Es klingt toll, wenn wir hören, dass neue Handys immer mehr recycelte Metalle enthalten. Die Wahrheit ist aber: Das ändert wenig daran, dass neu kaufen der Umwelt schadet. Wenn du willst, dass dein Smartphone nicht zum Klimakiller wird, bringt eine längere Nutzung immer noch am meisten.
Forschende vom Öko-Institut haben ausgewertet, wie stark die Produktion von so einem Handy in der Klimabilanz zu Buche schlägt: Circa 60 Kilogramm CO₂-Äquivalente. Diese Äquivalente bedeuten übrigens, dass man die verschiedenen Auswirkungen der Gase zur Vereinheitlichung in CO₂ umrechnet.
Pro Jahr fallen aber nur etwa fünf Kilo CO₂-Äquivalente für den Stromverbrauch des Handys an. Und je mehr erneuerbare Energien in den Strommix einfließen, desto weniger Schaden richtet der Strom an.
Die klare Botschaft: Die Herstellung macht den allergrößten Anteil beim Klima-Schaden aus, die Nutzung kaum etwas. Das ist so bemerkenswert, weil es bei vielen anderen Geräten nicht so ist. Waschmaschinen zum Beispiel werden viel länger genutzt als Smartphones. Bei der Herstellung fallen zwar auch viele Treibhausgas-Emissionen an, aber die Maschine kann man länger benutzen. Mit jedem Tag fallen die Emissionen der Herstellung weniger ins Gewicht.
Kann man die Herstellung des Smartphones wieder gut machen?
Man kann nie ungeschehen machen, dass für die Produktion eines Elektrogerätes Emissionen ausgestoßen werden. Aber man kann die Auswirkungen auf einen längeren Zeitraum strecken.
Anders betrachtet: Wenn ihr die Emissionen für die Produktion eures Handys auf alle Nutzungsjahre verteilt, dann sinkt eure persönliche Treibhausgasbilanz pro Jahr, wenn ihr das Handy länger nutzt.
In der Grafik seht ihr, dass die Bilanz mit jedem Jahr besser wird. Das liegt einfach daran, dass die Klimawirkungen auf immer mehr Jahre gestreckt werden. Der größere Balken umfasst die Klimawirkung von Produktion und Stromverbrauch bei der Nutzung. Der kleinere umfasst nur die Produktion.
Wichtig: Dieser Wert ist eine Annäherung. Man findet andere Erhebungen, die dem Smartphone nur zweifelhafte 30 Kilogramm Emissionen für die Produktion ankreiden, wieder andere liegen bei 100 Kilo. Es ist eine theoretische Berechnung und da gibt es eine Schwankungsbreite. Dass die Produktion dabei den Löwenanteil ausmacht, ändert das aber nicht.
Warum macht die Produktion so viel aus?
Nehmen wir das Beispiel Silizium: Das Metall ist nicht besonders selten. Der Abbau macht hier nicht so viel aus wie bei manch anderem Stoff in Handys. Aber damit aus Silizium die winzigen und dabei schnellen Chips in unserem Handy werden, braucht man viel Energie. Die wird genutzt, um das Silizium sozusagen zu waschen. Es muss nämlich viel reiner sein, als es in der Natur vorkommt. Außerdem muss das Metall in superdünne Platten geschnitten werden, sogenannte Wafers. Dabei wird es mehrfach auf über 1000 Grad Celsius erhitzt.
Die Produktion der Chips macht deshalb den größten Anteil des Klimaschadens in der Produktion aus. Forschende von der Uni Zürich haben sich angesehen, wieso die Klimabilanzen in verschiedenen Studien doch recht unterschiedlich ausfallen: Der Ort, wo die Chipfabrik steht, und welchen Strom sie nutzt, war ein wichtiger Faktor.
Ein anderes Beispiel sind Seltenerdmetalle wie Neodym. Sie kommen in den kleinen Magneten der Handy-Lautsprecher vor. Seltene Erden, wie sie manchmal auch genannt werden, sind in der Natur nicht so selten wie der Name vermuten ließe. Aber sie kommen immer in Spuren vor, wenn auch an vielen Orten. Um sie in der richtigen Konzentration in Handys einsetzen zu können, müssen sie angereichert werden – und das kostet Energie. Das Recycling von Seltenerdmetallen wäre deswegen besonders vorteilhaft für die Umwelt. Es spart CO₂ und schont das Wasser vor Verschmutzung. Das gilt auch für viele andere Rohstoffe – der Effekt ist bei den Seltenerdmetallen aber noch größer. Pro Tonne geförderter Metalle fallen um die 2000 Tonnen Giftabfälle an.
Was kann ich tun?
Wir wollen euch kein schlechtes Gewissen einreden, sondern Mut machen. Persönliches Klimabilanzen sind eher ein Rechenspiel und sollten nicht den Eindruck erwecken, als wäre die Klimakrise ein privates Problem einzelner Menschen.
Du kannst nicht einfach die Handy-Industrie auf den Kopf stellen. Aber du kannst Handys kaufen, die länger halten. Immerhin erkennen wir einen schönen Trend: Die Handys bekommen länger Updates. Beim Fairphone 5 sollen es ganze zehn Jahre sein, beim Google Pixel 8 immerhin acht und iPhones kommen sogar schon jetzt auf bis zu neun Jahre.
Weil es kompliziert ist, den Überblick über die Optionen für ältere Handys zu behalten, könnt ihr euer Modell einfach in unseren HandyHelfer eingeben. Dort geben wir euch eine individuelle Einschätzung, wie lange das Gerät zu nutzen ist und was ihr damit noch machen könnt.
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