NFC: Die Technik setzt sich durch
„Bezahlen mit dem Handy“ oder "mobil bezahlen" – das meint nicht das Online-Shoppen bei Amazon und Co., sondern das Bezahlen an der Supermarktkasse. Dabei ersetzt das Handy die EC-Karte.
Die Technik, dabei zum Einsatz kommt, nennt sich NFC (Near Field Communication, deutsch: Nahfeldkommunikation). Mit NFC lassen sich Daten über eine kurze Strecke von etwa vier Zentimetern kontaktlos zwischen zwei Geräten oder auch zwischen einem Gerät und einer Karte übertragen.
Seit 2015 werden in Deutschland die Kassen von Geschäften, die Kreditkarten akzeptieren, mit NFC-Lesegeräten ausgestattet. Läden, in denen Sie per NFC bezahlen können, erkennen Sie an diesem Symbol.

Auch viele Kreditkarten und EC-Karten sind inzwischen NFC-fähig. An NFC-Kassen muss man zum Bezahlen nur die Karte ans Lesegerät halten. Bei Kreditkarten ist bis zu einem Betrag von 25 Euro keine PIN-Eingabe nötig. Visa hat die Grenze mittlerweile auf 50 Euro erhöht.
So wird Ihr Handy zur Geldbörse
Das Bezahlen mit einem NFC-fähigen Handy funktioniert im Prinzip wie das Bezahlen mit einer NFC-fähigen Bankkarte. Zusätzlich brauchen Sie eine App, die den Bezahlprozess per NFC an der Kasse durchführt. Diese App müssen Sie vorher mit Geld befüllen. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Guthabenkarten: Können Sie zum Beispiel für Google Pay eine Gutscheinkarte in der Drogerie kaufen und dann einen Code in die App eingeben.
- Kreditkarten: In allen Apps können Sie Kreditkartendaten hinterlegen.
- EC-Karte/Lastschrift: In einigen Apps ist es möglich, eine EC-Karte zu hinterlegen oder per Lastschrift Guthaben in die App zu transferieren. Dies ist nur empfehlenswert, wenn die App von ihrer eigenen Bank stammt.
Halten Sie nun Ihr Handy an die Kasse, tut es so, als wäre es selbst eine Kreditkarte.
Kann mein Handy NFC?
Jedes Smartphone, das einen NFC-Chip verbaut hat, kann NFC-Apps nutzen - so ein Chip gehört inzwischen zur Standardausstattung. Um herauszufinden, ob Ihr Smartphone NFC-fähig ist, gehen Sie in die Einstellungen des Geräts und suchen Sie nach dem Punkt "NFC".
Bei manchen Anbietern können Sie Ihr Smartphone auch nachträglich mit einem NFC-Sticker aufrüsten. Die sogenannte NFC-SIM-Karte, die Sie für manche Dienste benötigen, enthält hingegen keinen NFC-Chip. Diese SIM-Karte bringt lediglich einen besonders gesicherten Speicherchip mit, in dem Bezahldaten, zum Beispiel die Kreditkartennummer, sicher abgelegt werden können. Ein NFC-fähiges Handy oder einen Sticker brauchen Sie also trotzdem.
Manche Apps arbeiten ohne solch einen Sicherheitsspeicher. In diesem Fall werden überhaupt keine Bezahldaten auf dem Handy gespeichert, sondern nur auf einen speziell gesicherten Server des Anbieters.
Zum Bezahlen überträgt das Handy die nötigen Daten dann vom Server des Anbieters. Die eigentliche Kreditkartennummer wird dabei nicht verwendet, sondern nur ein daraus abgeleiteter Begriff, ein sogenanntes Token.
NFC-fähige iPhones haben standardmäßig einen eingebauten Sicherheitsspeicher, brauchen also keine besondere SIM-Karte.
Mobil bezahlen mit Google Pay
Google Pay ist in Deutschland seit dem Juli 2018 verfügbar. Um den Dienst nutzen zu können, brauchen Sie die Google-Pay-App, eine passende Kreditkarte oder ein PayPal-Konto. Der Dienst ist derzeit nur für Android-Geräte nutzbar.
Inzwischen können Nutzer*innen die Kreditkarten von zahlreichen Anbietern in Google Pay hinterlegen und dann per NFC an der Ladenkasse zahlen. Auch ein PayPal-Konto funktioniert als Zahlungsmethode, wenn dieses mit einem Bankkonto (nicht Kreditkarte) verknüpft ist.
Zur aktuellen Liste der teilnehmenden Banken geht es hier. Ist Ihr Bankinstitut noch nicht dabei, können Sie den Dienst trotzdem zum Bezahlen im Online-Handel nutzen.
Google Pay stellt einige Mindestanforderung an die Sicherheit Ihres Betriebssystems und Ihres Geräts. Einige No-Name-Hersteller und alte Android-Versionen (4.4 und älter) werden nicht unterstützt.
Mobil bezahlen mit Apple Pay
Seit Dezember 2018 ist in Deutschland auch der Bezahldienst von Apple verfügbar. Apple Pay ist bei jedem iPhone mit aktuellem Betriebssystem in den Geräteeinstellungen zu finden.
Auch Apple konnte inzwischen zahlreiche Finanzdienstleister zur Zusammenarbeit bewegen. Die aktuelle Liste mit Anbietern, deren Geldkarte Sie in Apple Pay zum Bezahlen per NFC hinterlegen können, finden Sie hier.
Mit dem Start von Google Pay und Apple Pay in Deutschland sind die meisten anderen Wallet-Apps praktisch verschwunden: Der Wallet-Dienst Boon von Wirecard Card Solutions Ltd.(UK) ist in Deutschland nur noch in Kombination mit Google- oder Apple Pay nutzbar und nicht mehr als eigenständige App.
Banken bieten Bezahl-Apps
Einige Banken haben für Android eigene Bezahl-Apps herausgebracht.
Seit April 2017 bieten die Deutsche Bank und die Postbank für ihre Kunden eine NFC-Bezahloption per App an. Die Apps heißen Deutsche Bank Mobile und Postbank.
Ebenfalls mit im Rennen sind die deutschen Sparkassen mit der App Mobiles Bezahlen - Ihre digitale Geldbörse, die Volks- und Raiffeisenbanken mit einer neuen Funktion für "mobiles Bezahlen" innerhalb ihrer VR-Banking-App und die BW-Bank mit der App BW-Mobilbanking Phone +Banking.
Die österreichischen Sparkassen und die Erste Bank bieten mit der BankCard Mobil eine App an, mit der das Smartphone ihrer Kunden zur Bankkarte wird. Sie ist allerdings nur für Kunden nutzbar, die ein Android-Gerät und einen Mobilfunkvertrag bei T-Online, A1, Drei oder Tele.ring haben.
Einige Einzelhandelsketten haben ihre eigenen Bezahl-Apps entwickelt, die nicht mit NFC funktionieren. Zum Beispiel bieten die Supermärkte Netto, EDEKA, Kaufland und Galeria Kaufhof eigene Bezahl-Apps an. Hinter allen steht die Firma Valuephone GmbH, die den Bezahlvorgang abwickelt.
Wie sicher ist Bezahlen per NFC-App?
Wir haben dem Thema einen eigenen Ratgeber gewidmet, in dem wir konkrete Risiken beschreiben, Mythen enttarnen und praktische Tipps geben, wie Sie sich absichern können.
Datenschutz beim mobilen Bezahlen
Wer per App bezahlt, teilt seine Kaufhistorie dem Anbieter der App mit. Zusätzlich zur Bank, dem Bezahldienstleister und sonstigen Beteiligten, erfährt also noch eine weitere Firma, wofür man sein Geld ausgibt.
So sind beispielsweise an der Zahlungsabwicklung mit der Netto-App sowohl das Unternehmen Valuephone, die Deutsche Post als auch die eigene Hausbank und die Handelsbank von Netto beteiligt. Auch die Nutzungsbedingungen von Google Pay sind höchst problematisch.
Apps, die vom eigenen Kreditinstitut herausgegeben werden, haben hier einen klaren Vorteil. Banken leben in der Regel nicht vom Geschäft mit Nutzerprofilen und was man kauft, erfährt die eigene Bank nun mal sowiso.
Trotzdem gilt nach wie vor: Anonym ist nur Bargeld.