Ratgeber

Hintergrund: Was Suchmaschinen über uns verraten

Ein Artikel von , veröffentlicht am 05.09.2019, bearbeitet am06.09.2019
Bild: Pixabay, ilovetattoos, CC0

Wenn wir im Internet Krankheitssymptome, Umzugsunternehmen oder Lieblingsstars suchen, bleibt das in der Regel nicht unbeobachtet. Suchmaschinenanbieter wie Google werten diese Informationen aus und schalten entsprechende Werbung. Wer das nicht möchte, kann ein alternatives Produkt wählen.

Was Suchmaschinen verraten

Wonach Menschen im Internet suchen, sagt viel über ihr Leben aus. Ob Krankheitssymptome, Jobangebote oder Filmstars – jeder eingetippte Suchbegriff gibt einen Einblicke in die eigenen Interessen, Probleme und Pläne.

Konventionelle Suchmaschinen wie Google oder Bing erfassen die eingetippten Suchbegriffe zusammen mit einer eindeutigen Kennung der suchenden Person. So können sie alle Suchen einer Person zuordnen und über die Zeit ein Suchprofil erstellen. Google verknüpft diesen Suchverlauf nach Möglichkeit auch mit anderen Daten - zum Beispiel mit dem eigenen Namen, den man im Google-Konto hinterlegt hat.

Mit diesen Profilen personalisieren die Suchmaschinen Werbung und Suchergebnisse. Das birgt einerseits die Gefahr, dass Werbetreibende gezielt anfällige Personengruppen auswählen und beeinflussen. Andererseits können personalisierte Suchergebnisse einen Filterblasen-Effekt haben - man sieht nur noch das, was den eigenen Ansichten entspricht.

Zuletzt können diese Daten auch immer in die Hände von Dritten gelangen, wenn sie vom Anbieter verkauft werden, von den Servern gestohlen werden oder verloren gehen.

Gegenentwürfe zur Google-Suche

Wer diese Datensammlung vermeiden will, kann einen privatsphärefreundlichen Anbieter wählen. Viele alternative Suchmaschinen versprechen Ihren Nutzer*innen, wenige oder keine Daten über sie zu sammeln.

Gleichzeitig stehen diese Anbieter vor der Herausforderung, ähnlich brauchbare Suchergebnisse zu liefern wie die große Konkurrenz. Um das bieten zu können, greifen die meisten von ihnen auf die Infrastruktur anderer Dienste zurück.

Denn: Suchmaschinen durchsuchen nicht das komplette Internet mit all seinen Webseiten, sondern Listen von Schlagworten, die auf diese Webseiten verweisen - einen so genannten Such-Index.

Alternative Suchmaschinen nutzen teilweise die Such-Indices, die jemand anderes bereits angelegt und gepflegt hat, zum Beispiel Google oder Microsoft. Mit Ausnahme von Ecosia erhalten diese Anbieter dabei aber keine Daten von Nutzer*innen.

Werbung ohne Tracking

Auch privatsphärefreundliche Suchmaschinen finanzieren sich häufig durch Werbung: Sie blenden Anzeigen über oder zwischen den Suchergebnissen ein.

Der Unterschied zu Google und Co.: Die Werbung wird nicht auf individuelle Profile abgestimmt, sondern in der Regel nur auf den eingetippten Suchbegriff. Bei Swisscows passiert noch nicht mal das - alle Besucher*innen sehen dort die selben Werbebanner.

Alternative Anbieter verzichten auf eigene Tracker - einige Such-Apps blockieren zusätzlich auch Tracker von Webseiten.

Welche Spuren Sie beim Surfen im Internet hinterlassen, etwa in Form von IP-Adressen, und was Tracking ist, erfahren Sie im Hintergrundbeitrag Tracking im Internet: Cookies, Cache & Co.

Welchen alternativen Anbieter man wählt, ist ein Stück weit Vertrauenssache. In unserer Übersicht stellen wir die fünf Dienste DuckDuckGo, StartPage, Ecosia, Qwant und Swisscows vor und fassen Ihre Vor- und Nachteile zusammen.

So nutzen Sie eine alternative Suchmaschine

Der Wechsel zu einer alternativen Suchmaschine ist einfach. Suchen Sie sich einen Dienst aus, den Sie im Alltag nutzen möchten. Für die Bedienung gibt es verschiedene Optionen.

Option 1: Suchmaschine als Startseite einstellen

Sie können jede Suchmaschine wie eine normale Webseite aufrufen, indem Sie die Adresse in den Browser eintippen - zum Beispiel www.startpage.com. Wenn Sie diese Adresse im Browser als Startseite einstellen, öffnet sich die Seite von selber, sobald Sie den Browser öffnen.

Option 2: Suchmaschine im Browser als Standard festlegen

Bequemer ist es, die Suchmaschine im Browser zu hinterlegen. Dann können Sie Suchbegriffe ins Adressfeld eingeben und gleich von dort aus die Suche starten. Meist ist Google als Standardsuchmaschine voreingestellt. Das lässt sich aber leicht ändern.

Die meisten Browser bieten unter Einstellungen > Suche/Suchmaschine einige Dienste zur Auswahl an. Finden Sie die Suchmaschine Ihrer Wahl dort nicht, gibt es Möglichkeiten, diese manuell hinzuzufügen. 

Wie das genau geht, erklären wir in unseren Konfigurations-Anleitungen für Browser. Hier geht's zur Video-Anleitung für Firefox (Android), hier zu den Textanleitungen für Chrome (Android) und Safari (iOS).

Option 3: App nutzen

Viele Dienste bieten eigene Apps an, um die Nutzung noch komfortabler zu machen. Diese sind in der Regel schlanke Browser, die zusätzlich einige Web-Tracker blocken.

Falls Sie auf die Suchleiste auf dem Startbildschirm des Smartphones nicht verzichten wollen, empfehlen wir für Android die quelloffene App Simple Search. Dieses nützliche kleine Werkzeug erlaubt es, jede beliebige Suchmaschine einzubauen und über ein Widget auf dem Startbildschirm ohne Umwege zu nutzen.

Auf jedem Smartphone ist eine Browser-App und oft auch die Google-Suche vorinstalliert. Das können Sie ändern. Mehr darüber erfahren Sie im Ratgeber Bloatware: Vorinstallierte Apps ersetzen.

Weitere Artikel

YouTube-Video 

Updates für die Umwelt

Euer Smartphone bekommt keine Updates mehr? Das ist bei Android seit Jahren ein großes Problem. Wer sein Handy lange nutzen will, muss unsichere Software in Kauf nehmen. Warum Apple mit seinen iPhones einen besseren Job macht und was ihr als Android-Nutzer*in tun könnt, erfahrt ihr im Video.

Ansehen
YouTube-Video 

10 Fragen aus der YouTube-Community: Messenger-Special

Die Fragen unserer YouTube-Community sind viel zu interessant, um sie in der Kommentarspalte untergehen zu lassen. Deshalb gibt es unsere Antworten nun als Video. Wir starten direkt mit einem Special: 10 Fragen zum Thema Messenger-Dienste – und unsere Antworten.

Ansehen
Ratgeber 

Fake-Streaming: So erkennen Sie die Tricks

Die Verbraucherzentrale und die Marktwächter warnen vor dubiosen Streaming-Seiten - mehr als 200 vermeintliche Videoportale wurden bislang an die Behörden gemeldet. Doch das sind längst nicht alle. Einmal registriert, fordern die Betrüger*innen viel Geld für unseriöse Abos.

Mehr
Ratgeber 

Was Sie über Gmail wissen sollten

Gmail gehört zu den beliebtesten E-Mail-Diensten - nicht zuletzt, weil jede*r Android-Nutzer*in bei der Einrichtung des Google-Kontos automatisch eine Gmail-Adresse erhält. Was wir an Gmail problematisch finden, erfahren Sie hier.

Mehr