Ratgeber

Werbe-Apps: Von nervig bis gefährlich

Ein Artikel von , veröffentlicht am 05.09.2015, bearbeitet am06.01.2020
Werbung in Apps

Viele App-Anbieter*innen blenden in ihre Produkte Werbung ein, um damit Geld zu verdienen. Doch nicht alle halten sich dabei an die Regeln. Wir erklären, wie viel Werbung erlaubt ist und was Sie gegen zu viel Werbung tun können.

So kommt die Werbung in die App

Viele App-Anbieter*innen verdienen Geld mit Apps, in die Werbung eingebunden ist. Für Nutzer*innen sind diese Apps häufig kostenlos. Darin eingebaut sind Werbeflächen, die die Entwickler*innen an Werbeanbieter vermieten. Abnehmer sind oft große Netzwerke mit vielen Firmenkunden. Sie bespielen solche Flächen dann mit den Werbebannern ihrer Kunden.

Allerdings sind nicht alle Werbeanbieter seriös. Einige spielen auch Banner ein, die auf Webseiten führen, die mit Schadsoftware infiziert sind. Andere leiten auf Pornoseiten oder Webseiten mit Abofallen. Der Anbieter der App hat darauf nicht unbedingt Einfluss: Es kann sich um eine legitime, ordentlich programmierte App handeln, die trotzdem schadhafte Werbung einblendet.

Manche Anbieter konstruieren Apps absichtlich so, dass sie im Minutentakt Werbung einblenden - auch dann, wenn die App scheinbar geschlossen ist. Oft versuchen sich diese Apps zu tarnen, indem sie zum Beispiel erst Wochen nach der Installation mit diesen Werbeeinblendungen beginnen. Dann kann es bisweilen schwierig sein, herauszufinden, welche App die Werbung einblendet.

Werbenetzwerke werden über sogenannte Module in einer App eingebunden. Was es mit diesen Modulen auf sich hat, erfahren Sie im Beitrag App-Module: So tracken Apps ihre Nutzer*innen.

Wieviel Werbung ist erlaubt?

Aggressive Werbe-Apps heißen im Jargon PUA (Potentially Unwanted App, englisch für "potentiell unerwünschte App"). Google hat strikte Auflagen dafür, was Apps an Werbung bringen dürfen, um im Play-Store zugelassen zu werden:

  • Apps, die Werbung schalten, müssen dies auch deklarieren.
  • Werbung darf nicht über das Benachrichtigungs-System geschaltet werden. Benachrichtigungen bekommt man zum Beispiel, wenn Updates zur Verfügung stehen oder verpasste Anrufe gemeldet werden.
  • Werbung oder Links dürfen nicht auf dem Startbildschirm hinterlegt werden.
  • Apps dürfen die Startseite von Browsern nicht ändern.
  • Werbung darf nur innerhalb der App gezeigt werden, nicht in anderen Apps.
  • Apps dürfen Werbung nicht so schalten, dass man darauf klicken muss, um fortzufahren.

Ganz ähnlich sind die Auflagen auch bei Apple. Apps, die sich nicht an diese Regeln halten, gelten als unseriös. Allerdings entfernen Google und Apple sie nicht immer zuverlässig aus ihren Stores.

Das können Sie tun

Wenn Sie während der App-Nutzung unerwartete Werbeeinblendungen bekommen, deinstallieren Sie die App. Apps, die Werbung einfach irgendwann einblenden, auch wenn sie nicht angeschaltet sind, sollten Sie nicht nutzen.

Wenn Android-Apps Werbung über das Benachrichtigungs-System schalten, können Sie herausfinden, von welcher App die Werbe-Benachrichtigung kommt. Drücken Sie einige Sekunden auf die Benachrichtigung, um den Sender anzuzeigen. Diese Funktion gibt es ab Android 4.1.

Wenn Sie eine App mit störender Werbung unbedingt nutzen wollen oder müssen, gibt es auch noch eine Holzhammermethode: Man kann per App die Werbung aus anderen Apps herausfiltern. Zum Beispiel mit Hilfe der App Blokada oder indem Sie die App NetGuard zu einem Werbeblocker aufpeppen. Eine genaue Anleitung dazu findet sich im lesenswerten Blog des IT-Experten Mike Kuketz.

Da Google diese Funktionalität verbietet, ist die Vollversion der App Blokada nicht im Play-Store zu finden. Sie können Sie entweder direkt von der Webseite des Anbieters herunterladen, oder aus dem alternativen F-Droid-Store.

Einen Hinweis darauf, welche Werbenetzwerke in einer App eingebaut sind, gibt übrigens die Datenbank der französischen Organisation Exodus Privacy - leider nur in englischer oder französischer Sprache.

Die Autorin

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Miriam Ruhenstroth

Begleitet mobilsicher.de seit der Gründung – zuerst als freie Autorin, dann als Redakteurin. Seit Januar 2017 leitet sie das Projekt, das 2020 um den AppChecker erweitert wurde. Davor arbeitete sie viele Jahre als freie Technik- und Wissenschaftsjournalistin.

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