Ratgeber

So verbinden Sie Ihr Gerät mit einer eigenen Cloud (Android)

Ein Artikel von , veröffentlicht am 24.02.2017

Von Haus aus ist Android darauf ausgelegt, Nutzerdaten mit Google-Servern zu synchronisieren. Dabei landen sehr viele Informationen beim Konzern. Die Alternative ist eine eigene Cloud. Wir zeigen, wie Sie wechseln.

Viele Anwender lehnen die Datensammlerei von Google ab – aus guten Gründen. Natürlich kann man sich einfach einen anderen Anbieter suchen und seine Daten auf dessen Server ablegen.

Amazon, Microsoft und viele andere große Firmen bieten dafür Lösungen an. Das Problem, dass die Daten damit in der Hand eines Unternehmens sind, das sie auswertet und Profile erstellt, ist damit allerdings nicht gelöst.

Hier stellen wir eine Lösung vor, bei der Sie weitgehend die Kontrolle über Ihre Daten behalten, aber trotzdem den Komfort genießen, von jedem Ort aus verschiedene Geräte über das Internet synchronisieren zu können.

Die Arbeitszeit (ohne Einrichten der ownCloud) beträgt etwa eine Stunde.

Eigene Ressourcen: OwnCloud und Nextcloud

Voraussetzung ist ein Speicherort im Internet, den man selber kontrolliert. Dies kann zum Beispiel ein eigener Server sein, den man von zu Hause aus betreibt. Auch wenn das technisch gar nicht so schwierig ist – es ist doch ein gewisser Aufwand.

Alternativ können Sie sich einen Platz auf einem Server mieten, den ein Profi betreibt. Um auf diesem Speicherplatz Dateien ablegen und verwalten zu können, muss dort ein entsprechendes Programm installiert sein. Die bekannteste Software dafür ist Nextcloud (oder ihr Vorgänger OwnCloud).

Viele Unternehmen bieten solche Serverplätze mit bereits vorinstallierter ownCloud oder Nextcloud an. Einige haben sich explizit dem Schutz der Privatsphäre verschrieben: Sowohl ownCloud als auch Nextcloud stellen eine Liste mit solchen Anbietern bereit.

Eine Übersicht mit deutschen Anbietern und zusätzlichen Details bietet das Onlinemagazin T3N. Je nach Bedarf gibt es die Dienste gratis oder mit zusätzlichem Speicherplatz und mehr Service für ein paar Euro.

Bei den meisten Anbietern kann man seine Cloud online in wenigen Minuten buchen, ein bis zwei Tage später ist sie dann freigeschaltet.

Eine App zum Synchronisieren: DAVx⁵

Für die Synchronisation von Kontakten und Kalender zwischen Endgerät und dem Speicherplatz im Internet kann man jede App nutzen, die das Protokoll „WebDAV“ beherrscht.

WebDAV ist eine Art Regelwerk, das definiert, wie zwei Geräte miteinander kommunizieren. Zu WebDAV gehören zwei spezialisierte Protokolle namens CardDAV für Kontakte und CalDAV für Kalender.

Erste Wahl unter Android ist dafür die App DAVx⁵, die im Google Play-Store für 3,99 Euro und bei F-Droid gratis erhältlich ist. Anbieter ist der kleine österrreichische Entwicklerbetrieb „Stockmann, Hirner GesnbR“.

Der Programmcode von DAVx⁵ ist für jede*n einsehbar, also quelloffen. Die App wird gut gepflegt und regelmäßig aktualisiert. Anders als so manche Alternative verwaltet die App sowohl Kontakte als auch Kalender.

Installieren Sie die App, richten Sie ein neues Konto für Kontakte und Kalender ein und verknüpfen es mit Ihrer ownCloud/Nextcloud. Wie es geht, zeigen wir mit Screenshots in unserer Anleitung So richten Sie die App DAVx⁵ ein (Android).

Kontakte und Kalender in die Cloud übertragen

Jetzt sind Kalender und Adressbuch eingerichtet und verwenden auf dem Androiden eine eigene, neu angelegte Datenbank. In den Einstellungen unter dem Punkt Konten erscheint diese Datenbank als neues Konto namens DAVx⁵.

In Ihrer Kalender-App auf dem Smartphone und auch in der Kontakte-App werden die Daten aus der DAVx⁵-Datenbank automatisch angezeigt. Andersherum funktioniert es allerdings nicht. Termine und Adressen, die auf Ihrem Smartphone-Kalender und in Ihrem Smartphone-Adressbuch stehen, befinden sich in einer eigenen Datenbank.

Von dort landen sie nicht automatisch in der DAVx⁵-Datenbank und damit in Ihrer Cloud. Gleiches gilt für Daten, die in ihrem Google-Konto stehen. Wie bekommen Sie diese Daten in ihr neues Heim? Dazu müssen wir sie zunächst exportieren.

1. Kontakte exportieren

Öffnen Sie die Kontakte-App auf Ihrem Android-Gerät und tippen Sie auf die drei Punkte am rechten Bildschirmrand (entweder oben oder unten), um das Menü zu öffnen.

Wählen Sie den Punkt Importieren/Exportieren. Es öffnet sich ein weiterer Dialog.
Wählen Sie nun In Speicher exportieren (manchmal auch mit auf SD-Karte exportieren beschriftet). Damit landen alle Kontakte in einer vCard-Datei. Verwendet wird somit ein Standard-Format, welches die meisten Programme für die Kontakteverwaltung lesen können. Merken Sie sich, in welchem Ordner und mit welchem Namen die Datei gespeichert wurde.

2. Kalender exportieren

Leider bieten die Standard-Kalender-Apps unter Android nicht immer eine entsprechende Export-Funktionalität. Wenn Sie im Menü der jeweiligen App nichts finden, müssen Sie stattdessen den Kalender auf den Google-Webseiten bemühen. Wie das geht, beschreibt die Google-Hilfe.

Auch hier wird glücklicherweise für den Export auf ein Standard-Format zurückgegriffen: iCalendar.

3. Kalender und Kontakte in ownCloud/Nextcloud importieren

Die exportierten Kontakte sind nun in einer Datei mit der Endung .vcf. Sie wird meist automatisch im Hauptverzeichnis der SD-Karte unter dem Namen „0001.vcf“ abgelegt, aber sie kann sich auch woanders befinden.

Diese .vcf-Datei sowie eine oder mehrere *.ics-Dateien für die Kalender, laden Sie nun zu Ihrer ownCloud/Nextcloud hoch.

Am besten übertragen Sie die betreffenden Dateien dafür auf Ihren Computer, zum Beispiel per USB-Kabel. Öffnen Sie dann einen Browser am Desktop und loggen Sie sich in Ihre ownCloud/Nextcloud ein.

Öffnen Sie die Kontakte-Funktion (Dropdown-Menü oben links). Tippen Sie auf das Zahnrad-Symbol unten links. Ganz unten erscheint die Schaltfläche „Importieren“. Tippen Sie darauf und wählen Sie die .vcf-Datei mit Ihren Kontakten aus.

Nun sehen Sie die Kontakte in Ihrer Cloud.

Synchronisieren

Wenn Sie jetzt die Synchronisation starten, landen die Daten von der Cloud im DAVx⁵-Konto auf Ihrem Smartphone. Wenn Ihr altes Adressbuch noch auf dem Smartphone ist, haben Sie Ihre Kontakte jetzt doppelt - einmal im alten Konto, einmal im DAVx⁵-Konto (mehr dazu im nächsten Punkt).

Tragen Sie neue Kontakte in der Cloud ein, landen sie automatisch im DAVx⁵-Konto auf Ihrem Gerät. Tragen Sie neue Kontakte in ihrer Kontakte-App auf dem Handy ein, werden Sie gefragt, ob diese im DAVx⁵-Konto, im lokalen Adressbuch oder im Google-Konto gespeichert werden sollen.

Wählen Sie DAVx⁵, wenn die Kontakte synchronisiert werden sollen. Analog funktioniert es für den Kalender.

Altes Konto aufräumen

Um zu sehen, in welchem Konto ihre Adressen momentan liegen, öffnen Sie einen Ihrer Kontakte und tippen Sie auf "Bearbeiten" (Stift-Symbol, meist oben rechts).

Liegen Ihre Kalender und Kontakte im Google-Konto? Dann können Sie diese Altlasten jetzt entsorgen. Am einfachsten geht dies über die Google-Webseite, wo Sie sich in Ihr Google-Konto einloggen und alle Kontakte und Kalender löschen.

Dann noch auf dem Smartphone unter Einstellungen > Konten die Synchronisation deaktivieren und Sie sind fertig.

Sind Ihre Adressen auch auf dem lokalen Adressbuch (Telefon oder Telefonkontakte) gespeichert? Dann kann es sich empfehlen, die Daten auch hier zu löschen - zum Beispiel, wenn Ihre App doppelte Kontakte anzeigt, oder wenn Sie einfach alle Kontakte sauber an einem Ort haben wollen.

Am besten ist es, dies vor einer neuen Synchronisation zu tun. Testen Sie aber DAVDroid unbedingt vorher.

OwnCloud und Nextcloud bieten auch Platz für Dateien, zum Beispiel Textdokumente oder Bilder. Beide Anwendungen bieten eine eigene App an, mit der Sie diese Dateien synchronisieren können – zu finden im Google Play-Store und bei F-Droid.

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