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Hintergrund

Wer sammelt am meisten? E-Schrott im internationalen Vergleich

Ein Artikel von , veröffentlicht am 15.06.2023, bearbeitet am27.06.2023
Dominik Scythe

Reparieren ist immer am besten. Aber wenn das nicht mehr geht, wie viel Elektroschrott wird dann korrekt gesammelt? Die Mengen unterscheiden sich stark von Land zu Land. Ein Staat in Osteuropa fällt dabei positiv auf. Deutschland hinkt hinterher.

Die meisten kaputten Smartphones und Tablets werden nicht repariert sondern landen auf dem Müll. Die kleinen Geräte machen zwar nur einen geringen Teil des gesamten Elektroschrotts aus. Aber sie werden viel häufiger ausgetauscht als zum Beispiel Kühlschränke und es stecken viele besonders wertvolle Stoffe in ihnen.

Wie viel Prozent des Elektroschrotts wird korrekt gesammelt? Die Vereinten Nationen haben international verglichen, welche Länder mehr und welche weniger E-Schrott sammeln. Dafür wurden Zahlen aus verschiedenen Ländern standardisiert erfasst.

Wie immer gilt bei solchen Daten: Sie sind nur eine Annäherung an die Wirklichkeit. Niemand läuft mit einer riesigen Waage herum und kann allen Schrott der Welt wiegen. In vielen Gebieten des Globalen Südens fehlen Angaben. Alle Daten dieses Artikels stammen von hier.

USA und Japan enttäuschen

Reiche Staaten wie Norwegen sammeln über 70 Prozent des Elektroschrotts ein. Deutschland bloß 52 Prozent. Nordamerika oder Japan stehen noch viel schlechter da, obwohl sie ebenfalls reiche Staaten sind.

In den Ländern des globalen Südens sind die Sammelraten besonders niedrig. Für viele Staaten Afrikas gibt es gar keine Daten, wie viel E-Schrott gesammelt wird. Auch in Peru wird nur etwa einer von hundert Kühlschränken oder eins von hundert Smartphones auf offiziellem Weg entsorgt.

 

Deutschland im oberen Mittelfeld

Die Deutschen sollten sich also nicht allzu viel auf ihr System einbilden. Denn Frankreich, Norwegen, Schweden oder die Schweiz schaffen mehr. Auch das deutlich ärmere Bulgarien übertrifft Deutschland bei der Sammelquote.

Damit sind wir bei einem wichtigen Thema: Die besonders reichen Staaten haben auch mehr Müll. Dass sie viel recyceln, macht das nur ein bisschen besser.

Das Sammelvorbild Norwegen hat pro Einwohner*in mehr Müll als alle anderen Staaten in dieser Grafik. Peru und Namibia sammeln zwar wenig E-Schrott. Aber sie produzieren von vorneherein auch weniger.

Im Schnitt wirft jemand in Norwegen viermal so viel Elektroschrott weg wie ein Mensch aus Namibia oder Peru.

 

Die Reichen sind beim Sammeln in der Verantwortung

Die ärmeren Staaten haben also ingesamt besonders wenig E-Schrott zu verantworten. Reichere Staaten wie Deutschland können mit ihren Sammelprogrammen aber etwas dafür tun, dass sie nicht ganz so schlecht aussehen.

Norwegen schafft es mit der großen Menge an Müll, die gesammelt wird, auf ein ähnliches Restniveau wie Namibia. Wenn Deutschland wie Norwegen 72 Prozent des Schrotts sammeln würde, hätte es am Ende sogar weniger übrig als Namibia (5,8 Kilogramm). Davon sind die Deutschen aber weit entfernt.

 

Bulgarien sticht heraus

Ein Land fällt besonders auf: Bulgarien hat eine Sammelquote von 70 Prozent und ist damit sehr nah an Norwegen. Das Land in Skandinavien ist dabei viel reicher als Bulgarien. Das Nachbarland Rumänen sammelt deutlich weniger E-Schrott korrekt ein.

Bulgarien ist also ein besonderer Fall. Woran kann das liegen?

 

 

Rumänische Ökonom*innen haben sich diese Frage auch gestellt und nennen eine plausible Erklärung. Im Jahr 2010 wurde bei der Hauptstadt Sofia eine große Recyclinganlage eröffnet, deren Kapazitäten für das ganze Land reichen (S. 1224). Bei der Restmenge, die am Ende übrig bleibt, steht das Land am Ende mit vier Kilo da, das ist weniger als in Namibia.

Wenn das einer der ärmsten EU-Staaten schafft, sollten sich auch Länder wie Deutschland mehr ins Zeug legen.

 

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Jonas Bickelmann

Leitet die Redaktion von mobilsicher. Er studierte Philosophie, machte ein Volontariat bei einer Berliner Tageszeitung und schreibt nicht nur gerne über grünere Smartphones, sondern als freier Autor auch über Reisen und Kultur.

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