Ratgeber

Marcel Bokhorst von FairEmail: „Ein geschlossener Quellcode und Datenschutz passen nicht zusammen“

Ein Artikel von , veröffentlicht am 24.09.2019
Foto: istock

Marcel Bokhorst entwickelt die quelloffene Android-App FairEmail. Neben Transparenz und Datenschutz ist ihm eine intuitive Bedienung wichtig. Dazu arbeitet er das Feedback der Nutzerinnen und Nutzer in die App ein, sagt er im mobilsicher-Interview.

[English version of the interview available here.]

Marcel, was treibt dich an?

Meine Hauptmotivation als Person und Entwickler ist es, Menschen dabei zu helfen, ihre Online-Privatsphäre besser zu schützen – und dabei selbst etwas Nützliches und Herausforderndes zu tun.

Warum hast du FairEmail entwickelt?

Ich habe das Projekt gestartet, weil es damals keine anderen quelloffenen E-Mail-Apps gab, die sich auf den Schutz der Privatsphäre im Internet konzentrierten. Es gibt immer mehr ausgefeilte Phishing-E-Mails und immer noch viele Unternehmen, die trotz der Datenschutz-Grundverordnung routinemäßig und unnötig Tracking-Codes verwenden.

Meiner Meinung nach besteht also ein echtes Bedürfnis nach einer App wie FairEmail. Angesichts der Rückmeldungen, die ich erhalten habe, scheine ich nicht der Einzige zu sein, der diese Meinung vertritt.

Warum hast du dich entschieden, den Programmiercode der App offenzulegen?

Ein geschlossener Quellcode und Datenschutz passen nicht sehr gut zusammen. Niemand kann überprüfen, was die App macht. Das drückt also meistens eine alternative Philosophie aus.

Marcel Bokhorst entwickelt die Android-App FairEmail.

Welche Argumente sprechen noch für den Wechsel zu FairEmail?

Erstens ist die App für Menschen gedacht, die ihre Online-Privatsphäre besser schützen möchten. FairEmail bietet jedoch auch einige Funktionen, die das Verwalten von Nachrichten erleichtern, während vorinstallierte Apps meist nur grundlegende Funktionen bieten.

Meine persönlichen Favoriten sind Antwortvorlagen und Filterregeln. Ich verwende Antwortvorlagen, um häufig gestellte Fragen schnell zu beantworten und Regeln, um Nachrichten in Ordner zu verschieben und E-Mails automatisch nach Betreff zu organisieren.

Neben der Mail-App bietest du auch die Firewall-App NetGuard an. Wie können wir uns deine Arbeit vorstellen?

Ich arbeite an meinen Apps, wenn ich motiviert bin. Da es Spaß macht, etwas Neues zu kreieren und Menschen glücklich zu machen, passiert dies häufig. Ich höre immer auf Feedback, weil das die Apps besser macht. Wie FairEmail aussieht, wie die App sich verhält und welche Funktionen angeboten werden, hängt häufig von Feedback ab.

Hast du ein Beispiel?

Es gab einige Rückmeldungen zum Design von FairEmail, die dazu beigetragen haben, dass die App jetzt so aussieht. Um möglichst viele Menschen glücklich zu machen, wurden auch zahlreiche Optionen hinzugefügt, um das Verhalten von FairEmail anzupassen.

FairEmail bietet kostenpflichtige Pro-Funktionen an, die Basisversion der App ist kostenlos. Warum?

Da das Ziel darin besteht, möglichst vielen Menschen zu helfen, ihre Online-Privatsphäre besser zu schützen, sollte es nur wenige potenzielle Hindernisse für die Verwendung von FairEmail geben.

Aus diesem Grund ist alles, was zum Schutz der Privatsphäre erforderlich ist, in FairEmail kostenlos.

FairEmail gibt es im Google Play-Store und in F-Droid. Michael Bokhorst entwickelt auch die Firewall NetGuard. Mehr Infos zu ihm und seinen Projekten gibt‘s hier (auf Englisch): faircode.eu

Weitere Artikel

Ratgeber 

So erkennen Sie gefälschte Apps

Nicht immer steckt in einer App das drin, was drauf steht. Gerade von bekannten Diensten wie Facebook, Youtube oder WhatsApp sind oft Fälschungen im Umlauf. Nutzer*innen können damit um Geld betrogen werden oder sich Schadprogramme einfangen.

Mehr
YouTube-Video 

App-Test live: Was tut eine App wirklich?

Was tut eine App eigentlich, ohne dass wir es mitbekommen? Das schauen wir uns ganz genau an, bevor wir Ihnen Apps empfehlen. Wie es aussieht, wenn wir den Datenverkehr im Hintergrund analysieren, zeigen wir im Video live am Beispiel der Dating-App LOVOO.

Ansehen
YouTube-Video 

Bildschirmzeit als Kindersicherung: So geht’s (iPhone)

Mit der iOS-Version 12 hat Apple eine Funktion spendiert, mit der man die iPhone- oder iPad-Nutzung einschränken kann. Sie lässt sich auch als Kindersicherung einsetzen. Wie "Bildschirmzeit" funktioniert und welche Kritikpunkte es daran gibt, erklären wir im Video.

Ansehen
Ratgeber 

Surfen mit Tor (Android)

Das Anonymisierungs-Netzwerk Tor kann dabei helfen, einen Teil der Spuren, die man beim Surfen im Netz hinterlässt, zu verschleiern. Welche Android-Software man für Tor braucht und wie man sie benutzt, erklären wir in den folgenden Abschnitten.

Mehr