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Bundeskriminalamt hackt Telegram

Ein Artikel von , veröffentlicht am 19.12.2017

Wenn es um sichere Messenger für das Handy geht, fällt meistens auch der Name „Telegram“ – zu unrecht, wie Experten schon lange sagen. Ein Bericht des Tech-Magazins Motherboard schildert detailliert, wie das BKA Nachrichten von Telegram mühelos abfängt.

Hinter der App Telegram steht der russische Unternehmer Pavel Durov, der das in Russland beliebte soziale Netzwerk vk.com (ursprünglich "Vkontakte") gegründet hat. Das Mutterunternehmen sitzt in Berlin, der Dienst musste sich aber 2017 in Russland registrieren - die Regierung in Moskau drohte andernfalls mit einer Sperre des Dienstes.

Nicht zuletzt wegen dieser Auseinandersetzung, in der der Dienst sich heftig wehrte, gilt er als Bollwerk gegen übergriffige Regierungen. Nach eigenen Angaben hat er bislang keine Nutzerdaten an Behörden weitergegeben.

Allerdings hat er einige gravierende Nachteile, die Fachleute schon lange bemängeln. Vor allem ist die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung des Messengers nur aktiv, wenn man sie manuell einschaltet. Das ist mit ein wenig Aufwand verbunden. Für Gruppenchats funktioniert sie gar nicht.

In dem Bericht von Motherboard wurde dies unter anderem einer rechten Gruppierung zum Verhängnis, die ihre Gewaltfantasien vermeintlich unbelauscht über den Messenger austauschte. Ohne die aktive Ende-zu-Ende-Verschlüsselung konnte das BKA die Kommunikation aber mit einer eigens entwickelten Software abhören.

Ob das Vorgehen des BKA legal war, ist fraglich. Einige Juristen bezweifeln es. Dass es technisch überhaupt so leicht möglich ist, sollte dennoch ein klarer Indikator gegen den Messenger sein.

Bei mobilsicher.de haben wir von Telegram schon immer abgeraten. Unsere Favoriten sind Signal, Threema und Wire.

Weitere Kritikpunkte an Telegram und bessere Alternativen können Sie im Beitrag Verschlüsselte Messenger: Threema, Signal, Telegram, WhatsApp nachlesen.

Die Autorin

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Miriam Ruhenstroth

Begleitet mobilsicher.de seit der Gründung – zuerst als freie Autorin, dann als Redakteurin. Seit Januar 2017 leitet sie das Projekt, das 2020 um den AppChecker erweitert wurde. Davor arbeitete sie viele Jahre als freie Technik- und Wissenschaftsjournalistin.

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