Dieses Projekt wurde am 31.12.2024 beendet. Der Beitrag ist auf dem Stand des letzten Update-Datums und wird nicht mehr aktualisiert oder überprüft.
Ratgeber

Marcel Bokhorst von FairEmail: „Ein geschlossener Quellcode und Datenschutz passen nicht zusammen“

Ein Artikel von Stefanie Roenneke, veröffentlicht am 24.09.2019
Foto: istock

Marcel Bokhorst entwickelt die quelloffene Android-App FairEmail. Neben Transparenz und Datenschutz ist ihm eine intuitive Bedienung wichtig. Dazu arbeitet er das Feedback der Nutzerinnen und Nutzer in die App ein, sagt er im mobilsicher-Interview.

[English version of the interview available here.]

Marcel, was treibt dich an?

Meine Hauptmotivation als Person und Entwickler ist es, Menschen dabei zu helfen, ihre Online-Privatsphäre besser zu schützen – und dabei selbst etwas Nützliches und Herausforderndes zu tun.

Warum hast du FairEmail entwickelt?

Ich habe das Projekt gestartet, weil es damals keine anderen quelloffenen E-Mail-Apps gab, die sich auf den Schutz der Privatsphäre im Internet konzentrierten. Es gibt immer mehr ausgefeilte Phishing-E-Mails und immer noch viele Unternehmen, die trotz der Datenschutz-Grundverordnung routinemäßig und unnötig Tracking-Codes verwenden.

Meiner Meinung nach besteht also ein echtes Bedürfnis nach einer App wie FairEmail. Angesichts der Rückmeldungen, die ich erhalten habe, scheine ich nicht der Einzige zu sein, der diese Meinung vertritt.

Warum hast du dich entschieden, den Programmiercode der App offenzulegen?

Ein geschlossener Quellcode und Datenschutz passen nicht sehr gut zusammen. Niemand kann überprüfen, was die App macht. Das drückt also meistens eine alternative Philosophie aus.

Marcel Bokhorst entwickelt die Android-App FairEmail.

Welche Argumente sprechen noch für den Wechsel zu FairEmail?

Erstens ist die App für Menschen gedacht, die ihre Online-Privatsphäre besser schützen möchten. FairEmail bietet jedoch auch einige Funktionen, die das Verwalten von Nachrichten erleichtern, während vorinstallierte Apps meist nur grundlegende Funktionen bieten.

Meine persönlichen Favoriten sind Antwortvorlagen und Filterregeln. Ich verwende Antwortvorlagen, um häufig gestellte Fragen schnell zu beantworten und Regeln, um Nachrichten in Ordner zu verschieben und E-Mails automatisch nach Betreff zu organisieren.

Neben der Mail-App bietest du auch die Firewall-App NetGuard an. Wie können wir uns deine Arbeit vorstellen?

Ich arbeite an meinen Apps, wenn ich motiviert bin. Da es Spaß macht, etwas Neues zu kreieren und Menschen glücklich zu machen, passiert dies häufig. Ich höre immer auf Feedback, weil das die Apps besser macht. Wie FairEmail aussieht, wie die App sich verhält und welche Funktionen angeboten werden, hängt häufig von Feedback ab.

Hast du ein Beispiel?

Es gab einige Rückmeldungen zum Design von FairEmail, die dazu beigetragen haben, dass die App jetzt so aussieht. Um möglichst viele Menschen glücklich zu machen, wurden auch zahlreiche Optionen hinzugefügt, um das Verhalten von FairEmail anzupassen.

FairEmail bietet kostenpflichtige Pro-Funktionen an, die Basisversion der App ist kostenlos. Warum?

Da das Ziel darin besteht, möglichst vielen Menschen zu helfen, ihre Online-Privatsphäre besser zu schützen, sollte es nur wenige potenzielle Hindernisse für die Verwendung von FairEmail geben.

Aus diesem Grund ist alles, was zum Schutz der Privatsphäre erforderlich ist, in FairEmail kostenlos.

FairEmail gibt es im Google Play-Store und in F-Droid. Michael Bokhorst entwickelt auch die Firewall NetGuard. Mehr Infos zu ihm und seinen Projekten gibt‘s hier (auf Englisch): faircode.eu

Weitere Artikel

Ratgeber 

Qwant: Europäische Suchmaschine mit Firefox-Anteil

Die Suchmaschine Qwant setzt auf den quelloffenen Browser Firefox auf und nutzt dessen Funktionen zum Schutz vor Tracking. Der Unterschied: Qwants Server stehen in der Europäischen Union. Dafür bindet Qwant jedoch Nachrichten des Anteilseigners Axel-Springer-Verlag auf der Startseite ein.

Mehr
Ratgeber 

Was Sie über Gmail wissen sollten

Gmail gehört zu den beliebtesten E-Mail-Diensten - nicht zuletzt, weil jede*r Android-Nutzer*in bei der Einrichtung des Google-Kontos automatisch eine Gmail-Adresse erhält. Was wir an Gmail problematisch finden, erfahren Sie hier.

Mehr
YouTube-Video 

Cyberwaffe Pegasus: Sind Tipps fürs Handy jetzt überflüssig?

Mit der Spionage-Software Pegasus ist es möglich, jedes Android-Handy und jedes iPhone zu überwachen und sämtliche Daten auszulesen. Aber wie arbeitet Pegasus eigentlich? Und was bedeutet das für uns? Können wir uns überhaupt noch schützen – oder diesen Kanal genauso gut zumachen?

Ansehen
Ratgeber 

Coronavirus und Handy-Überwachung: Risiken und Nebenwirkungen

Viele Länder nutzen im Kampf gegen die Corona-Epidemie Handydaten, um Infizierte zu überwachen und Kontaktpersonen zu ermitteln. Auch in Deutschland wird der Ruf nach solchen Methoden lauter. Zeit, sich die Vorreiter näher anzusehen – samt Risiken und Nebenwirkungen.

Mehr