Ratgeber

Navi-Apps im Check: Komoot – Fahrrad, Wander & Mountainbike Navi

Ein Artikel von , veröffentlicht am 26.09.2018

Komoot berechnet Routen speziell für Radfahrer, Wanderer und Läufer. Die Basisversion der App ist kostenlos, weitere Funktionen können dazu gekauft werden. In Sachen Datenschutz schneidet die App aber nicht gut ab: Standortdaten speichert der Dienst dauerhaft und auch Facebook erhält Nutzerdaten.

HINWEISManuell durchgeführte App-Analysen wie diese gelten grundsätzlich nur für die getestete App-Version und haben damit den Charakter einer Momentaufnahme. Aktuelle Testberichte für mehr als 30.000 Android-Apps finden Sie seit Oktober 2020 über unseren AppChecker.

Das ist Komoot

Die Outdoor-App Komoot richtet sich an Radfahrer, Wanderer und Läufer. Über den integrierten Kartendienst können Jogging-, Wander-, und Fahrrad-Routen berechnet werden – für normale Straßen, aber auch für Touren im Wald oder im Gebirge.

Komoot fungiert auch als soziales Netzwerk: Beim Einrichten der App muss jeder Nutzer zunächst ein Nutzerkonto anlegen. Anschließend kann man anderen Personen folgen und eigene Touren, Infos und Fotos teilen.

Die App ist werbefrei und für Android und iOS verfügbar. Die Basis-Version ist kostenlos, beinhaltet aber nur wenige Regionen. Weitere Regionen und Funktionen wie Sprachnavigation und Offline-Karten können dazugekauft werden. Das Paket mit allen Karten weltweit kostet 29,99 Euro.

Das verwendete Kartenmaterial stammt von dem nicht-kommerziellen Projekt OpenStreetMap. Nach Angaben des Unternehmens nutzen drei Millionen Menschen Komoot, hauptsächlich in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Anbieter ist die Komoot GmbH mit Sitz in Potsdam.

Tracker: Nutzerdaten gehen an Facebook & Co

Getestet haben wir die kostenlose Basisversion für Android (Version 9.11.8) aus dem Google Play-Store.

Die App nahm im Test Verbindungen zu Servern von Komoot auf, aber auch zu Facebook, dem deutschen Analysedienst Adjust, Google, dem Absturzmelder Crashlytics, ebenfalls von Google, sowie zu Amazon und Cloudfront.

Facebook und Adjust erhalten dabei die Google Werbe-ID, verschiedene Gerätedaten, zum Beispiel Android-Version und Gerätemodell, sowie Namen und Version der genutzten App (Komoot).

Vor allem bei Facebook ist diese Übertragung problematisch, da Facebook nach eigenen Angaben solche Informationen über die Werbe-ID mit anderen Daten über den Nutzer verknüpft und auswertet.

So registriert Facebook zum Beispiel, dass man eine Outdoor-App nutzt und auch wann und wie lange und schaltet dann zum Beispiel entsprechende Werbung in der eigenen Facebook-Timeline, oder in anderen Apps, die das Facebook-Werbenetzwerk nutzen.

Komoot speichert Standortdaten dauerhaft

Komoot selbst erhebt ebenfalls die Werbe-ID und erfasst auch die Standortdaten, Routenverläufe, Suchanfragen und sämtliche anderen Informationen über die App-Nutzung (z.B. geöffnete Menüpunkte).

Nach eigenen Angaben in der Nutzungsbedingungen (Punkt 9 und 10) speichert Komoot die Standort- und Routendaten, ordnet sie dem jeweiligen Nutzer zu und analysiert sie, um zum Beispiel entsprechende Routenvorschläge zu machen. Gelöscht werden diese Daten erst, wenn man sein Konto löscht. Eine Option, der Aufzeichnung des Standortverlaufes zu widersprechen, gibt es nicht.

Damit unterschreitet die App sogar noch die Wahlmöglichkeiten von Google Maps, bei der so ein opt-out möglich ist.

Selbst bei besten Absichten des Anbieters ist es immer ein Risiko, sensible Daten wie die eigenen Bewegungsprofile bei Diensten speichern zu lassen. Sie könnten durch Fehler, Firmenverkäufe oder durch Hackerangriffe in falsche Hände geraten.

Fazit: Das muss anders werden

In Sachen Privatsphäre schneidet die App nicht gut ab. Dies ließe sich mit wenigen Änderungen deutlich verbessern: Bei der Frage, ob der eigene Standortverlauf dauerhaft aufgezeichnet wird, sollten Nutzer und Nutzerinnen unbedingt die Wahl haben. Die Kommunikation mit Facebook ist absolut unnötig, solange Nutzer sich nicht mit dem Facebook-Konto anmelden. Bei der Datenschutzerklärung muss dringend nachgebessert werden.

Google Maps, Karten (Apple), OsmAnd und Co.: Hier geht’s zu unserem AppChecker.

Weitere Artikel

Ratgeber 

Musical.ly: Unheimliche Parallelwelt im Kinderzimmer

Das soziale Netzwerk musical.ly beflügelt bei Kindern und Jugendlichen den Traum, selbst ein Popstar zu sein. Aber ist die Plattform zum Teilen selbstgedrehter Musikvideos harmlos? Ein Leserinnenhinweis führte uns in eine erschreckende Welt voll offener sexueller Nötigung von Mädchen.

Mehr
YouTube-Video 

Video: Betriebssystem /e/ kurz vorgestellt

Wer ein Smartphone nutzt, gibt seine Daten normalerweise an Google oder an Apple. Das freie Betriebssystem /e/ verspricht komplette Kontrolle über die eigenen Daten - und soll leicht zu bedienen sein. Wir haben es ausprobiert.

Ansehen
Ratgeber 

Drittanbieter-Kosten: Operation sauberer Markt

Ungewollte Kosten für mysteriöse Abos auf der Mobilfunkrechnung sind ein Dauerthema bei Verbraucherschützern. Neue Maßnahmen sollen das Problem aus der Welt schaffen – sagen die Netzbetreiber. Wir erklären, was sich ändert und was die Maßnahmen bringen.

Mehr
Ratgeber 

Das Datenschutz-Symbol bei iOS 11.3

Vielleicht ist es Ihnen schon aufgefallen: Seit iOS 11.3 taucht ein neues Symbol auf, wenn Sie bestimmte Apple-Apps das erste Mal starten. iOS signalisiert damit, dass die App persönliche Daten von Ihrem Gerät abfragt. Wir erklären, was hinter dem Symbol steckt und für welche Apps es gilt.

Mehr