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Android 9 (Pie): Das ist neu bei Sicherheit und Datenschutz

Ein Artikel von , veröffentlicht am 08.08.2018
Bild: CC0 Pixabay/Annalise Art

Im August 2018 hat Google die Android-Version Nummer 9.0 veröffentlicht: Android Pie. Sie bringt neben allerlei neuen Funktionen auch handfeste Verbesserungen für Privatsphäre und App-Sicherheit mit. Unter anderem können Apps nicht mehr aus dem Hintergrund auf Gerätesensoren zugreifen und unbemerkt den Standort über WLAN feststellen.

Die neunte Version des Android-Betriebssystems, Android 9.0, ist im August 2018 erschienen. Wie schon die Vorgänger ist sie nach einer Süßspeise benannt, der "Pie" (Kuchen). Neben vielen funktionalen Neuerungen wie Gestensteuerung, veränderter Menüführung und verbesserter Vorschlagsfunktion bringt Android 9.0 auch echte Verbesserungen für App-Sicherheit und Privatsphäre mit.

Sicherheit und Datenschutz bei Android Pie

Die wichtigsten Punkte kurz vorgestellt:

Zugriff auf Sensoren: Wenn Apps nur im Hintergrund laufen, können sie nicht mehr einfach so auf wichtige Sensoren wie Mikrofon und Kamera zugreifen – auch dann, wenn sie eigentlich die Berechtigung dafür haben. Heimlich Video oder Audio aufzeichnen geht somit nicht mehr.

Welche Funktion Smartphonesensoren erfüllen und welche Tücken sie haben, erfahren Sie im Hintergrundbeitrag Sensoren im Smartphone geben Daten preis.

Zugriff auf WLAN-Namen: Apps, die auf Grundlage einer Berechtigung vom Smartphone erfahren, ob ein Nutzer WLAN oder mobiles Internet nutzt, bekommen unter Android 9.0 nicht mehr den Namen des verwendeten WLANs zu sehen. Über den lässt sich auf Basis von Datenbanken auf den Standort des Nutzers schließen. Den WLAN-Namen sehen Apps nur, wenn sie explizit eine Berechtigung zum Erfassen von Standortinformationen angefordert und erhalten haben.

Welche Bedeutung Smartphone-Berechtigungen haben und welche Berechtigungen es bei Android gibt, erläutern wir in App-Berechtigungen entschlüsselt bei Android.

Zugriff auf Telefonprotokolldaten: Bisher hatten Apps mit der Berechtigungsgruppe "Telefon" automatisch auch Zugriff auf die Anrufhistorie, also wann Sie mit wem wie lange telefoniert haben. Diese Berechtigung ist nun in eine extra Gruppe gewandert, so dass Apps, die aus anderen Gründen Zugriff auf "Telefon" brauchen, nicht gleich sämtliche Anrufe sehen können.

Verschlüsselung von App-Kommunikation: Android 9.0 verhindert, dass Apps, die ihren Datenverkehr verschlüsseln, aufgrund von Unachtsamkeit der Entwickler doch auch unverschlüsselt Daten übertragen. Entwickler können in technischen Begleitinformationen zur App definieren, dass diese generell verschlüsseln. Ist das der Fall, blockiert das Betriebssystem jegliche unverschlüsselte Kommunikation der App. Das schützt hoffentlich vor einem bekannten Problem: eigentlich sichere Apps enthalten Bausteine von Drittanbietern, die unverschlüsselte Verbindungen aufbauen.

Wie die Transportverschlüsselungstechnologie TLS die Kommunikation von Apps schützt, erläutern wir im Text TLS/SSL: Fragen und Antworten.

Verschlüsselte Backups: Vollständige Backups von Android-Geräten kann man nach wie vor nur über Googles Cloud machen. Das bedeutet, das Backup landet auf einem Server von Google. Aber: Mit Android 9.0 kann man dieses Backup so verschlüsseln, dass Google es nicht entschlüsseln kann.

Welche Backup-Möglichkeiten es bei Android gibt, erfahren Sie im Beitrag Backup: Smartphone-Daten sichern.

Telefongespräche aufzeichnen: Unter Android 9.0 ist es für Apps nicht mehr möglich, Telefongespräche mitzuschneiden. Diese Sicherheitsmaßnahme stößt nicht nur auf Freude, denn für viele Leute ist das ein gewünschtes Feature. Zum Beispiel für Journalisten, die ein Telefoninterview aufzeichnen wollen.

Wer erhält Android Pie?

Wie immer beim Google-Betriebssystem gibt es keinen einheitlichen Zeitplan für die Verteilung der neuen Version auf die Gesamtheit aller Android-Geräte. Pixel-Smartphones, die direkt aus dem Hause Google stammen, erhalten die neue Version sofort. Auch Geräte mit Android One erhalten das Update auf jeden Fall.

Hier die wichtigsten Hersteller mit ihren Update-Plänen:

Bei Android One spielen Hersteller das "pure" Android und keine angepasste Version auf die jeweiligen Geräte auf. Mehr darüber erfahren Sie im Artikel Android One: Pures Android für aktuellere Geräte.

Geschrieben von

Stefan Mey

Stefan Mey ist freier Autor für verschiedene spezialisierte IT-Magazine und für die Technologie-Ressorts IT-ferner Medien. Er interessiert sich für die Auswirkungen von Technologie auf Alltag, Gesellschaft und Politik. Vor allem hält er es für wichtig, die sich überschlagenden Entwicklungen im mobilen Internet fundiert und kritisch zu begleiten. Bis November 2018 hat er das mobilsicher-Team als Redakteur unterstützt.

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