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Kommentar

Datensparen ist aktiver Klimaschutz

Ein Artikel von Jonas Bickelmann, veröffentlicht am 25.05.2023
Foto: Lakota Tadeusz

Datensparen ist Klimaschutz. Und deshalb dringend nötig. Ein großer Teil des Datenverkehrs ist für die Funktion von Apps gar nicht nötig. Aber es gibt tolle Alternativen.

Wir haben uns alle daran gewöhnt, ständig am Smartphone zu sein. Pro Jahr werden über 1,2 Milliarden von den Dingern neu angeschafft. Etwa 192 Millionen Kilo wiegt der jährliche Neubestand an Handys. So viel wie 32.000 große Elefantenbullen.

Höchste Zeit, dass wir die Auswirkungen auf die Umwelt besser verstehen und dazu beitragen, dass unsere Smartphones die Klimakrise nicht zusätzlich beschleunigen.

Unsichtbarer Stromverbrauch

Die meisten Apps verbrauchen eine Menge Strom im Hintergrund. Wenn wir das Handy aufladen, wird so viel Strom verbraucht, dass ein E-Auto damit ungefähr 66 Meter weit fahren kann. Wenn wir eine Stunde von unterwegs YouTube streamen, geht dabei ungefähr doppelt so viel Strom drauf!

Wie es sein kann, dass der Akku durchhält? Weil dieser Strom nicht auf dem Gerät selbst verbraucht wird, sondern in den Netzen, mit denen wir die Daten auf unser Gerät geliefert bekommen. Unsichtbarer Verbrauch, der aber trotzdem dem Klima schadet.

So rechnen wir

Das Rechenbeispiel gilt für einen Akku mit 2.600 mAh und 3,85 Volt. Für das Elektroauto wird ein durchschnittlicher Verbrauch von 15 Kilowattstunden auf 100 Kilometer veranschlagt. Für den YouTube-Stream nehmen wir eine Übertragung im 4G-Netz in HD-Qualität an. Berechnungsgrundlage sind die Daten aus der Green Cloud Computing - Studie 2021.

Datenverschwendung für Werbezwecke

Besonders ärgerlich: Viele Daten sind gar nicht wichtig dafür, dass die Apps korrekt funktionieren. Sie werden nur für Werbung übertragen und dafür, dass die Anbieter unser Verhalten analysieren, sogenanntes Tracking.

Beispiel Subway Surfer: In dem beliebten Handyspiel ging in unserem Test etwa ein Fünftel aller Daten für Werbung und Tracking durch die Leitung.

Bei anderen Spielen sieht es nicht viel besser aus - sie sind vollgestopft mit Werbung und Trackern für ein bisschen Spielspaß. Das Geschäftsmodell des Überwachungskapitalismus tut auch dem Klima weh.

Aber das ist kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Es geht auch besser: Candy Crush zum Beispiel macht vor, dass es auch mit weniger Datenverschwendung geht. Vorbildlich!

Vergleichsweise vorbildlich zumindest: Denn im Independent-Bereich geht es noch sparsamer. Einige Apps verzichten ganz auf Tracking und Werbung (PewPew Live oder Unciv zum Beispiel). Wer auf die umsteigt, tut aktiv etwas für den Datenschutz. Und fürs Klima.

Und damit nicht jedes Jahr 32.000 Elefantengewichte an neuen Geräten hinzukommen gilt: Länger nutzen, reparieren, recyclen!

 

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