Ratgeber

Ratgeber: So surfen Sie anonym mit Tor (Android)

Ein Artikel von , veröffentlicht am 08.02.2018, bearbeitet am28.08.2019
Fotos: Pixabay, Montage: mobilsicher

Wer im Internet surft, hinterlässt Spuren. Das Anonymisierungsnetzwerk Tor kann helfen, diese zu verschleiern. Wie Sie den Tor-Browser auf Ihrem Android-Gerät installieren und nutzen können, erklären wir hier Schritt für Schritt.

Hinweis: In diesem Ratgeber erklären wir, wie man Tor nutzt. Was das Tor-Netzwerk eigentlich ist und was es kann, erfahren Sie in unserem Hintergrundtext Tor: Anonymität auch für das Smartphone.

Tor für Android: Der offizielle Browser

Seit Mai 2019 gibt es die erste stabile Version eines Browsers, der Tor für Android unterstützt. Die App heißt schlicht "Tor Browser" und wird vom Tor-Project selbst entwickelt. Sie basiert auf dem Firefox-Browser.

Das Tor-Project ist die Non-Profit-Organisation, die auch die Anonymisierungstechnologie des Tor-Netzwerkes entwickelt. Wir empfehlen, ausschließlich die offizielle App für das Surfen mit Tor zu nutzen.

Der Vorläufer des Tor Browsers, "Orfox", wurde eingestellt und sollte nicht mehr genutzt werden. Im Play-Store finden sich noch einige andere Apps, die sich als Tor-Browser ausgeben. Oft halten diese jedoch nicht, was sie versprechen oder sind sogar schädlich.

In den folgenden Absätzen erklären wir, wie Sie die den offiziellen "Tor Browser" nutzen.

Schritt 1: Tor Browser installieren

Wir empfehlen, die App über den alternativen App-Store „F-Droid“ zu installieren. Dazu müssen Sie eine zusätzliche Paktequelle freischalten. Alternativ finden Sie die App auch im Play-Store von Google.

Wie Sie F-Droid installieren, haben wir in einer Schritt-für-Schritt-Anleitung beschrieben. Was F-Droid genau ist und welche Ideen dahinter stecken, erfahren Sie hier: F-Droid: Verbraucherfreundlicher App-Store für Android.

Um die Apps finden zu können, müssen Sie im Menü der F-Droid-App die Paketquellen freischalten:

  1. Tippen Sie auf Optionen – Zusätzliche Paketquellen.
  2. Aktivieren Sie die Paketquelle Guardian Project.
  3. Tippen Sie auf das Glocken-Symbol, um die Paketquellen zu aktualisieren.
  4. Tippen Sie in Kategorien auf das Lupen-Symbol und geben "Tor Browser“ ein.
  5. Sie müssen ggf. etwas scrollen, um den Eintrag "Tor Browser" in den Suchergebnissen zu finden. Verwechseln Sie ihn nicht mit dem "Tor Browser for Android" - das ist die Alpha-Version, also eine andere Version mit Funktionen, die noch nicht abschließend getestet sind.
  6. Tippen Sie auf den Eintrag, um die App zu installieren.

Den "Tor Browser" können Sie zudem als .apk-Installationsdatei auf der Webseite der Entwickler herunterladen und manuell installieren.

Wie man .apk-Dateien manuell installiert, haben wir in unserem Beitrag Schritt für Schritt: Apps als .apk-Datei installieren erklärt.

Schritt 2: Tor-Browser starten

Wenn Sie die App öffnen, sehen Sie den Button "Verbinden". Tippen Sie darauf, um sich mit dem Tor-Netzwerk zu verbinden. Es dauert einen Augenblick.

Beim ersten Start führt der Browser Sie durch einen Informations-Dialog. Danach können Sie wie gewohnt Ihre Zieladresse in die Adresszeile eingeben. Während Tor läuft, sehen Sie ein kleines Zwiebel-Symbol am oberen Bildschirmrand.

Schritt 3: Einstellungen im Tor Browser

Der "Tor Browser" hat ab Werk viele Schutzfunktionen gegen Tracking aktiviert.

  • Das Menü mit den Einstellungen finden Sie - genau wie bei Firefox - wenn Sie auf die drei Punkte oben links tippen.
  • Als Standard-Suchmaschine ist "DuckDuckGo" eingestellt.
  • Das Add-on "HTTPS Everywhere" ist vorinstalliert und sorgt dafür, dass nur verschlüsselte Webseiten genutzt werden.
  • Das Add-on "NoScript" ist vorinstalliert und blockiert das Abspielen von JavaScript.
  • Drittanbieter-Cookies werden blockiert.
  • Cookies und Cache werden nach Beenden des Browsers gelöscht.
  • Im Menü unter dem Punkt "Sicherheitseinstellungen" können Sie das Sicherheitsniveau per Schieberegler erhöhen.

Schritt 4 (optional): Netzsperre? Das können Sie tun

In Deutschland ist es eher selten, aber in anderen Ländern kommt es durchaus vor, dass Internetprovider auf Anweisung von Behörden den Zugang zum Tor-Netzwerk sperren.

Hierzulande kann es allerdings in internen Netzwerken von Firmen oder Organisationen Tor-Sperren geben. Das bemerkt man daran, dass der Tor-Browser keine Verbindung zu Internetseiten herstellen kann. In diesem Fall können sogenannte „Brücken“ helfen. Das sind Tor-Knoten, die sich deutlich schwerer blockieren lassen.

Wenn Sie den "Tor Browser" starten, sehen Sie auf dem Screen mit dem Button "Verbinden" oben rechts auch ein kleines Zahnrad-Symbol. Tippen Sie dort auf den Schieberegler, um eine Brücke zu nutzen.

Sie bekommen dann verfügbare Brücken angezeigt. Auf der Webseite des Tor Projects erhalten Sie weiterführende, allgemeine Informationen über die Brücken-Funktionalität bei Tor.

Tor-Browser sicher nutzen

Die eigene Absenderadresse, die IP-Adresse, wird durch Tor anonymisiert. Durch falsches Verhalten im Internet kann man diese Anonymität jedoch versehentlich untergraben. Beachten Sie daher folgende Hinweise:

  • Apps: Auch Apps gehen ins Internet. Diese Internetverbindungen leitet dieser Browser nicht automatisch über das Tor-Netzwerk.
  • Add-ons im Browser: Installieren Sie nur in begründeten Ausnahmefällen zusätzliche Add-ons. Diese können Ihr Surfverhalten beobachten und Informationen über Sie am Tor-Netzwerk vorbei versenden.
  • Webseiten mit Login: Wenn Sie eine Webseite mit Login nutzen, etwa ein Forum, ein soziales Netzwerk oder einen E-Mail-Dienst, kann der Anbieter Ihren Besuch mit Informationen von früheren Besuchen verknüpfen. Wenn Sie sich zuvor mit einem anderen Browser dort angemeldet haben, liegt zumindest ihre IP-Adresse von damals noch beim Anbieter vor und er kann sie ihrem jetzigen, anonymen Besuch zuordnen.
  • Neue Konten: Wenn Sie Dienste anonym nutzen möchten, dann legen Sie sich ein neues, anonymes Nutzer*innen-Konto an – aber nur, wenn Sie bereits mit Tor verbunden sind. Verwenden Sie dieses anonyme Konto niemals außerhalb des Tor-Netzwerks.
  • Übermittelte Daten: Wenn Sie auf einer Webseite ihre normale E-Mail-Adresse oder Ihren Namen eingeben, weiß die Webseite natürlich trotz Tor, wer Sie sind. Falls diese Webseite nicht mit HTTPS beginnt, können Dritte die Daten abfangen und wissen dann auch, wer Sie sind.
  • Torrent-Dienste und HTML5-Videos: Sie sind bekannt dafür, die IP-Adresse trotz Tor preiszugeben. Auf beides sollten Sie mit Tor verzichten.
  • Heruntergeladene Dokumente: Öffnen Sie keine Dokumente, die Sie im Tor-Browser heruntergeladen haben, solange Sie noch mit Tor online sind. Der Grund: Es ist möglich, dass die Dokumente beim Öffnen Inhalte aus dem Internet laden, ohne über Tor zu gehen und dabei Ihre IP-Adresse preisgeben.

Die Grenzen von Tor

Mobile Browser geben neben der IP-Adresse noch weitere Daten preis, mit denen Nutzer*innen identifziert werden können. Über die Analyse von individuellen Merkmalen des Smartphones, der Betriebssystemversion und des Browsers ist es etwa möglich, so genannte „Fingerabdrücke“ zu erstellen. Der Tor-Browser minimiert solche Datenübertragungen, kann aber nicht alle abstellen.

Was Tracking ist und wie es funktioniert, erklären wir in unserem Hintergrundbeitrag Tracking im Internet: Cookies, Cache & Co.

Zu bedenken ist auch, dass Tor die übertragenen Daten auf dem Abschnitt vom letzten Knoten bis zur Zielwebseite nicht verschlüsselt. Das ist kein Problem, wenn die Webseite die gesamte Datenübertragung ohnehin verschlüsselt.

Die meisten Seiten tun das inzwischen und signalisieren es durch ein kleines grünes Schloss-Symbol links neben der Adresszeile des Browsers. Allerdings haben noch nicht alle Webseiten diesen sicheren HTTPS-Standard eingeführt.

Bei Webseiten mit unverschlüsselter Datenübertragung können Dritte auch im Tor-Netzwerk leicht mitlesen und die Übertragung sogar manipulieren.

Zuletzt eine ganz pragmatischer Einschränkung: Wenn sie Tor nutzen, laden Webseiten nicht so schnell wie gewohnt, da sämtlicher Datenverkehr stets über drei Verschleierungsknoten geleitet wird. Außerdem machen einige Webseiten mit Abfrageformularen Probleme, beispielsweise die Suchmaschine Google. Mitunter müssen Sie Zeichen aus Captcha-Bildern eingeben, um weiterzukommen. Bei anderen Seiten ist die Nutzung mit Tor gar nicht möglich

Fazit: Tor ist ein nützliches Werkzeug für den Schutz der digitalen Privatsphäre, da die IP-Adresse viel über Sie aussagen kann. Die Technologie bietet aber keinen Rundumschutz vor Identifizierung und Nachverfolgbarkeit im Internet - besonders nicht, wenn Sie fürchten, im Visier von gezielter Überwachung zu sein.

Hinweis: Wenn Ihre persönliche Sicherheit oder die Ihrer Kommunikationspartner von Anonymität im Internet abhängt, sollten Sie sich über diesen Ratgeber hinaus informieren.

Weitere Artikel

Ratgeber 

Daten sichern mit Google One-Back-up

Einige Daten könnt ihr bei Android-Geräten einfach über das Google-Konto sichern. Besonders schön: Das Backup ist so verschlüsselt, dass auch Google die Daten nicht lesen kann.

Mehr
Ratgeber 

Welche Apps helfen im Katastrophenfall?

Anschlag in Halle, Waldbrand in Brandenburg, Unwetter in der Adria oder Erdbeben in Indonesien – in vielen Katastrophenfällen kommen mittlerweile Apps zum Einsatz. Welche technischen Helfer sich wann eignen, erfahren Sie hier.

Mehr
YouTube-Video 

3 Argumente für den Bezahldienst Apple Pay

Mit dem Handy an der Kasse bezahlen - das geht mit dem iPhone und der Apple Watch, wenn man eine Bankkarte in der App Wallet hinterlegt. Aus unserer Sicht können Sie den Bezahldienst Apple Pay bedenkenlos nutzen. Unsere drei Argumente erfahren Sie im Video.

Ansehen
YouTube-Video 

Roaming im EU-Ausland: Kostenlos oder nicht?

Seit 2017 ist das Telefonieren und Surfen über Handynetze im EU-Ausland nicht mehr teurer als in Deutschland. Das gilt aber nicht unbegrenzt. Im Video geben wir 5 Tipps, damit es nicht aus Versehen doch kostet.

Ansehen