Reportage

Erfahrungsbericht: Einmal durch Zürich ohne mobile Daten

Ein Artikel von , veröffentlicht am 01.06.2023, bearbeitet am02.06.2023
Foto: Claudio Schwarz

Dass es im Ausland immer noch ohne mobile Daten geht, ist erstmal eine Herausforderung. Und dann befreiend.

Die Reise über die Schweizer Grenze ist ein bisschen wie ein Trip in die Vergangenheit. Denn im Nicht-EU-Staat Schweiz gilt: keine Daten-Flatrate fürs Handy über den deutschen Vertrag. Also kosten mobile Daten extra. Im Falle meines Anbieters Wetell sind es zwanzig Cent pro fünfzig Kilobyte oder ein Paket von fünfzig Megabyte für 14,99.

Kurzerhand entscheide ich mich: Das Geld spare ich mir und mache einen Selbstversuch, ob ich die zwei Tage in Zürich auch ohne mobile Daten schaffe. Denn wer darauf verzichtet, spart Strom und Emissionen.

Dabei habe ich drei Dinge gelernt:

Erste Erkenntnis: Ich verbrauche ganz oft Daten, ohne daran zu denken

Mein erster Gedanke war: Klar, ich komme doch auch ohne mobiles Internet locker durch. Ich lade mir im WLAN direkt die Offline-Karte des Stadtgebiets herunter. Das Ticket für die Bahn kaufe ich am Automaten. Und die Playlists auf Spotify für unterwegs sind auch offline auf dem Handy gespeichert. Wenn man in Zürich nicht mit Deutsch durchkäme, wäre auch ein Download der Sprachdatei in der Übersetzer-App eine gute Idee.

Trotzdem sind da immer wieder diese Moment, wo ich das mobile Internet ganz plötzlich vermisse. Zwischendurch checken, ob es gleich regnet? Geht nicht. Den Weg checken, wenn man sich verlaufen hat? Im Offlinemodus gibt Google Maps nur Wegbeschreibungen für Autos. Welche Bahnen fahren, muss man an der Haltestelle nachschauen.

Und spontan ein Auto über die Taxi-App bestellen. Auch Fehlanzeige. Das rächt sich am Abend: Als ich gemütlich spazieren gehen will, fängt es plötzlich an zu regnen. Der einzige Schutz, der mir bleibt: ein Baum. Zurück im Hotel muss ich das durchnässte Outfit wechseln.

Aber immerhin: Hier gibt es wieder WLAN!

Zweite Erkenntnis: WLAN ist nie weit

Wenn man durch Zürich spaziert, findet man immer wieder kostenloses WLAN. Sei es in einem Café, oder im Botanischen Garten. Die Anmeldung ist dort ganz unkompliziert mit einem SMS-Code erledigt.

Ich überlege mir genau, welche Infos ich aus dem Internet brauche, wenn ich weiter muss. Auch so eine Selbsterkenntnis: Ich bin daran gewöhnt, jede Frage dann beantworten zu können, wenn sie mir einfällt. Ohne mobile Daten muss ich besser vorplanen. Das ist ein bisschen Denkaufwand. Und es zeigt, wie abhängig man sich vom Smartphone mit den ständig verfügbaren Infos gemacht hat.

Dabei aber nicht vergessen: Öffentliche WLANs können unsicher sein. . Sensible Daten sollte man hier möglichst nicht versenden. Es sei denn, ihr nutzt ein VPN (Virtuelles Privates Netzwerk), um die Verbindung zusätzlich zu schützen.

Dritte Erkenntnis: Entschleunigung

Wer offline ist, hat mehr Zeit: Auf einmal nimmt man sich wieder die gedruckte Zeitung im Café statt Instagram zu checken. Man versendet weniger Schnappschüsse über Signal oder WhatsApp. Und hat dafür dann zu Hause auch mehr zu erzählen.

Noch vor zehn Jahren waren wir nicht permanent unterwegs online, hätten den Gedanken vielleicht sogar abwegig gefunden. Dass es immer noch ohne mobile Daten geht, ist erstmal eine Herausforderung. Und dann befreiend.

 

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Jonas Bickelmann

Leitet die Redaktion von mobilsicher. Er studierte Philosophie, machte ein Volontariat bei einer Berliner Tageszeitung und schreibt nicht nur gerne über grünere Smartphones, sondern als freier Autor auch über Reisen und Kultur.

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