Wer in der EU werbefinanzierte Angebote nutzt, soll dabei nicht ausspioniert werden dürfen. Das ist das Ziel der Tracking Free Ads Coalition, eines Zusammenschlusses von EU-Politiker*innen verschiedener EU-Mitgliedsstaaten. Im Rahmen des Digital Services Act, eines geplanten EU-Gesetzespaketes, will die Initiative personalisierter Werbung im Netz juristisch einen Riegel vorschieben.
Nach ihrer Gründung Anfang 2021 stellt sich das Projekt mobilsicher.de heute als eine von 27 Partnerorganisationen hinter dieses Ziel.
Zum Hintergrund
Die Tracking Free Ads Coalition sieht in Werbetracking ein mehrdimensionales gesellschaftliches Problem.
Zum einen ermöglichen das massenhafte Sammeln von Daten und deren Zuordnung zu Nutzerprofilen immer genauere Aussagen über die Interessen von Nutzer*innen. Sie können so immer gezielter angesprochen und manipuliert werden.
Zum anderen beobachtet die Initiative in den vergangenen Jahren einen massiven Einbruch der Werbeeinnahmen für qualitativ hochwertige, beispielsweise journalistische Online-Angebote. Einer der Gründe: Die Werbeplätze werden kaum noch direkt vom Website- oder App-Betreiber an Werbetreibende vermittelt.
Die Vermittlung läuft stattdessen über große Tech-Unternehmen wie Google oder Facebook, die sich als Zwischenhändler in den Markt gedrängt haben. Auf ihren Online-Marktplätzen werden die Werbeplätze in Echtzeit an den Meistbietenden versteigert. Für das dann folgende zielgenaue Ausspielen von Werbung lassen sich die Tech-Riesen fürstlich bezahlen: 50 bis 70 % der erwirtschafteten Einnahmen behielten einige für ihre Dienste ein.
Zurück zur kontextbezogenen Werbung
Auch hier kann ein Verbot personalisierter Werbung greifen: Wenn Werbetreibende nicht mehr riesige Datenpools anzapfen können, um spezifische Nutzer*innen zu identifizieren, wird der inhaltliche Kontext eines Angebots für sie wieder interessanter.
Die Website einer regionalen Wochenzeitung oder einer Fachzeitschrift könnte ihre Werbeplätze wieder mit Verweis auf den exklusiven Zugang zu ihrer Leser*innenschaft vermieten. Gleichzeitig müssten sich die Leser*innen keine Sorgen mehr über die Sicherheit ihrer Daten machen. Eine klassische Win-Win-Situation also.