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Ratgeber

Berliner ReparaturBONUS: Wir machen den Test

Ein Artikel von Sevasti Giannitsi, Jonas Bickelmann, veröffentlicht am 19.11.2024, bearbeitet am04.12.2024
Foto: Kilian Seiler

Wir nehmen das Verfahren unter die Lupe und testen den ReparaturBONUS mit einem kaputten Laptop aus dem mobilsicher-Büro.

Erfurt und Dresden sind vorangegangen: Nach Thüringen und Sachsen startete auch das Land Berlin einen ReparaturBONUS mit 1,25 Millionen Euro Budget. Den Zuschuss fürs Reparieren gibt es für eine befristete Testphase bis zum Ende des Jahres.

Berliner*innen haben noch bis einschließlich 31. Dezember Zeit, ihre Geräte zu reparieren und ihre Unterlagen digital unter https://www.ibb-business-team.de/reparaturbonus/ einzureichen. Hier gibt es eine Liste aller förderfähigen Geräte.

Ob es 2025 weitergeht? Die Senatsverwaltung sagte uns auf Anfrage: „Die finale Entscheidung dazu fällt voraussichtlich am 19.12.2024 im Berliner Abgeordnetenhaus – bei der Verabschiedung des Nachtragshaushalts.“

Wie viel Zuschuss gibt es wofür?

Der Berliner ReparaturBONUS bezuschusst 50% der Reparaturkosten von haushaltüblichen Elektro- und Elektronikgeräten – maximal jedoch einmalig bis zu 200€ pro Person.  Dazu gehören natürlich Smartphones.

Bei der Selbstreparatur in einem Repair-Café, werden sogar die kompletten Kosten der Ersatzteile erstattet. Reparaturen werden nur gefördert, wenn die Rechnungssumme über 75€ liegt (in diesem Fall würde man 37,50 € erstattet bekommen). Bei Repair-Cafés muss die Summe mindestens 25€ inklusive Mehrwertsteuer betragen und es wird der komplette Betrag erstattet.

Kommt mit uns in die Werkstatt

Unser kaputter Laptop sammelt seit ein paar Jahren schon Staub. Es hat sich bis jetzt nicht dringend genug angefühlt, ihn zu reparieren. Deswegen freuen wir uns, dass der ReparaturBONUS uns die Chance gibt, den Laptop möglicherweise wieder in Betrieb zu nehmen. Und so ist es gelaufen:

Schritt 1: Werkstatt finden

Auf der der Info-Seite zum Reparaturbonus wird das Netzwerk repami.de verlinkt - es listet Fachbetriebe und Reparatur-Cafés. Allerdings wird dieses Portal von Handwerkskammer und BSR betreut und listet nur Betriebe, die Mitglied in der Handwerkskammer sind. Damit tauchen viele Werkstätten dort nicht auf. Den Bonus bekommst du aber auch, wenn du einen Reparaturbetrieb wählst, der nicht auf der Liste steht.

In unserem Selbstversuch haben wir einen Betrieb bei repami ausgesucht und leider gleich eine Absage kassiert: Aktuell sei hier sehr viel los, die Werkstatt habe erst in ein paar Wochen wieder Kapazitäten für neue Aufträge. Über eine bekannte Onlinesuchmaschine fand sich dann ein anderer Betrieb, der noch freie Kapazitäten hatte.

Tipp: Den Bonus gibt es nur, wenn die Reparatur mindestens 75 Euro kostet. Lasst euch gleich eine Kostenschätzung geben, um sicherzugehen, dass ihr diese Summe erreicht.

Schritt 2: Rechnung oder Laufzettel einsammeln

Unser Gerät ist fertig repariert und wir holen es bei der Werkstatt ab. Die Rechnung lassen wir uns gleich mitgeben. Wir bezahlen mit Karte - Barzahlung ist in diesem Fall ausgeschlossen. Denn den Bonus bekommst du nur, wenn du als Zahlungsnachweis einen Kontoauszug einreichst. Wenn du die Reparatur selber in einem Repair-Cafés durchführst, solltest du außerdem einen sogenannten Laufzettel bekommen, der zusammen mit der Rechnung einzureichen ist. Frag im Zweifel vor der Reparatur danach.

Tipp: Der Name, auf den die Rechnung ausgestellt ist, und der Name, mit dem du später den Antrag für den Zuschuss stellst, müssen identisch sein.

Schritt 3: Account anlegen und Antrag stellen

Unter https://www.ibb-business-team.de/reparaturbonus/ legen wir uns einen Zugang an. Dafür braucht man ein bisschen Zeit und vielleicht einen Tee zur Beruhigung. Denn so richtig intuitiv oder schnell ist der Prozess leider nicht - wir haben dafür 40 Minuten gebraucht. Wichtig: Du musst einige Dokumente einscannen und hochladen:

  1. Rechnung
  2. Zahlungsnachweis - zum Beispiel ein Kontoauszug
  3. nur bei Repair-Cafés: Laufzettel
  4. Scans deines Ausweisdokuments (Personalausweis oder Reisepass und Meldebescheinigung und gegebenenfalls Aufenthaltstitel)
  5. Scan deiner Bankkarte

Großes Interesse am Bonus

Auch wenn die Abwicklung ein bisschen fummelig ist, gibt es offenbar rege Nachfrage nach dem Zuschuss. Im Gespräch berichtet der Mitarbeiter unserer Werkstatt, dass fast jeden Tag Personen anrufen und sich nach dem ReparaturBONUS erkundigen. Und das gilt für einen Betrieb, der nicht auf der repami-Seite verlinkt ist.

Auch der Sprecher der Senatsverwaltung berichtet uns in einer Mail von guter Nachfrage. „Pro Tag gehen ca. 60 Anträge ein und im Durchschnitt werden 120 Euro pro Förderung pro bewilligtem Antrag ausgezahlt.“ Es seien zum 28. November 4.206 Anträge eingegangen und rund 255.000 Euro ausgezahlt worden bzw. in der Abwicklung. Die Fördermittel werden nach seiner aktuellen Einschätzung bis zum Ende des Förderzeitraums ausreichen.

Unser Fazit: Guter Ansatz mit Luft nach oben

Natürlich darf man nicht vergessen: Nicht nur die Verbraucher*innen stehen beim Thema Nachhaltigkeit in der Pflicht. Es sind vor allem die Hersteller, die für die Auswirkungen ihrer Geschäfte die Verantwortung übernehmen müssen. Der Reparaturbonus ist trotzdem eine positive Entwicklung - schön, dass Berlin jetzt auch mitmacht.

Die Umsetzung könnte allerdings noch besser sein. Das betrifft neben der zeitlichen Befristung auch die Gestaltung des Antrags-Portals: Haben die Menschen, die so einen Zuschuss wirklich brauchen, um sich eine Reparatur leisten zu können, auch die Zeit für die umständliche Antragstellung? Wenn man für den Antrag zehnmal länger braucht als für einen Neukauf, ist da noch Luft nach oben für die Reparier-Hauptstadt.

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