Ratgeber

Apple Health und Google Fit – Gesundheit und Fitness mit Apple und Google

Ein Artikel von , veröffentlicht am 19.09.2017
Pixabay,CC0

Sowohl Apple als auch Google warten mit eigenen Entwicklungen zum Thema Fitness und Gesundheit auf. Doch sie unterscheiden sich nicht nur in ihrer Ausrichtung. Auch beim Umgang mit den Daten der Nutzer weichen sie voneinander ab.

Fitness-Funktionen von Google und Apple

Viele Smartphone-Besitzer setzen ihre Geräte ein, um den eigenen Körper zu vermessen: Sie wollen wissen, wie viele Schritte sie gelaufen sind, ob der Puls beim Joggen im gesunden Bereich liegt, wie viele Kalorien sie dabei verbrauchen oder wie sie geschlafen haben. Über eingebaute Sensoren oder Wearables lassen sich solche Informationen inzwischen automatisch erfassen.

Auch Gesundheitsdaten können Smartphones immer besser messen: Selbst Messungen der Blutwerte wie Sauerstoffsättigung oder Zuckerspiegel sind mit vielen Smartphones mittels eines kleinen Adapters möglich.

Welche Sensoren es gibt und wer darauf zugreifen kann, erfahren Sie in unserem Beitrag Sensoren im Smartphone geben Daten preis.

Sowohl Apple als auch Google haben auf die neuen Möglichkeiten und veränderten Nutzerwünsche reagiert. Apple stellte 2014 zusammen mit iOS 8 die Funktion "Apple Health" vor, eine Art Gesundheitsdatenzentrale, die alle Fitness- und Gesundheitsdaten sammeln und analysieren soll.

Google ging im selben Jahr mit seinem Konkurrenzangebot "Google Fit" an den Start.

Apple Health: Tief im Betriebssystem verankert

Wie die Bezeichnungen schon andeuten, ist Apple Health stark in Richtung medizinische Anwendungen und Gesundheits-Apps ausgerichtet. Die App ist fest in iOS integriert, standardmäßig aktiv und lässt sich nicht deinstallieren. Die zugehörige Schnittstelle „HealthKit“ definiert, wie der Datenaustausch mit Apple Health funktioniert und ermöglicht Apps den Austausch von Gesundheitsdaten untereinander.

Apple Health sammelt aus den verschiedensten Quellen Daten zum Gesundheitszustand eines Nutzers: Von Sensoren des iPhones selber, von Apps anderer Anbieter sowie von der Apple Watch oder anderem Hardware-Zubehör. Anwender können außerdem manuell Werte eingeben.

Apple hat klar definiert, welche Gesundheitsdaten erfasst und verwaltet werden. Dazu gehören:

  • Kalorienverbrauch,
  • Atemfrequenz,
  • Blutdruck und -gruppe,
  • Body-Mass-Index,
  • Körpergewicht und -größe,
  • Herzfrequenz,
  • Körpertemperatur,
  • Sauerstoffsättigung,
  • Schlafanalyse,
  • Schritte,
  • Stürze,
  • Treppenstufen bzw. Höhenmeter.

Ebenfalls Bestandteil von Apple Health ist ein medizinischer Notfallpass, mit dem Nutzer Daten für Notfälle auf dem iPhone erfassen können. Nach Aktivierung der Funktion sind diese Daten auch bei gesperrtem Bildschirm einsehbar. Das soll zwar nur von Rettungskräften und Ärzten abgerufen werden, aber das ist nicht kontrollierbar.

Forschen mit Apple Health

Zusätzlich existieren mit "CareKit" und "ResearchKit" zwei Funktionssammlungen, mit denen Entwickler Apps für medizinische Dienstleistungen erstellen können, die auf Gesundheitsdaten aus der Apple Health-App zugreifen.

Mit ResearchKit will der iPhone-Hersteller medizinische Studien unterstützen, die auf Apps basieren und Gesundheitsdaten auswerten. CareKit soll hingegen Apps für Therapien ermöglichen, zum Beispiel zur Kontrolle und Behandlung von Krankheiten.

Ein Beispiel dafür ist die App "mPower", die Bestandteil einer Parkinson-Studie ist, an der laut Apple über 10.000 Patienten teilnehmen. Mit Hilfe von Sensoren wie dem "Gyroskop" misst sie unter anderem den Gang, die Balance-Fähigkeit und Geschicklichkeit von Patienten. Mediziner der Johns Hopkins Universität arbeiten mit CareKit zum Thema Epilepsie. Sie haben die App EpiWatch entwickelt, die auf der AppleWatch läuft und Epileptikern helfen soll, Anfälle zu prognostizieren und vorab zu warnen.

Google zeigt sich sportlich

Anders als Apple visiert Google mit seiner App eher den Sport- und Fitnessbereich an. Google Fit ist zum einen eine vollwertige Fitness-App, mit der Anwender ihre täglichen Aktivitäten aufzeichnen können. Zum anderen ist es eine Sammelstelle für Fitness- und Gesundheitsinformationen, die Apps und Geräte von Drittanbietern liefern.

Anders als bei Apple Health braucht man ein Nutzerkonto, um Google Fit zu nutzen. Darauf kann man dann auch über eine Webseite vom PC aus zugreifen.

In Google Fit sollen die Messdaten von Apps und Hardwaretrackern zusammenlaufen. Google hat gezielt Hersteller aus dem Sportsektor ins Boot geholt, um Schnittstellen zwischen deren Geräten oder Apps und Google Fit zu integrieren; darunter Adidas, Nike+, Noom, Polar, Runkeeper, Runtastic, Strava und Withings. Allerdings müssen Anwender vorab zustimmen, dass ein Datenaustausch zwischen anderen Produkten und Google Fit stattfinden darf.

Die Fit-App kann die verbrauchten Kalorien berechnen, automatisch zwischen Gehen, Laufen und Radfahren unterscheiden und dazugehörige Strecken und Geschwindigkeiten messen. Dazu nutzt sie Standortdaten. Ohne aktivierte Standortbestimmung funktioniert Google Fit nicht. Über verschiedene Werkzeuge lassen sich Trainingsverläufe analysieren und Trainingspläne erstellen. Nutzer können auch manuell Daten hinzufügen.

Datenschutz bei Apple: Lokal, aber "always on"

Gesundheitsdaten zählen gemäß deutschem Datenschutzgesetz zu den besonderen Arten personenbezogener Daten und genießen erhöhten Schutz; sie dürfen nur unter strengen Auflagen verarbeitet werden (siehe § 3 Abs.9 BDSG). Auch in den USA gelten Gesundheitsdaten als besonders schützenswert: Austausch und Weitergabe medizinischer Daten wird dort durch den "Health Insurance Portability and Accountability Act" (HIPAA) geregelt.

Apple versucht dem gerecht zu werden, in dem das Unternehmen zusichert, dass die Daten nicht an Apple übertragen weden. Sie werden nur auf dem iPhone gespeichert und sind dort verschlüsselt abgelegt - solange Nutzer oder Nutzerinnen nichts anderes vorsehen. Apple schreibt dazu auf seiner Webseite:

"Deine Daten in der Health App werden verschlüsselt, geschützt durch deinen Code, und bleiben immer auf deinem Gerät, sofern du sie nicht woanders sicherst oder den Apps anderer Anbieter Zugriff darauf erlaubst".

Doch auch bei Anwendern, die die Health-App überhaupt nicht nutzen wollen, werden Daten gesammelt. Zwar lassen sich in den Einstellungen einige Messungen sensibler Daten abschalten, aber gelaufene Schritte, absolvierte Treppenhöhenmeter und zurückgelegte Strecken werden immer erfasst. Diese Messungen können nicht abgeschaltet werden. Nutzer können nur regelmäßig die angesammelten Daten löschen.

Seit iOS 11 erfasst Apple allerdings, welche Kategorien in AppleHealth wie oft genutzt werden.

Alle wichtigen Neuerungen stellen wir in unserem Beitrag iOS 11: Mit Trackingschutz und Polizeitaste vor.

Datenschutz bei Google: Ganz oder gar nicht

Google hat für die gesammelten Gesundheitsdaten keine besonderen Schutzvorkehrungen vorgesehen. Der Konzern warnt lediglich davor, sensible Gesundheitsdaten abzuspeichern, beziehungsweise anderen Apps zu den Daten Zugang zu gestatten. Denn die Daten werden im Google-Konto des Nutzers gesammelt und unterliegen den gleichen Bedingungen, wie die anderen Daten im Google-Konto auch. Google-Fit Anwender sollten sich also auf entsprechende Werbung einstellen.

Auch Googles App zeigt eine gewisse Sammelwut. Ist die Fit-App installiert, lässt sie sich auch durch einen Neustart oder das Beenden der App nicht daran hindern, Daten über die Aktivitäten des Nutzers zu sammeln. Wer das nicht möchte, kann lediglich die Aktivitätenerkennung abschalten, die Bewegungsformen, wie Laufen oder Radfahren unterscheiden kann.

Insbesondere bei Verwendung von Zusatzgeräten, wie Fitness-Trackern oder Smartwatches sowie beim Einsatz fremder Apps sollten Anwender die Vereinbarungen zur Datenweitergabe und -nutzung studieren.

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