PDF könnte auch für „Privatsphäre darf fehlen“ stehen. Zumindest legen das einige unserer Testergebnisse nahe. Dabei ist eine verbreitete Sorge wohl unbegründet: Dass die Anbieter der Apps die Inhalte eurer PDF-Dateien mitlesen, konnten wir bei keiner einzigen App feststellen.
Wie bei all unseren AppChecks haben wir für diesen Test alle Apps auf einem Gerät installiert und ausprobiert. Dann erfassen wir, an wen die Apps welche Daten senden und wie hoch der Traffic ist. Die Unterschiede sind groß: Zwei Apps laufen ganz ohne Kontakt zum Internet. Andere senden viele Daten an den Anbieter oder an Drittparteien. Der bekannteste Reader von Adobe fällt besonders auf. Aber erstmal zu den Details.
Diese Apps haben wir getestet
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Die kleineren – nach Downloads – sind meist die besten und wir stellen sie hier deshalb an den Anfang. Über den Namen haben wir die jeweilige App im Google Play Store verlinkt.
- 10k Downloads: PDF Ticket: PDF Viewer
- 50k Downloads: Secure PDF Viewer
- 500 Mio. Downloads: Adobe Acrobat Reader
- 100 Mio. Downloads: PDF Reader – PDF Viewer (EZTech)
- 100 Mio. Downloads: PDF Reader - PDF Viewer (QR Code Scanner)
- 10 Mio. Downloads: PDF Reader Pro: Edit PDF
- 10 Mio. Downloads: PDF Reader - PDF Viewer (Simple Design)
- 10 Mio. Downloads: Alle Dokumentenleser
- 10 Mio. Downloads: ReadEra: ebook reader pdf epub
- 10 Mio. Downloads: Xodo PDF-Reader und -Editor
- 1 Mio. Downloads: Fri PDF XPS Reader Viewer
- 500k Downloads: PDF Viewer - Lesen & Editieren
So schneiden die Apps ab
PDF steht natürlich in Wahrheit für „Portable Document Format“. Um eine solche Datei zu lesen, braucht es eigentlich keine Verbindung zum Internet. Doch die meisten Testkandidaten funken trotzdem munter Daten übers Internet. Dabei unterscheiden wir Datenverkehr, der für Funktionen der App notwendig ist (dunkelgrün), und solchen, der an Dienste geht, die für Werbung, Marketing oder Nutzeranalyse zuständig sind (hellgrün).
Unsere Empfehlungen
Ohne irgendwelche Datenübertragungen kommen die Apps PDF Ticket: PDF Viewer und Secure PDF Viewer aus. Ihr könnt sie bedenkenlos nutzen und spart dabei Daten, Strom und schützt eure Privatsphäre.
Ein hoher Datenverbrauch ist zwar auf die einzelne App gerechnet immer noch kein großes Umweltproblem. Anders sieht es aber aus, wenn bedenkt, wie viele Menschen die App nutzen. Mit mehr als einer halben Milliarde Downloads sticht besonders Adobe hervor.
Nehmen wir mal an, dass jeder, der die App aus dem Playstore installiert hat, diese nur eine Minute lang nutzt. Rechnet man dann aus, wie viel Strom dadurch allein im Übertragungsnetz verbraucht würde, kommt man auf 11 Megawattstunden.
Zum Vergleich: Mit 11 Megawattstunden könnte man den Strombedarf von einem drei-Personenhaushalt drei Jahre lang decken.
Und bedenkt dabei: Die beiden empfohlenen Offline-Apps bleiben hier bei null. Und das wäre auch so, wenn sie von vielen Millionen Menschen genutzt würden.
Gigant mit Geheimnis: Adobe
Normalerweise gehen wir davon aus, dass Datenverkehr, den die App an die Server des Herstellers selber schickt, mit der App-Funktion zu tun hat. Dieser Traffic ist, wie ihr oben gesehen habt, bei Adobe sehr hoch. Warum ist das so? Die anderen Apps schaffen es ja auch, mit viel weniger Daten, die Funktion zu erfüllen.
Das kann zwei Gründe haben: Entweder, Adobe bietet mehr Funktionen an, die Datenintensiv sind. Wir haben im Test allerdings nur pdf-Ansicht und Markierung ausprobiert und keine cloudbasierten Dienste genutzt.
Der zweite und wahrscheinlichere Grund: Adobe hat kostenpflichtige Funktionen in der App und damit ein Interesse, Nutzer*innen zum Kaufen zu bewegen. Dafür setzen App-Anbieter auf Datenbasierte Methoden, um Nutzenden genau im richtigen Moment ein verlockendes Angebot zu machen.
Kleinere App-Anbieter nutzen für solche eigenen Funktionen die Dienste von Drittanbietern, die dann in der App das Nutzerverhalten analysieren, den Nutzenden eventuell noch mit Hilfe zugekaufter Datensätze einschätzen und dann ein darauf passendes Angebot zu machen. Adobe braucht das nicht.
Denn das Unternehmen ist zwar als Anbieter von PDF- und Kreativsoftware bekannt. Tatsächlich ist es aber auch ein digitaler Werbegigant und wirbt etwa damit: Die Adobe Advertising Cloud führe „Marketing- und Werbedaten zusammen, um eure Planung, Segmentierung und Analyse zu verbessern.“ Bis hin zu „Ausgabenprognosen und Möglichkeiten zur Echtzeit-Optimierung“ mit KI.
Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass Adobe hier seine eigenen Dienste für Werbung und Analyse nutzt.
Kein Spionieren in den Dokumenten
Wer eine App für Dateien nutzt, will natürlich nicht, dass Inhalte etwa aus Verträgen bei den App-Anbietern landen. Im Test konnten wir dieses Verhalten bei keiner App beobachten. Das ist zumindest ein Indikator dafür, dass es auch tatsächlich nicht passiert.
Zur Erklärung: Ganz sichere Aussagen können wir im Test nur über Daten machen, die unser Testsystem erkennt. Wenn keine Daten erkannt werden, kann es daran liegen, dass keine Daten gesendet werden, oder daran, dass sie so verschlüsselt sind, dass unser Testsystem es nicht erkennen kann.
Üblicherweise werden beim Tracking vor allem Daten erhoben, mit denen Nutzdende wiedererkannt werden können. So können die Dienste feststellen, wo ihr im Interent unterwegs seid und damit Rückschlüsse ziehen darauf, was ihr kaufen möchtet, wo ihr wohnt oder wie alt ihr seid. Und das funktioniert so:
- Der PDF Reader des Anbieters QR Code Scanner sendet die Werbe-ID, eine individuelle Kennnummer, an Facebook und Google. So kann eine Verknüpfung mit Daten hergestellt werden, die dort schon über euch gespeichert sind.
- Die App von EZTech nutzt dafür Google und Flurry sowie Adjust. Das sind Unternehmen, die aus verschiedenen Apps Daten über euch bekommen. Auch sie nutzen das, um euch zu analysieren.
- Eins kann man Adobe noch zugutehalten: Die Werbe-ID geht nicht an das Unternehmen selbst. Das wäre besonders gefährlich, weil sie dort mit eindeutigen Daten zu euch wie etwa der E-Mail-Adresse verknüpft werden könnte.
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