann genau der Alternativ-Weg zur Verfügung steht, ist laut der Bahn-Sprecherin auch noch unklar. Am Ende dieses Artikels findet ihr die Antwort der Bahn im vollen Wortlaut.
Digital, ja bitte. App-Zwang, nein danke!
Dass uns der alternative Weg außerhalb der App so wichtig ist, hat übrigens nichts mit analoger Nostalgie zu tun. Im Gegenteil: Digitalisierung, ja bitte. Aber warum soll man sich dabei alternativlos an bestimmte Unternehmen binden, wenn es auch anders geht? Wir haben hier schon mal eklärt, warum es wichtig wäre, dass man den DB Navigator auch außerhalb der App-Stores von Apple und Google bekommt. Wer seine App ausschließlich über Apples oder Googles Stores anbietet, stellt Nutzer*innen nämlich vor die Wahl: Entweder sie stimmen der weitreichenden Datenerhebung durch US-Konzerne zu oder sie verzichten ganz auf die App.
Auch wer die Dienste von Apple und Google gerne nutzt, sollte sich nicht komplett von ihnen abhängig machen. Insbesondere wenn es um zentrale Angebote des öffentlichen Lebens geht, wie etwa das Bahnfahren. Deshalb sind Alternativen so wichtig. Klar nutzt nur eine kleine Zahl der Menschen hierzulande alternative Betriebssysteme und verzichtet auf die Stores von Google und Apple. Aber so bleiben alternative Wege offen. Wer gerne Bahn fährt, weiß, wie wichtig das ist.
Hier die Antwort der Bahn im vollen Wortlaut
„Zum Thema BahnCard: Deutschland ist viel digitaler als man denkt. Digitale Services gehören für die ganz große Mehrheit der Menschen in Deutschland mittlerweile genauso zum Alltag wie bisher der Gang zum Supermarkt. Auch wir haben unsere digitalen Service- und Informationsangebote rund um das Bahnfahren in den letzten Jahren deutlich ausgebaut. Mittlerweile werden 84 Prozent aller Fernverkehrstickets digital über bahn.de oder die App DB Navigator gekauft. Vor 10 Jahren waren es noch 51 Prozent. Nun möchten wir auch unsere BahnCards auf digitale Produkte umstellen. Das hat für die Kundinnen und Kunden viele Vorteile, so können sie beispielsweise Anpassungen bequem selbstständig vornehmen. Vor allem ist digitale BahnCard immer und überall dabei und kann nicht mehr verloren gehen. Zudem leistet die digitale BahnCard einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit. Allein durch den Verzicht auf die analogen Karten wird die DB 30 Tonnen Plastik pro Jahr einsparen.
Bei allen Vorteilen, die die Digitalisierung für unsere Kund:innen birgt, ist uns eines ganz wichtig: Wir werden niemanden auf dem Weg zur Digitalisierung allein lassen. Unserer Beraterinnen und Berater in den Reisezentren und beim telefonischen BahnCard-Service werden umfassend geschult und stehen unseren Kundinnen und Kunden helfend zur Seite. Und für die Jahresprodukte werden wir auch nach der Umstellung in der zweiten Jahreshälfte eine analoge Alternative anbieten. So wird dann im Zug ein Ersatzdokument – ob als PDF-Dokument in digitaler Form oder als Papier-Ausdruck – als BahnCard anerkannt werden. Diese analoge Alternative in Form eines Papierausdrucks hat sich schon im Reisezentrum bei der Umstellung der Sparpreise auf digitale Tickets bewährt. Hier erhalten unsere Kund:innen auf Wunsch weiterhin ihr Ticket auf Papier ausgedruckt. Einen konkreten Zeitpunkt für die Umstellung kann ich Ihnen noch nicht nennen.
Zum DB Navigator: Bei der Entwicklung unserer App sind die Nutzerzahlen eine wichtige Kenngröße, so dass der DB Navigator – wie auch die meisten anderen Apps am Markt – für die Betriebssysteme iOS und Android und entsprechend im Apple Appstore und im Google Playstore verfügbar ist. Darüber hinaus steht allen Kund:innen unser Informationsangebot sowie die Buchung von Tickets über unsere Website www.bahn.de zur Verfügung. Die Website Bahn.de ist responsive gestaltet ist und daher auch mobile einfach nutzbar.“
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