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Ratgeber

Surfen mit Tor (Android)

Ein Artikel von , veröffentlicht am 29.01.2016

Das Anonymisierungs-Netzwerk Tor kann dabei helfen, einen Teil der Spuren, die man beim Surfen im Netz hinterlässt, zu verschleiern. Welche Android-Software man für Tor braucht und wie man sie benutzt, erklären wir in den folgenden Abschnitten.

Tor nutzen: Diese Apps brauchen Sie

Um sich überhaupt mit dem Tor-Netzwerk verbinden zu können, braucht man die App "Orbot", entwickelt von der Open-Source-Initiative „The Guardian Project“. Das Projekt wurde 2009 von dem US-Amerikaner Nathan Freitas gegründet und bringt unter anderem Tor auf mobile Endgeräte. "

Zusätzlich brauchen Sie dann noch einen Tor-fähigen Webbrowser. Der bekannteste ist der Browser "Orfox". Er ist ein Gemeinschaftsprojekt von „The Tor Project“ und „The Guardian Project“, und hat mit der Version von Dezember 2016 den alten Browser "Orweb" abgelöst.

Der alternative Lightning Browser von dem unabhängigen Entwickler Anthony Restaino aus den USA wird von Fachleuten ebenfalls empfohlen. Er ist kleiner als Orfox, eignet sich also für Geräte mit wenig Speicherplatz. Die Standard-Einstellungen zum Schutz der Privatsphäre sind bei diesem Browser (Version 4.2.3a) aber nicht optimal. So wird beispielsweise Werbung nicht blockiert, und Cookies dürfen gesetzt werden.

Orfox basiert auf dem Tor-Browser für Desktop-Computer sowie Firefox für Android. Zusätzliche Browser-Erweiterungen wie „NoScript“ und „HTTPS Everywhere“, sind in Orfox bereits vorinstalliert und schützen die eigene Privatsphäre zusätzlich.

In den folgenden Absätzen erklären wir, wie Sie die Tor-Apps Orbot (Proxy-App) und Orfox (Browser-App) installieren und für das Anonymisierungs-Netzwerk Tor konfigurieren.

Woher bekommt man die Tor-Apps?

Die Entwickler von Orbot und Orfox empfehlen, die Apps über den Open Source-Shop "F-Droid" zu installieren. Man findet die Apps aber auch im Play-Store von Google oder im Amazon App-Shop. Hier beschreiben wir, wie Sie die App aus F-Droid bekommen.

Hinweis: Nur F-Droid installieren und nach Orfox/Orbot suchen genügt nicht. Sie müssen zunächst noch eine zusätzliche Quelle freischalten, wie im folgenden beschrieben.

Schritt 1: F-Droid installieren

Falls noch nicht geschehen, sollten Sie nun die F-Droid-App installieren. Damit erhalten Sie einfachen Zugang zum F-Droid-Store. Surfen Sie dazu auf die Webseite von F-Droid, laden Sie sich die .apk-Datei herunter, und installieren Sie diese manuell.

Wie man .APK-Dateien manuell installiert, haben wir in unserem Schritt für Schritt: Apps als .APK-Datei installieren erklärt.
Was F-Droid ist und welche Ideen dahinter stecken, erfahren Sie im Hintergrundtext Verbraucherfreundlich: F-Droid

Schritt 2: Paktequelle freischalten

Um den Browser Orfox und die Proxy-App Orbot in F-Droid finden zu können, müssen Sie im Programm-Menü von F-Droid die Paketquellen freischalten. Tippen Sie dazu in der F-Droid-App oben rechts auf die drei kleinen Punkte. Wählen Sie Paketquellen verwalten aus und aktivieren Sie die Paketquelle The Guardian Project Official Release (die genaue Bezeichnung kann je nach Programm-Version variieren).

Tippen Sie dann auf das runde Pfeil-Symbol oben rechts, um die Downloadquellen zu aktualisieren. Tippen Sie anschließend auf das Lupen-Symbol und geben „Orfox“  in das Suchfeld ein. Die App sollte Ihnen jetzt angezeigt werden. Tippen Sie darauf, um sie zu installieren. Wiederholen Sie den Vorgang für die App "Orbot".

Alternativ:

Orbot kann man sich alternativ auch als .APK-Installationsdatei von der Webseite der Entwickler herunterladen und manuell installieren.

Schritt 3: Orbot starten

Nachdem Sie Orbot heruntergeladen und installiert haben, öffnen Sie die App. In der Mitte des Displays erscheint ein graues Zwiebel-Symbol.

Um sich mit Tor zu verbinden, muss man auf die Schaltfläche "Start" unter der Zwiebel tippen. Wird das Symbol farbig (grün/gelb) ist man mit dem Tor-Netzwerk verbunden. Am oberen Bildschirmrand erscheint nun ein kleines Zwiebelsymbol, an dem Sie sehen, dass die Verbindung zu Tor steht.

Die Standardinstallation von Orbot ist in englischer Sprache. Sie können die Sprache aber über das Menü anpassen.

Schritt 4: Testen der Installation und surfen über Tor

Sie können mit Orfox in seiner Standardkonfiguration nur im Internet surfen, wenn die Proxy-App Orbot eine Verbindung ins Tor-Netzwerk aufgebaut hat. Anderenfalls bekommen Sie eine Fehlermeldung angezeigt.

Um zu überprüfen, ob beide Apps korrekt arbeiten, öffnen Sie die Proxy-App Orbot, verbinden Sie sich mit dem Tor-Netzwerk (Schritt 3) und klicken Sie dann auf das Feld Browse unter dem Zwiebel-Symbol. Wenn Sie Deutsch als Sprache ausgewählt haben, steht dort etwas missverständlich Durchsuchen.Wenn Sie darauf tippen, sollte sich der Orfox-Browser von selber öffnen. Eventuell sehen Sie auch einen Dialog, in dem Sie den Browser Orfox als Standard-Browser auswählen können.

Wenn Ihnen dann eine hellgrüne Zwiebel im Browser-Fenster angezeigt wird und dort steht „Congratulations. This browser is configured to use Tor“, dann haben Sie Ihr Android-Gerät erfolgreich für die Benutzung mit Tor eingerichtet.

Schritt 5 (optional): Orbot konfigurieren, um Internetsperren zu umgehen

Im Konfigurationsmenü von Orbot (Schieberegler-Symbol oben rechts) kann man unter Einstellungen (Settings) > Netzknotenkonfiguration (in Englisch: Node Configuration) > Ausgangsnetzknoten (in Englisch: Exit Nodes) bestimmte Länder angeben, in denen man das Tor-Netzwerk verlassen möchte. Wenn man dann eine Webseite im Internet besucht, denken die Betreiber der Internetseite, dass man aus dem Land kommt, das man in Orbot als Ausgangsnetzknoten angegeben hat.

Dafür tippt man die internationalen Länderkürzel in geschweiften Klammern ein, zum Beispiel {RU} für Rumänien oder {CA} für Kanada.

Tor sicher nutzen

Die eigene Absenderadresse, die IP-Adresse, wird durch Tor anonymisiert und die Spuren im Internet werden verwischt. Durch falsches Verhalten im Internet kann man diese Anonymität aber leicht wieder untergraben. Beachten Sie daher folgende Hinweise:

  • Geben Sie keine Informationen auf Webseiten ein, die Rückschlüsse auf Ihre Identität zulassen. Sobald Sie sich mit Ihrem Nutzernamen einloggen, sind Sie für die Webseite, auf der Sie sich befinden, identifizierbar. Falls die Verbindung nicht verschlüsselt ist, können Dritte Sie gegebenenfalls auch identifizieren. Vermeiden Sie identifizierendes Verhalten wie Online-Banking, Facebook-Nutzung, etc.
  • Wenn Sie in Chats oder Foren anonym bleiben möchten, dann legen Sie sich ein neues, anonymes Benutzer-Konto an - aber nur, wenn Sie bereits mit Tor verbunden sind. Verwenden Sie dieses anonyme Konto niemals außerhalb des Tor-Netzwerkes.
  • Nutzen Sie keine Torrent-Dienste. Diese Dienste sind bekannt dafür, die IP-Adresse trotz Tor preiszugeben.
  • Installieren Sie keine weiteren Add-ons im Tor-Browser. Alle wichtigen Anti-Tracking-Werkzeuge sind in Orfox bereits vorhanden.
  • Öffnen Sie keine Dokumente, die Sie im Tor-Browser heruntergeladen haben, solange Sie noch mit Tor online sind.

Einige Webseiten-Betreiber können erkennen, ob die Besucher der Seite Tor benutzen. In manchen Fällen werden Tor-Nutzer explizit vom Besuch der Seite ausgeschlossen, beziehungsweise blockiert. Im Internetbrowser erscheint dann oft eine Fehlermeldung, zum Beispiel, dass die Seite nicht gefunden werden konnte.

Was Tracking ist und wie es funktioniert, erklären wir in unserem Hintergrund Tracking im Internet: Cookies, Cache & Co.

Andere Apps und Tor

Man kann in der Proxy-App Orbot sehr viele Einstellungen machen, die sich eher an fortgeschrittene Nutzer richten. Unter anderem, welche Applikationen die Tor-Verbindung von Orbot mitbenutzen sollen. Das funktioniert allerdings noch nicht für alle bereits installierten Android-Apps zuverlässig. Verzichten Sie daher im Moment noch auf diese Zusatzfunktion.

Anonym ist nicht gleich verschlüsselt

Unverschlüsselter Datenverkehr kann auch im Tor-Netzwerk leicht von Dritten mitgelesen werden. Insbesondere an den „Ausgängen“ zum Internet, den Ausgangsnetzknoten, können Überwacher den Datenverkehr aufzeichnen.

Wenn Sie sich zum Beispiel über Tor auf einer unverschlüsselten Webseite einloggen, etwa in ein Diskussionsforum, können Ihr Benutzername und Ihr Passwort mitgelesen werden. Ihre Diskussionsbeiträge, die Sie schreiben, werden ebenfalls unverschlüsselt übertragen.

Verschlüsselte Webseiten sind von Dritten nicht so leicht abzuhören. Die Internetadresse solch einer verschlüsselten Webseite beginnt mit HTTPS anstatt mit HTTP in der Adresszeile. Sie erkennen es auch an dem geschlossenen Schloss-Symbol in der Adresszeile. Allerdings bieten nicht alle Webseiten eine verschlüsselte Version ihrer Webinhalte an.

Wie ihnen HTTPS-Everywhere hilft, verschlüsselte Seiten zu finden, erklären wir im Ratgeber: Add-ons für Firefox (Android).

Hinweis: Tor mit Verstand nutzen

Nutzen Sie Tor aufmerksam, und verlassen Sie sich nicht blind darauf, dass Ihnen die Apps absolute Sicherheit im Internet geben. Auch bei Tor-Apps kann es unerwartete Schwachstellen geben. So gibt die Tor-Browser-App Orweb zum Beispiel bei manchen Geräten die echte IP-Adresse und somit die eigene Identität preis, wenn man HTML5-Videos abspielt. [Stand Dezember 2015, Version 0.7.1].

Auch wenn Tor technisch einwandfrei funktioniert, ist es sehr schwierig, vollständig anonym zu surfen. Wenn Ihre persönliche Sicherheit, oder die Ihrer Kommunikationspartner, von Anonymität im Internet abhängt, sollten Sie sich über diesen Ratgeber hinaus informieren.

 

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