News vom 19.07.2016

Wenn sich Apps zum Angriff verbünden

Ein Artikel von , veröffentlicht am 19.07.2016

Sicherheitsforscher haben eine neue Angriffstaktik entdeckt, bei der die Aufgaben der Schadsoftware auf mehrere Apps verteilt werden. Dadurch fallen sie in den App-Stores nicht auf, denn einzeln erscheinen die Apps völlig harmlos. Zusammen legen sie dann los.

Sicherheitsforscher sind auf eine besonders raffinierte Angriffsform gestoßen, die zukünftig eine erhebliche Gefahr darstellen dürfte. Um Schutzmechanismen in den App-Stores von Apple oder Google zu überwinden, wirken schädliche Apps arbeitsteilig.

Dazu verteilen Cyber-Kriminelle die Aufgaben bei Angriffen auf Smartphones oder Tablets auf zwei oder mehr Apps mit unterschiedlichen Funktionen und Berechtigungen. Scheinbar harmlose Apps entfalten ihr Gefahrenpotenzial erst im Zusammenspiel.

Von den beiden Apps muss eine auf geschützte Informationen zugreifen dürfen und die andere Internet-Zugang besitzen. Das ergab eine Untersuchung, die Forscher mehrerer britischer Universitäten gemeinsam mit Intel Security durchgeführt haben.

Eine App könnte beispielsweise Anweisungen aus dem Internet empfangen, die sie an eine zweite App weiterreicht, die telefonieren darf oder Finanztransaktionen durchführen kann. Die Technik konspirativer Apps ist von Virus-Scannern kaum zu erkennen, da die einzelnen Apps harmlos erscheinen. Nachgewiesen wurde dieses Verfahren bisher nur bei Android-Systemen.

Betroffene Apps schon länger im Umlauf

Die betroffenen Apps nennt der Bericht allerdings nicht. Dort heißt es lediglich: „Wir fanden Beispiele für konspirative Apps, die bisher unbemerkt in einer Gruppe von Apps verbreitet wurden und ein bestimmtes Android-SDK verwenden.“

SDK steht für Software Development Kit. Es ist die Software, die Entwickler nutzen, um eine App zu programmieren. Jedes SDK hinterlässt eigenen Programmcode in der App, die mit ihm programmiert wurde.

Die schädlichen Apps sind schon eine Weile im Umlauf: „Dieses SDK war bereits seit Ende 2015 als riskant und potenziell gefährlich bekannt und ist in mehr als 5.000 Installationspaketen enthalten, die von 21 Apps verwendet werden“, so der Bericht.

Die Forscher empfehlen, nur Apps von vertrauenswürdigen App-Stores und Software-Anbietern zu verwenden. Außerdem solle man Software mit eingebetteter Werbung vermeiden, raten die Experten, „da eine hohe Anzahl an Werbeeinblendungen auf das Vorhandensein mehrerer Werbebibliotheken hinweist und damit die Möglichkeit konspirativer Funktionen steigt“.

Unter einer „Bibliothek“ versteht man hier eine Art vorgefertigten Programmbestandteil, den der jeweilige Werbeanbieter zur Verfügung stellt und der die Kommunikation mit seinem Werbenetzwerk erledigt. Da jede Bibliothek eigene Daten überträgt, erhöht sich auch der Verbrauch des Datenkontingents, wenn mehrere Werbebibliotheken eingebaut sind.

Anwender sollten auch unbedingt die Bewertungen einer App im App-Store prüfen. Hier zeige sich, ob anderen Nutzern Sicherheitsprobleme aufgefallen sind.

Apps, die sehr viel Werbung einblenden, können auch noch aus anderen Gründen eine Gefahr darstellen. Warum, erklären wir im Beitrag Werbe-Apps: Von nervig bis gefährlich.
Wie Schadsoftware bei Handys funktioniert, und wie sie auf Ihr Gerät kommt, erklären wir im Beitrag Schadprogramme auf Mobilgeräten. Weitere Tipps, um einer Infektion vorzubeugen, erhalten Sie im Ratgeber Infektionen vorbeugen (Android).

 

Weitere Artikel

Ratgeber 

Nach mobilsicher.de-Recherche: Islamische Gebets-Apps bessern nach

Eine Untersuchung von mobilsicher.de zeigte gravierende Mängel beim Umgang mit Nutzerdaten. Sieben Apps haben ihr Verhalten nach der Veröffentlichung deutlich verbessert. Eine App können wir nun empfehlen.

Mehr
Ratgeber 

Android-Apps ersetzen: Kontakte

Die Kontakte-App bei Android kommt häufig von Google. Standardmäßig landen damit alle Ihre Adressbuchdaten im Internet. Wenn Sie das nicht möchten, sollten Sie die Synchronisation abschalten - oder die App gleich ganz vom Handy werfen.

Mehr
Ratgeber 

Apps gecheckt: Daten, die vom E-Roller fallen

Wer sich per App einen E-Roller ausleiht, zahlt dafür. Trotzdem werden persönliche Daten an etliche Dritte weitergegeben, darunter der eigene Name, Kontaktdaten, Standort und WLAN-Informationen. Vier Apps im Datentest.

Mehr
Ratgeber 

Serie: 7 Kindersicherungs-Apps im Check

Welche Möglichkeiten bietet eine Kindersicherungs-App? Speichert der Hersteller die Daten meiner Kinder? Teilt er sie mit Datensammlern? Wir haben sieben Apps und Systemfunktionen geprüft und geben Antworten.

Mehr