Ratgeber

Sammelprojekte für alte Handys: Unsere Empfehlung

Ein Artikel von , , , veröffentlicht am 13.12.2023, bearbeitet am04.01.2024
Foto: Katya Ross

Wenn ihr ein Handy nicht mehr braucht, solltet ihr es bei einem dieser großartigen Projekte abgeben. Das hat handfeste Vorteile.

Wertstoffhof, Elektromarkt, Sammelbox – macht es irgendeinen Unterschied, wo ich mein altes Handy abgebe? Die Antwort ist Ja. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Erstens: Elektroschrott – auch alte Handys – müssen in Deutschland recycelt werden. Sie dürfen auf keinen Fall in der Müllverbrennungsanlage landen. Denn dabei gelangen Schwermetalle in die Umwelt und wertvolle Rohstoffe gehen verloren. Alte Elektronik gehört deshalb nicht in den Restmüll oder die Gelbe Tonne.

Zweitens: Ein Teil der Handys, die abgegeben werden, könnten noch repariert und dann weiter genutzt werden. Oder zumindest als Ersatzteillager für die Reparatur anderer Handys dienen. Die Frage ist: Macht sich irgendjemand die Mühe, die abgegebenen Handys einzeln auf ihre Brauchbarkeit zu prüfen? Das ist eigentlich für alle Sammelstellen vorgeschrieben. Aber nur, wenn es sich rechnet. Für unser Ranking haben wir uns angesehen, wo diese Untersuchung am häufigsten durchgeführt wird.

Warum ist länger nutzen besser als Recycling?

Es ist eine gute Sache, die Stoffe im Handy zu recyceln. Noch besser ist es aber, die Geräte möglichst lange zu nutzen. Das liegt daran, dass beim Recycling nicht alle Metalle wieder in den Kreislauf kommen. Und auch das Recycling verbraucht viel Energie.

Drittens: Mit alten Elektrogeräten lässt sich Geld verdienen. Am meisten bringen Handys, die als Second-Hand-Gerät weiterverkauft werden können. Aber auch die Metallverwerter bezahlen etwas Geld für schrottreife Handys – rund einen Euro pro Kilo. Für unser Ranking haben wir geschaut, wer dieses Geld bekommt.

 

Nicht alle Sammelstellen sind gleich: Das Ranking

Es gibt verschiedene (legale) Möglichkeiten, alte Handys abzugeben. Neben Wertstoffhöfen müssen auch Elektronik- und Supermärkte Handys annehmen.

Wer muss alte Handys annehmen?

Neben Wertstoffhöfen müssen auch Elektromärkte mit einer Verkaufsfläche von 400 Quadratmetern oder mehr, sowie Supermärkte mit einer Verkaufsfläche von mehr als 800 Quadratmetern, Handys und andere kleine Elektrogeräte annehmen.

Die Regelung gilt nur für kleine Elektrogeräte, mit weniger als 25 cm Kantenlänge.

Supermärkte mit einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern und mehr sind zur Annahme verpflichtet, wenn sie selbst Elektrogeräte verkaufen (immer oder mehrmals im Jahr). Zum Beispiel Rasierer oder elektrische Zahnbürsten.

Es spielt keine Rolle, ob ihr das Gerät dort gekauft habt.

Früher galt, dass nur beim Neukauf eines Gerätes ein altes abgegeben werden kann. Das gilt seit Juli 2022 nicht mehr. Ihr müsst also nichts in dem Markt kaufen, um ein altes Kleingerät abzugeben.

Ihr dürft nur drei Geräte derselben Art auf einmal abgeben.

Wir haben die unterschiedlichen Abgabestellen nach den Kriterien bewertet, die wir oben erklärt haben. Und da gibt es einen vorbildlichen ersten Platz, den ihr vielleicht nicht auf dem Schirm hattet.

Aber beginnen wir mit Platz 3, der geht an die Wertstoffhöfe der Gemeinden. Hier wird Elektroschrott in der Regel in riesigen Containern gemischt gesammelt. Hier werden eure Handys korrekt recycelt. Überprüft und weitergenutzt aber nur selten. Eine Ausnahme ist beispielsweise die Bremer Stadtreinigung, die noch funktionierende Geräte an Sozialkaufhäuser spendet.

 

Platz 2 geht an die Sammlung im Elektromarkt oder im Supermarkt. Auch hier gehen die Handys in die richtigen Kanäle und die Märkte sind für die allermeisten leichter zu erreichen als die Wertstoffhöfe.

Platz 1, Trommelwirbel und Applaus: Handy-Sammelprojekte für gute Zwecke. Hier wird genau geprüft, ob die gesammelten Handys noch gehen. Und zumindest ein Teil des Geldes, das dabei verdient wird, kommt einem guten Zweck zugute.

Wir haben uns verschiedene Organisationen angesehen, die solche Sammelprojekte betreiben. Hier kommt unsere Liste. Dabei war uns wichtig, dass diese Projekte bundesweit aktiv sind. Lokal gibt es weitere tolle Aktionen.

 

We4Kids: Ein Notfallhandy für jedes Kind

  • Gemeinnütziger Verein aus Thüringen. Betreut auch das Projekt Wunschpate. Ziel ist es, Kindern ein Handy zu ermöglichen, deren Familien das nur schwer bezahlen könnten.
  • Hier lohnt es sich besonders, neuere, noch nutzbare Handys abzugeben – sie gehen direkt an Kinder, die ein Handy benötigen. Informationen des Vereins.
  • Der Verein spendet zusätzlich eine SIM-Karte mit zehn Euro Guthaben für jedes Handy.
  • Kaputte Handys, die noch Updates bekommen, werden vom Verein repariert oder als Ersatzteillager verwendet.
  • Handys, die nicht mehr brauchbar sind, verkauft der Verein an ein Recyclingunternehmen. Der Erlös fließt in die Vereinsprojekte.
  • Handys könnt ihr per Post einschicken. Die Adresse findet ihr hier.

 

Berggorilla & Regenwald Direkthilfe: Die Wiedergutmacher

  • Gemeinnütziger Verein aus NRW. Setzt sich für den Lebensraum der Berggorillas ein. Dieser ist besonders durch den Abbau von Coltan bedroht, aus dem das Metall Tantal für Handys gewonnen wird.
  • Brauchbare Handys verkauft der Verein als Gebrauchtgeräte. Der Erlös fließt in die Projekte. Mehr Infos zum Sammelprojekt.
  • Was nicht verkäuflich ist, kommt ins Recycling. Recycling-Betriebe zahlen einen kleinen Betrag pro Handy – der Erlös fließt in die Projekte.
  • Du kannst dein Handy per Post schicken, oder selber für den Verein sammeln. Die Adresse findet ihr hier.

 

Pro Wildlife: Tierschutz statt Tonne

  • Gemeinnütziger Verein aus Bayern. Setzt sich für den Schutz von Wildtieren ein.
  • Die gespendeten Handys werden von einem Partner des Vereins repariert und verkauft oder recycelt.
  • Pro Wildlife bekommt einen Fixbetrag pro Gerät von dem Partner, der die Handys verwertet.
  • Du kannst dein Handy per Post an Pro Wildlife schicken. Hier ist die Adresse.
  • Pro Wildlife kooperiert außerdem mit dem Handysammelcenter der Telekom (siehe nächster Abschnitt).

 

Handysammelcenter der Telekom: Der Big Player

  • Der Mobilfunkbetreiber hat mit Partnern eine Plattform ins Leben gerufen, über die gemeinnützige Projekte Handy-Sammlungen organisieren können. Der Clou: Jede*r kann dort eine Sammelbox bestellen und für das Projekt seiner Wahl sammeln.
  • Ein Teil des Erlöses geht an das von dir gewählte Projekt.
  • Du kannst dein Handy auch direkt zum Sammelcenter schicken. Das Center übernimmt die Versandkosten und wählt selber aus, an welches Projekt der Erlös geht. Alle Infos zum Versand.
  • Die gesammelten Handys werden geprüft. Nutzbare Geräte werden verkauft, der Rest recycelt.
  • Das Center wird vom niederländischen Verwertungsunternehmen Foxway zusammen mit der Telekom betrieben.
  • Hier siehst du, wo es überall eine Sammelbox vom Center gibt: Karte mit den Sammelstellen.
  • Einschränkung: Das Sammelcenter nimmt nur bestimmte Modelle an und das Gerät darf nicht sichtbar beschädigt sein. Prüfe hier, ob dein Handy angenommen wird.

 

NABU & Telefónica: Handys für Hummeln

  • Mobilfunkanbieter und Umweltschützer haben sich für diese Sammelbox-Aktion zusammengetan. Aktuell gibt es allerdings beim Versand Veränderungen.
  • Schon seit 2011 läuft die Sammelbox-Aktion. 2022 wurden knapp 190.000 Handys gesammelt. Der NABU bekommt dafür einen jährlichen Fixbetrag von 150.000 Euro unabhängig von der Sammelmenge. Der fließt in den Insektenschutz.
  • Geprüft und repariert werden die Handys von AfB, einem gemeinnützigen Unternehmen, das Menschen mit Behinderung beschäftigt. Hier findet ihr den Shop mit den gebrauchten Geräten.
  • Wie bei allen Projekten, kann nur ein kleiner Teil wieder genutzt werden, der Rest wird stofflich recycelt.
  • Postversand ist hier nicht vorgesehen. Wo die Sammelboxen stehen, erfahrt ihr auf der Webseite. Hier ist eine Karte mit den Sammelstellen.
  • Mitte 2023 gab es Unischerheit, wie die Sammelboxen versandt werden können. Die Akkus gelten nämlich als Gefahrgut, weil sie Feuer fangen können. Bis Ende 2023 gab es eine Übergangslösung. 2024 informiert der NABU, wie es weitergeht. Bis dahin pausiert das Projekt.

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