Beim ersten Einschalten nach dem Kauf fragt das Android-Smartphone oder –Tablet nach einem Google-Nutzerkonto. Wer noch keines hat, kann innerhalb kurzer Zeit eines einrichten. Von da an ist das Gerät mit dem Google-Konto verknüpft.
Google-Apps nur mit Nutzerkonto
Das hat viele Vorteile. Zum einen lassen sich damit die Apps von Google nutzen, beispielsweise die Kartenanwendung Gmail, der Google Kalender oder Google Fotos. Zum anderen ist ein Google-Konto die Voraussetzung dafür, dass man sich über Googles Play-Store neue Apps herunterladen kann.
Außerdem gibt es viele Dienste, die im Hintergrund ablaufen. So kann Google Benutzerdaten wie Kontakte und WLAN-Zugänge in der Cloud speichern, die Standortbestimmung über den Abgleich von WLAN-Netzen verbessern, den Suchverlauf aus dem Android-Browser Chrome speichern und vieles mehr.
Die Google-Funktionen sind fest im Android-Betriebssystem integriert. Das überrascht nicht, denn Google gibt in der Organisation "Open Handset Alliance", die das Android-Betriebssystem entwickelt, den Ton an.
Android ohne Google – geht das?
Wem die Übertragung von Daten an Google nicht geheuer ist, der hat drei Möglichkeiten:
Möglichkeit 1: Datensparsam arbeiten. Dabei werden nur die nötigsten Funktionen des Google-Kontos genutzt. Die Apps bleiben erhalten, aber Funktionen wie die automatische Übertragung des Standortes, das Synchronisieren von Kontakten oder das Hochladen von Fotos werden deaktiviert. Das bedeutet jedoch nicht, dass kein Datenaustausch zwischen Android-Gerät und Google-Servern mehr stattfindet. Verschiedene Dienste und Apps, wie zum Beispiel „Google Play Services“ werden Daten versenden.
Möglichkeit 2: Das Android-Gerät ohne Google-Konto nutzen. Beim ersten Starten kann ab Android Version 4.0 (Ice Cream Sandwich) auf die Verknüpfung mit einem Google-Konto verzichtet werden. Bestehende Verknüpfungen kann man auch nachträglich löschen. Das hat die Folge, dass viele Google Apps und Dienste nicht mehr genutzt werden können. Beispielsweise kann man nun neue Apps nicht mehr aus dem Play-Store herunterladen, sondern muss einen alternativen Appstore wählen. Auch manche Sicherheitsupdates können so nicht mehr zum Gerät gelangen, weil Google diese oft über den Play-Store verteilt. Um an Aktualisierungen des Betriebssystems zu gelangen, muss man zumindest die Verbindung zum Hersteller zulassen. Auf solche Updates sollte man aus Sicherheitsgründen nicht verzichten.
Möglichkeit 3: Custom ROM installieren. Das erfordert zwar einiges an Zeit und etwas Technikwissen. Wer aber ein Custom ROM wie zum Beispiel Cyanogen Mod installiert hat, kann unterbinden, dass das Gerät „nach Hause telefoniert“. Allerdings muss man auch bei dieser Variante auf Google-Dienste und auf Apps aus dem Play-Store verzichten. Das dafür notwenige Rooten eines Android-Gerätes kann auch eigene Sicherheitsprobleme mit sich bringen.
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Die Konsequenzen
Je nach Option geht einiges an Nutzerfreundlichkeit verloren. Während es noch relativ einfach ist, einen Ersatz für die E-Mail-App zu finden, wird es zum Beispiel bei Kartenanwendungen und Übersetzer schon schwierig. Und wer bereits viel Geld in das Android-System investiert hat, also kostenpflichtige Apps, Spiele und Medien gekauft hat, hat ein Problem. Er verliert in der Regel auch die Nutzungsmöglichkeit, sobald die Verknüpfung mit dem Google-Zugang, der gleichzeitig der Zugang zum Play-Store ist, gekappt wird. Zumindest werden keine App-Updates installiert – was eventuell auch ein Sicherheitsproblem sein könnte.
Immerhin: Bei Android-Geräten ist es grundsätzlich möglich, die enge Verbindung zum Betriebssystem-Anbieter zu kappen. Bei Apple-Geräten ist dies überhaupt nicht vorgesehen.
Externe Links:
- Free Software Foundation Europe: Befreien Sie Ihr Gerät