Was kann CCleaner?
Die App „CCleaner“ gehört zu den Apps, die Ihr Smartphone schneller und effizienter machen wollen. Sie verspricht einen ganzen Blumenstrauß an Verbesserungen: Das Beenden von Hintergrundprozessen, das Löschen vermeintlich unnützer Dateien, das Leeren des Cache und die Verlängerung der Akkulaufzeit.
Vorab: Für moderne Android-Systeme ist keine dieser Funktionen wirklich notwendig. Sie beschleunigen Ihr Gerät nicht. Beliebt sind Cleaner-Apps trotzdem: CCleaner wurde aus dem Google Play-Store mehr als 50 Millionen Mal heruntergeladen und sehr gut bewertet.
Die kostenlose App blendet reichlich Werbung ein. Anbieter der App ist das Unternehmen Piriform Ltd., das auch den bekannten CCleaner für Windows PCs und das Datenrettungs-Tool Recuva vertreibt. Seit 2017 gehört Piriform dem tschechischen Hersteller von Sicherheitssoftware, Avast Software s.r.o.
Unser Test im Überblick
Die App verbindet sich zu den Servern von des Herstellers Avast, aber auch zu Drittanbietern wie Facebook und diversen Tracking- und Werbenetzwerken. Einige davon erhalten mit der Werbe-ID eine eindeutige Kennnummer, die mit bestehenden Nutzer*innenprofilen verknüpft werden kann. Damit ist die übermittelte Information nicht mehr anonym.
Zudem gibt der Hersteller an, dass der ungefähre Standort (ermittelt über die IP-Adresse) und eine Liste der installierten Apps für Werbezwecke abgefragt und weitergegeben werden können.
Die Datenschutzerklärung von Piriform ist nur auf Englisch verfügbar - was bei Ansprache deutscher Nutzer*innen laut Datenschutz-Grundverordnung nicht ausreichend ist.
Bei der Installation verlangt CCleaner Zugriff auf weitreichende Berechtigungen, die unbedingtes Vertrauen in die App und den Hersteller erfordern.
Fazit: Wenn Sie eine Aufräumhilfe für Ihr Gerät brauchen, suchen Sie sich besser eine werbefreie Alternative - zum Beispiel die App SD Maid oder den LTE-Cleaner aus dem F-Droid-Store.
Alle sinnvollen Funktionen bringt das Android-Betriebssystem aber ohnehin mit - Sie brauchen keine zusätzliche App dafür.
Übermittelte Informationen im Überblick:
- Google Werbe ID
- Fingerprint: Eine Kombination aus verschiedenen Hard- und Software-Merkmalen. Dazu gehören Modell, Hersteller, Sprache, Land, Zeitzone, Android-Version und Built-Nummer
- Mobilfunkanbieter
- IP-Adresse und zugehöriger Ortsname (laut Datenschutzerklärung)
- Installierte Apps (laut Datenschutzerklärung)
Unsere Testergebnisse im Detail
Getestet haben wir die Version 5.0.0, die wir aus dem Play-Store heruntergeladen haben. Dieser Test gibt keine Auskunft über abweichende Versionen.
Kritische Berechtigungen
- Zugriff auf Nutzungsinformationen: Apps mit dieser Berechtigung können nachverfolgen, welche anderen Apps Sie nutzen.
- Über anderen Apps anzeigen: Apps mit dieser Berechtigung können den Bildschirm blockieren oder scheinbare Systemmeldungen ausgeben.
- Bedienungshilfen: Diese Berechtigung ermöglicht einer App Zugriff auf jeden Bildschirminhalt, den Sie als Nutzer*in sehen. Apps mit dieser Berechtigung können mitlesen, wenn Sie Textnachrichten lesen oder schreiben, Zugangsdaten eingeben oder Bilder ansehen. Die Berechtigung ist eigentlich für Apps gedacht, die zum Beispiel den Inhalt des Bildschirms für sehbehinderte Menschen vorlesen.
Sie müssen alle drei Berechtigungen gewähren, damit die App funktioniert. Schon allein aus diesem Grund empfehlen wir, auf eine weniger übergriffige App auszuweichen.
Wohin verbindet sich die App?
Zu diesen Drittanbietern nahm die App im Test Verbindung auf und übermittelte jeweils die Werbe-ID, den Fingerprint sowie den Namen des Mobilfunkanbieters:
- Facebook: Betreibt eines der größten Werbenetzwerke weltweit, bietet auch Marketing- und Nutzungsanalyse. Sitz des Unternehmens ist in Kalifornien, USA.
- Appsflyer: Dienstleister für mobile Attribution, Betrugserkennung, Marketing- und Nutzungsanalyse. Sitz des Unternehmens ist Tel Aviv, Israel.
- Unity Technologies: Betreibt ein Werbenetzwerk und eine Plattform für Nutzungs- und Marketinganalyse. Sitz des Unternehmens ist in Kalifornien, USA.
- Google: Betreibt eines der größten Werbenetzwerke weltweit, bietet auch Nutzungsanalyse. Sitz des Unternehmens ist in Kalifornien, USA.
Das sagt die Datenschutzerklärung
Die Datenschutzerklärung von Piriform ist nur auf Englisch verfügbar - was bei Ansprache deutscher Nutzer*innen nicht ausreichend ist. Der Anbieter selbst nennt in seiner Datenschutzerklärung eine Liste mit Drittanbietern, zu denen die App Daten überträgt. In der Liste fehlt der Anbieter Appsflyer, den wir im Test beobachtet hatten. Andererseits sind auch Drittanbieter genannt, die im Test nicht aktiv waren. Diese sind:
- MoPub
- InMobi
- Ironsource
- Applovin
Bei MoPub handelt es sich um einen Vermittlungsdienstleister von Twitter, der Werbeplätze in Echtzeitauktionen an 125 verschiedene Werbeanbieter vermittelt. Alle diese Anbieter können Informationen über Sie erhalten.
Pikant: In der Datenschutzerklärung steht, dass nur anonyme Daten an Drittanbieter übertragen werden. Allerdings ist die Werbe-ID eine einmalige, semipermanente Kennnummer, die oft für die Profilbildung benutzt wird. Es ist fraglich, ob diese Informationen noch als anonym gelten können, wenn Sie damit über ein bestehendes Profil leicht identifizierbar sind.
Zudem verweist der Anbieter auf die Datenschutzerklärungen der eingebundenen Drittanbieter und versucht damit, die eigene Verantwortung für die erhobenen Daten abzuwälzen. Wer tatsächlich diesen Schritt macht und zum Beispiel die Datenschutzerklärung von MoPub liest, wird dort auf die jeweiligen Datenschutzerklärungen der 125 Auktionspartner verwiesen. Eine informierte Entscheidung ist damit für Nutzer*innen praktisch ausgeschlossen.
Immerhin: Der Anbieter erklärt detailliert, welche Daten erhoben werden. Hier wird unter anderem transparent gemacht, dass die IP-Adresse und Informationen über andere installierte Apps für Werbezwecke verwendet werden können.
Fazit
Aus unserer Sicht gibt es keinen guten Grund, diese App zu nutzen.