Das ist Jami
Jami ist ein kostenloser und quelloffener Messenger, mit dem auch Video-Konferenzen möglich sind. Der Name „Jami“ bedeutet auf Swahili so viel wie „Gemeinschaft“ – als Open Source-Projekt wird es von vielen für viele entwickelt. Jami gibt es als App für Android und iOS sowie für den Desktop, das Programm läuft nicht im Browser.
Jami ist standardmäßig Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Gespräche laufen nicht über einen Server, sondern Daten werden direkt zwischen den Geräten (peer-to-peer) übertragen.
Die Anzahl der Personen, die gemeinsam an einer Video-Konferenz teilnehmen können, ist theoretisch unbegrenzt. Praktisch hängt sie jedoch von der Leistung des Hosting-Gerätes ab, also des Handys oder des Computers, das den Anruf startet. Die Entwickler*innen selbst haben Videokonferenzen mit bis zu 16 Personen erfolgreich getestet.
Hinter Jami steht die kanadische Firma Savoir-faire Linux, die auf Open-Source-Software spezialisiert ist und auch Unternehmenslösungen anbietet. Sie entwickelt Jami in Zusammenarbeit mit Freiwilligen und kanadischen Forschungsinstituten.
So funktioniert Jami
Nach der Installation legen Sie ein Konto an, dabei teilt Ihnen das Programm eine zufällige Jami-ID (40 Zeichen) zu. Wenn Sie mögen, können Sie zusätzlich einen Nutzer*innennamen festlegen. Persönliche Daten wie E-Mail-Adresse oder Telefonnummer werden nicht abgefragt.
Die Jami-ID können Sie per QR-Code oder per Button mit anderen Personen teilen, wenn Sie einen Namen gewählt haben, findet man Sie auch darüber.
Ihr Account und die Daten werden nur auf Ihren Gerät gespeichert und landen auf keinem zentralen Server. Um sich vor Zugriff auf das lokal gespeicherte Kontoarchiv zu schützen, empfiehlt Ihnen die App bei der Anmeldung, zusätzlich ein Passwort einzurichten.
Darüber hinaus ist es möglich, ein Konto auf mehreren Geräten zu nutzen. Durch die dezentrale Speicherung sind die Accounts allerdings nicht synchron: Nachrichten, die auf dem einen Gerät geschrieben werden, sind auf dem anderen nicht zu sehen.
Befinden sich zwei Benutzer mit ihren Geräten im gleichen lokalen Netzwerk, etwa im selben WLAN, können sie über Jami miteinander kommunizieren, ohne dafür mit dem Internet verbunden zu sein.
Qualität in unserem Test
Die Bedienung der schlichten Benutzeroberfläche ist intuitiv, der Account schnell eingerichtet. Wie gut das Programm funktioniert, hängt stark von der Rechenleistung des Geräts ab, von dem aus der Anruf gestartet wird, da die Konferenz hier gehostet wird.
In unserem ersten Test mit einem iPhone 6s (iOS 13) und fünf Personen im Chat war das Programm sichtlich überfordert, einige Teilnehmer*innen waren nicht zu sehen, sondern nur zu hören.
Ein zweiter Test mit einem Google Pixel 2 (Android 10) und vier Personen im Chat lief zufriedenstellend: sowohl Bild- als auch Tonübertragung waren gut.
Auf Nachfrage von mobilsicher.de bestätigte ein Jami-Sprecher, dass der Dienst maximal fünf Personen pro Meeting am zuverlässigsten sei.
Entwicklung und Finanzierung
Als quelloffene Software wird Jami nicht nur von der Anbieterfirma Savoir-faire Linux, sondern auch von einer Gemeinschaft von Nutzer*innen und Entwickler*innen gepflegt.
Jami ist Teil des GNU-Projekts, das ein frei zugängliches Betriebssystem entwickelt, und läuft unter einer entsprechenden GPL-Lizenz. Der Quellcode ist also für jede*n zugänglich.
Jami ist werbefrei. Dadurch, dass es keine Server finanzieren muss, kann das Jami-Netzwerk wachsen, ohne dass die Kosten steigen.
Sicherheit bei Jami
Medienberichten zufolge kam die Idee zu der Software den Entwickler*innen nach den Enthüllungen des US-amerikanischen Whistleblowers Edward Snowden – Datenschutz und -sparsamkeit spielen also eine zentrale Rolle.
Dank der Peer-to-Peer-Kommunikation verbleiben die Daten bei den Nutzer*innen – die diese löschen können. Beim Löschen der App verschwinden die Daten unwiederbringlich. Um sich gegen unbeabsichtigtes Löschen zu schützen, rät die App dazu, ein Backup zu erstellen.
Jami kann vollkommen anonym verwendet werden. Durch einen frei wählbaren Benutzernamen und dadurch, dass weder E-Mail-Adresse noch Telefonnummer abgefragt werden, geben Sie keine personalisierten Daten preis.
Jami ist abhörsicher: Die gesamte Kommunikation, seien es geschriebene Nachrichten, Gespräche oder Videotelefonate, werden Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Laut der Jami-Webseite speichert der Dienst keine persönlichen Informationen.
Erhoben werden lediglich anonymisierte Daten für die Besucherstatistik der Jami-Webseite, um nachzuvollziehen, welche Versionen am meisten heruntergeladen werden.
Fazit
Jami ist ein guter Video-Dienst für Personen, die großen Wert auf Sicherheit und Datensparsamkeit legen. Dank anonymer Anmeldung, Peer-to-Peer-Kommunikation und Ende-zu-Ende-Verschlüsselung wahrt Jami die Privatsphäre seiner Nutzer*innen.
Verlässlich scheint der Dienst jedoch nur mit einem leistungsfähigen Hosting-Gerät zu funktionieren; bei älteren Geräten mit geringer Rechenleistung kommt die Software schnell an ihre Grenzen.