PeerTube ist ein Video-Service, der sich mit YouTube vergleichen lässt: Nutzer*innen können eigene Videos hochladen oder die Videos anderer ansehen, kommentieren und Kanäle abonnieren.
Doch anders als bei YouTube gibt es hier keinen zentralen Anbieter, sondern viele einzelne PeerTube-Server, so genannte Instanzen. Denn die PeerTube-Software steht frei zur Verfügung – wer immer Lust hat und das technische Können mitbringt, kann also eine eigene Instanz betreiben.
Ziel des Projektes ist es, eine Alternative zu zentralisierten Video-Plattformen wie YouTube, Vimeo und Dailymotion zu schaffen.
Woher kommt PeerTube?
Die erste Version von PeerTube stammt von einem Entwickler mit dem Pseudonym Chocobozzz und kam 2015 heraus. Seit 2017 unterstützt und trägt der gemeinnützige Verein FramaSoft das Projekt. Er sitzt in Frankreich und ist für seine zahlreichen privatsphäre-freundlichen Tools bekannt. Die Instanz der Entwickler heißt FramaTube.
Wie groß ist PeerTube?
Laut PeerTube-Statistiken gibt es mittlerweile mehrere hundert Instanzen, mehr als 20.000 Nutzende und über 100.000 Videos. Innerhalb der letzten vier Monate ist die Zahl der Instanzen laut Statistiken um mehr als 30 Prozent, die der Videos um fast 50 Prozent gewachsen. Die realen Werte liegen wahrscheinlich höher, da hier nicht alle Instanzen erfasst sind.
PeerTube gehört zum Fediverse
PeerTube gehört zum sogenannten Fediverse. Damit ist eine Reihe von Social-Media-Diensten gemeint, die alle dezentral organisiert sind, auf freier Software basieren und untereinander kompatibel sind.
Das bedeutet: Egal, auf welcher PeerTube-Instanz Sie sich anmelden – Sie können trotzdem Kanäle von allen anderen Instanzen abonnieren. So ist PeerTube auch mit der bekannten Twitter-Alternative Mastodon kompatibel. Das heißt, wenn Sie einen Account bei Mastodon haben, können Sie damit PeerTube-Kanälen folgen und Videos kommentieren.
Was sind Instanzen?
Um mit PeerTube zu starten, müssen Sie sich zunächst eine Heimat-Instanz suchen – zumindest, wenn Sie aktiv mitmachen möchten. Es gibt mehrere Anlaufstellen, die Listen mit verfügbaren Instanzen führen.
Zwei Beispiele:
- Liste 1:joinpeertube.org/instances: Liste in englischer Sprache mit kurzer Beschreibung zu jeder gelisteten Instanz
- Liste 1.1 (gerade leider offline): joinpeertube.org/de: dieselbe Liste in deutscher Sprache
- Liste 2: instances.joinpeertube.org: Liste in englischer Sprache mit mehr technischen Details und einer größeren Zahl hochgeladener Videos.
Faktoren für die Auswahl
- Passt das Thema zu meinen Interessen? (Liste 1)
- Hat die Instanz die richtige Größe? (Liste 2)
- Hält der Betreiber die Software auf dem aktuellen Stand? (Liste 2, „Version“)
- Lässt die Instanz gerade neue Registrierungen zu? (Liste 2)
- Wenn Sie hauptsächlich stöbern wollen, sollten Sie auf die lokal und insgesamt verfügbaren Videos achten (Liste 2, „Total videos“ und „Following“)
- Möchten Sie vor allem selber Videos hochladen und diese gefunden wissen, achten Sie darauf, wie viele andere Instanzen der von Ihnen gewählten Instanz folgen (Liste 2, „Followers”) und wie viele Nutzer*innen sie hat (Liste 2, „Users“). Auch der verfügbare Speicherplatz ist von Interesse. (Liste 1)
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Informationen zu der Instanz finden Sie, wenn Sie auf den Button „Info“ in der linken Menüleiste klicken. Lesen Sie sich vor allem die „Besonderheiten“ den „Code of Conduct” (Verhaltensregeln) und die „Bestimmungen“ durch.
Haben Sie ein paar passende Instanzen gefunden, gilt es diese zu besuchen, um weitere Details in Erfahrung zu bringen:
- Welche Sprache(n) werden lokal verwendet,
- Regeln der Instanz (z. B. welche Inhalte sind erlaubt),
- Ein paar Videos aus der lokalen Zeitleiste anspielen: Geht das flüssig – oder stockt und rumpelt es?
Erste Schritte: So nutzen Sie PeerTube
Videos finden und ansehen
Für den reinen Konsum brauchen Sie keinen Account: Einfach mit dem Web-Browser die gewünschte Instanz ansteuern, stöbern und interessante Videos anschauen.
Wenn Sie eine PeerTube-Instanz aufrufen, gibt es dort verschiedene Ansichten, die Sie links unter „Videos“ finden:
- Übersicht/Entdecken: Hier sind die Videos der eigenen Instanz thematisch zusammengefasst.
- Beliebt: Videos der eigenen Instanz, die in den letzten 7 Tagen besonders häufig aufgerufen wurden.
- Kürzlich hinzugefügt: neueste Videos auf der eigenen Instanz
- Lokal: Videos auf der eigenen Instanz
- Kürzlich hinzugefügt: neueste Videos auf der eigenen Instanz
Über das Suchfeld oben rechts können Sie nach Videos suchen. Die Suche ist nicht auf die eigene Instanz beschränkt, sondern umfasst alle Instanzen, denen Ihre Instanz folgt.
Noch mehr Suchergebnisse erhalten Sie über die zentrale Suchmaschine für PeerTube, den PeerTube-Index, in der so viele Instanzen und Videos wie möglich erfasst werden.
Kanälen oder Nutzer*innen folgen
Sie können dafür Ihr PeerTube- oder Mastodon-Konto nutzen oder den Kanal als RSS-Feed abonnieren.
Eigenes PeerTube-Konto anlegen
Wenn Sie eigene Videos einstellen wollen, müssen Sie ein PeerTube-Konto anlegen. Suchen Sie sich dazu eine Instanz aus und rufen Sie deren Webseite auf. Zum Beispiel
Instanzen, die für neue Nutzer*innen offen sind, haben in der linken oberen Ecke den Button „Konto erstellen“.
Kanäle anlegen
Anders als bei YouTube können Sie bei PeerTube nahezu beliebig viele Video-Kanäle in Ihrem Konto anlegen. Im Rahmen der Registrierung wird zumindest ein solcher Kanal erstellt, weitere können Sie jederzeit hinzufügen. Das bietet sich beispielsweise an, um themenspezifische Videos zusammenzufassen, sodass Interessierte eine Auswahl treffen können, wenn sie Ihnen folgen möchten.
Einloggen
Haben Sie Ihr Nutzerkonto erfolgreich angelegt und verifiziert, führt Sie der „Anmelden”-Button zum Login.
Einstellungen überprüfen und anpassen
Ein Klick auf Ihren Anzeigenamen bringt Sie zu den Einstellungen für Ihr Konto. Sie können einstellen, welche Videos Sie angezeigt bekommen möchten (zum Beispiel nach Sprachen), Ihre Benachrichtigungen und Abonnements verwalten und vieles mehr.
Eigene Videos hochladen
Die unterstützten Dateiformate können sich je nach Instanz unterscheiden. Wählen Sie den Kanal aus, dem Sie das Video hinzufügen möchten – und legen Sie die Sichtbarkeit fest:
- Öffentlich: Das Video kann von jedem Besucher gesehen werden (angemeldet oder nicht).
- Nicht gelistet: Das Video taucht nicht in Zeitleisten auf.
- Privat: Das Video ist nur für Sie privat sichtbar.
- Geplante Veröffentlichung: Das Video soll erst zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht werden (Sie legen die Sichtbarkeit dann neu fest).
Videos aus anderen Quellen hochladen
Wenn Ihre Instanz dies zulässt, können Sie Videos auch über URLs von anderen Websites importieren. Dies ist besonders nützlich, wenn Sie beispielsweise bereits einen YouTube-Kanal betreiben – dann können Sie Ihre bereits dort hochgeladenen Videos einfach in Ihre PeerTube-Kanäle übernehmen.
Neben YouTube werden noch viele andere Quellen unterstützt. Ein Import über Torrents (dritter Reiter) ist ebenfalls möglich, sofern Ihre Instanz dies freigeschaltet hat.
Video-Details bearbeiten
Details zu Ihren Videos können Sie jederzeit im Nachhinein bearbeiten. Neben einem Titel können Sie Ihren Videos eine Beschreibung geben und ihnen Tags sowie eine Kategorie zuweisen.
Auch der Kanal lässt sich nachträglich ändern. Wird im Video eine bestimmte Sprache gesprochen, sollte diese hier zugewiesen werden: Nutzende können nämlich festlegen, ob sie nur Videos in bestimmten Sprachen angezeigt bekommen wollen.
In weiteren Reitern lassen sich Untertitel hinzufügen, das Vorschaubild anpassen und vieles mehr.
PeerTube per App nutzen
Sie wollen auch unterwegs nicht auf PeerTube verzichten – und möchten es auf Ihrem Mobilgerät per App nutzen? Auch das ist möglich – allerdings bisher nur auf Android.
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- Thorium ist ein PeerTube-Client für Android, der bei F-Droid und im Google Play Store gratis erhältlich ist.
- Die PeerTube-App P2Play gibt es nur bei F-Droid.
- Fedilab gibt es gratis bei F-Droid und kostenpflichtig im Google Play Store. Dieser Client kann neben PeerTube auch mit Mastodon, Pleroma, GNU Social und Friendica benutzt werden.