Dieser Artikel wurde vor mehr als einem Jahr veröffentlicht. Die Informationen könnten veraltet sein.
Ratgeber

Swiss-Covid-App: Schweizer Contact-Tracing kurz vorgestellt

Ein Artikel von , veröffentlicht am 10.06.2020

Die Swiss-Covid-App greift als erste App auf die von Google und Apple entwickelte Bluetooth-Schnittstelle zu. Das ist nicht verwunderlich: Schon die Vorlage für die dezentrale, privatsphärefreundliche Kontaktverfolgung stammt aus der Schweiz.

Status: Veröffentlichung in Kürze

Die App befindet sich noch in der Pilotphase - nur Militärangehörige, Angestellte im Gesundheitswesen und öffentliche Beschäftigte können sie nutzen. 60.000 Schweizer*innen tun dies bereits. Sofern das Parlament einer entsprechenden Änderung des Epidemiengesetzes zustimmt, soll die App Ende Juni in den App-Stores zur Verfügung stehen.

Entwickler*innen

Die App wurde an den Technischen Hochschulen Lausanne (EPFL) und Zürich (ETHZ) entwickelt.

Finanzierung

Die Entwicklung des Prototyps wurde aus Forschungsgeldern finanziert, den Betrieb und die Weiterentwicklung übernimmt der Bund.

Funktionsweise: Bluetooth-basiert

Als erste App nutzt die Swiss-Covid-App die von Google und Apple veröffentlichte Bluetooth-Schnittstelle zur dezentralen Kontaktverfolgung.

Vereinfacht funktioniert das so: Wenn sich zwei Geräte, auf denen die App installiert ist, nahe kommen, tauschen sie anonyme Kennnummern aus. Wird eine Person später positiv auf Covid-19 getestet, kann sie dies in der App melden. Alle App-Nutzer*innen, die sich in der Nähe dieser Person aufgehalten und Kennnummern ausgetauscht haben, erhalten dann eine Warnung.

Wie das Contact-Tracing mit der Bluetooth-Schnittstelle genau funktioniert, erklären wir im Beitrag Contact-Tracing: Die Schnittstelle von Google und Apple.

Personen, die eine solche Warnung erhalten haben, können sich kostenlos auf das Coronavirus testen lassen. Normalerweise kostet ein Test umgerechnet bis zu 325 Euro.

Dass die Schnittstellen-Technologie von Google und Apple zuerst in der Schweiz zum Einsatz kommt, ist übrigens nicht verwunderlich. Die Technikkonzerne hatten sich bei der Programmierung ihrer Schnittstelle vom quelloffenen DP3-T-Code inspirieren lassen, der auch von den Entwickler*innen der Swiss-Covid-App stammt.

Amazon ist mit im Boot

Anders, als ursprünglich angekündigt, wird die Schweiz für den Betrieb der App auf Amazon-Server zurückgreifen. Offenbar reicht die Infrastruktur des Schweizer Bundesamtes für Informatik und Telekommunikation (BIT) nicht aus, um die erwarteten Datenmengen zu bewältigen. Personenbeziehbare Daten werden dabei nach Angaben der Schweizer Regierung nicht an Amazon übertragen.

Schutz vor Falschmeldungen

Bei einer positiven Diagnose auf Covid-19 erhält der*die Patient*in vom kantonsärztlichen Dienst einen sogenannten "Covidcode". Mit dem Code lässt sich die Benachrichtigungfunktion der App aktivieren. Erst dann kann der*die Nutzer*in die App veranlassen, eine Warnung an die möglichen Kontaktpersonen zu versenden.

Fazit

In der Schweiz wurde im Hinblick auf Funktion und Privatsphäre alles richtig gemacht. Umso ärgerlicher ist die Entscheidung, ausgerechnet die Server von Amazon für das aufkommende Datenvolumen zu nutzen. Denn auch, wenn de facto keine personenbeziehbaren Daten beim Online-Händler landen, könnte dies das Vertrauen der Bevölkerung in die App erschüttern und einige gar komplett von ihrer Nutzung abhalten.

Weitere Artikel

Ratgeber 

Handy-Hausmittel im Check: Was man tun kann, wenn das Handy nass geworden ist

Bis heute liest man oft, dass Reis einem nassen Handy beim Trocknen hilft. Wir haben einen besseren Tipp.

Mehr
Ratgeber 

Snapchat: Gelöscht ist nicht gleich gelöscht

Snapchat ist gerade bei Jugendlichen sehr beliebt. Die Messenger-App verspricht, dass alle Nachrichten nach kurzer Zeit gelöscht werden. Hält Snapchat das Versprechen? Und welchen Bedingungen stimmt man bei der Nutzung automatisch zu?

Mehr
Ratgeber 

Video-Chat Zoom kurz vorgestellt

Zu Beginn der Corona-Zeit sprangen die Nutzer*innenzahlen beim Video-Chat Zoom von zehn auf 200 Millionen. Doch der Dienst steht wegen Problemen bei Sicherheit und Datenschutz in der Kritik. Die Vor- und Nachteile im Überblick.

Mehr
Hintergrund 

Was hat es mit der Zerstörung unverkaufter Geräte auf sich?

Alles andere als nachhaltig: Neuware landet einfach im Müll oder wird zerstört. Wie sieht es bei Handys aus?

Mehr