Apps als Katastrophen-Helfer
Das Smartphone als ständiger Begleiter kann in Katastrophensituationen weiterhelfen: Welche Straßen sind wie lang gesperrt, wann wird das Gewitter vorüberziehen und wie kann ich meine Freunde benachrichtigen, dass in Sicherheit bin? Wir stellen die wichtigsten Apps für solche Ausnahmezustände vor.
Wichtig: Wenn die nötige Infrastruktur (mobiles Internet, Mobilfunk- oder Stromnetz) zusammenbricht, funktionieren auch Apps nicht mehr. Sie sind jedoch eine sinnvolle Ergänzung zu den Warnsystemen der Behörden.
Warnwetter: Infos des Deutschen Wetterdienstes
In den vergangenen Jahren haben die sommerlichen Hitzewellen und Überflutungen nach Gewittern in Deutschland zugenommen. Solche und andere Wetterereignisse sind zwar nicht immer einfach vorherzusagen, jedoch setzen die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes in diesen Fällen Warnmeldungen ab. Die kann man dann nicht nur im Radio hören, sondern auch über die App "Warnwetter" bekommen. Diese ist für iOS, Android und Blackberry verfügbar.
Je nach Warnstufe informiert die App per Push-Nachricht über ein Ereignis – und zwar für den aktuellen Standort und weitere festgelegte Orte. Das können Gefahren wie Sturmböen, Gewitter, Schnee, Glätte oder Starkregen sein, aber auch bei starker Hitze und ungewöhnlich hoher UV-Einstrahlung warnt die App.
Zusätzlich liefert die App Wettervorhersagen und aktuelle Radarbilder. Wer wissen will, in welcher Geschwindigkeit das Gewitter sich nähert, kann sich den Vorhersagefilm ansehen.
Erhältlich im Google Play-Store und im App-Store.
KATWARN: Warnungen von Feuerwehr und Behörden
Die App KATWARN wurde von Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS) entwickelt und ist seit 2011 erhältlich. Über Katwarn können Behörden, die Rettungsleitstellen der Feuerwehr und private Institutionen Warnmeldungen verschicken, zum Beispiel bei Bränden mit giftiger Rauchentwicklung, Überflutungen oder Wetterereignissen. Praktisch: Die Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes werden auch bei KATWARN angezeigt.
Rund 80 Kommunen nutzen KATWARN, um die Bewohner und Besucher in ihrem Gebiet vor Gefahren zu warnen. Das bedeutet jedoch auch: Längst nicht alle Städte und Gemeinden oder Landkreise sind dabei, und längst nicht alle Bundesländer machen bei dem System mit. Bisher sind es nur Berlin, Hamburg, Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland.
Zusätzlich können Veranstalter KATWARN nutzen, um Warnungen und Informationen für ihre Veranstaltungen zu versenden. So kam das System beispielsweise beim Oktoberfest und bei „Rock am Ring“ zum Einsatz, wo vor Zeiten mit besonders hohem Besucherandrang und Einschränkungen im öffentlichen Personennahverkehr gewarnt wurde. Die App verzeichnet im Google Play-Store bereits über eine Million Downloads.
Nach der Installation der App können Nutzer den sogenannten “Schutzengel-Modus” aktivieren. Der sorgt dafür, dass man über alle Gefahren am aktuellen Aufenthaltsort informiert wird. Bedingung: Das Handy muss den Standort ermitteln dürfen und die App muss ständig als Hintergrunddienst laufen und auf die mobile Datenverbindung zugreifen können.
Seit 2019 empfängt KATWARN auch die Warnungen des modularen Warnsystems des Bundes (MoWaS), das die Grundlage der Warn-App NINA ist. Es scheint also ausreichend, eine von beiden Apps zu installieren. Für den (unwahrscheinlichen) Fall, dass eines der Warnsysteme ausfällt, rät das Innenministerium dennoch zur Installation beider Apps.
Erhältlich im Google Play-Store und im App-Store.
NINA: Warnungen der Bundesregierung
Die App NINA wird vom Bund angeboten. Sie überträgt alle Warnungen, bei denen der Bund eine Informationspflicht gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern hat. Die Meldungen werden von den zuständigen Stellen des Katastrophenschutzes oder vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) herausgegeben. Technischer Ausgangspunkt für NINA ist das modulare Warnsystem des Bundes (MoWaS). Dieses wird vom BBK für bundesweite Warnungen des Zivilschutzes betrieben.
NINA enthält neben den Warnungen des Katastrophenschutzes ebenfalls die Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes sowie Hochwasserinformationen der länderübergreifenden Portale. Ähnlich wie bei KATWARN können Standorte für Warnungen festgelegt werden und der jeweils aktuelle Standort verwendet werden. NINA kann generell ohne Standortfreigabe verwendet werden, allerdings ist die Freigabe des Standortes (über GPS und WLAN) ratsam, denn nur dann können Push-Benachrichtigungen für die aktuelle Position empfangen werden.
Kommt es zu Gefahrensituationen, warnt NINA und gibt Notfalltipps, wie Menschen sich verhalten sollen. Seit 2019 empfängt NINA auch die Warnungen der KATWARN-App des Fraunhofer-Instituts. Es scheint also ausreichend, eine von beiden Apps zu installieren. Für den (unwahrscheinlichen) Fall, dass eines der Warnsysteme ausfällt, rät das Innenministerium dennoch zur Installation beider Apps.
Die NINA-App gibt es kostenlos im Google Play-Store und im App-Store.
Tipp
- Sind Sie einmal Ersthelfer*in, können Sie im Smartphone des*der Verunglückten nachschauen, ob Notfalldaten hinterlegt sind: So funktioniert ein Notfallpass auf dem Smartphone.
Twitter: Warnungen von Polizei und Co.
Twitter ist ein wichtiges Instrument für die Polizeibehörden geworden. Beim Anschlag auf eine Synagoge in Halle hat die dortige Polizei zeitnah über ihren Twitter-Kanal über die Gefahrensituation informiert.
Wir haben einen Einsatz in #Halle
Nach ersten Erkenntnissen wurden Personen getötet. Wir fahnden mit Hochdruck. Täter flüchtig. Bitte bleiben Sie in ihren Wohnungen oder suchen Sie sichere Orte auf.#hal0910
— Polizei Halle (Saale) (@Polizei_HAL) October 9, 2019
Auch in anderen Städten und Landkreisen sind Polizei, Feuerwehr und andere Behörden auf Twitter aktiv. Die Feuerwehr Hamburg beispielsweise warnt bei Großbränden und gibt vor Bombenentschärfungen das Sperrgebiet bekannt.
Facebook: Safety Check für Freunde
Die Facebook-App verschickt keine Warnmeldungen, bietet aber mit der Funktion „Safety Check“ die Möglichkeit, seine Freunde zu informieren, wenn man sich selbst in einem Katastrophengebiet befindet. Bei Katastrophen erkennt die App (es geht nur mit der App, nicht mit der mobilen Facebook-Webseite) an den Standortdaten des Handys, ob man sich in dem betroffenen Gebiet aufhält. Falls ja, können Facebook-Nutzer sich selbst als „sicher“ markieren, damit Freunde und Verwandte sehen, dass sie außer Gefahr sind.
Zunächst wurde die Funktion nur bei großen Naturkatastrophen, wie beispielsweise dem Erdbeben in Nepal 2015, aktiviert. Mittlerweile kommt das System auch bei schweren Unwettern (zum Beispiel Taifunen über dem Pazifik), Bombenanschlägen (Indonesien 2018) und anderen Attentaten (beispielsweise beim Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt 2016) zum Einsatz.
Nachrichten-Apps
Nicht zuletzt versenden auch die regionalen und überregionalen Nachrichtenportale im Ernstfall Push-Nachrichten an die Nutzer ihrer Apps. Allerdings informieren die großen Portale wie Spiegel Online, Tagesschau.de oder SZ selten über lokale Ereignisse wie einen Brand.