Ein internationales Forschungsteam um die Österreicherin Bernadette Kamleitner von der Wirtschaftsuniversität Wien hat in einer Umfrage untersucht, wie Nutzer von Apps mit der Weitergabe von Daten Dritter umgehen.
Das Forschungsteam fragte unter anderem 505 Mitglieder einer Umfrageplattform, wie sie nach der Installation eines Messengers wie WhatsApp mit den Berechtigungen umgehen würden, die Apps nach dem Start der Anwendung oft erfragen – etwa den Zugriff auf Kontaktdaten.
Nachdem sie im Testszenario die jeweiligen Berechtigungen fiktiv erteilt hatten, wollte die Forscherin wissen, inwiefern die Nutzer verstanden hatten, was sie getan haben. 71 Prozent der Befragten hätten „nicht das volle Ausmaß“ erkannt, wie Kamleitner der österreichischen Presseagentur APA berichtete. So sei vielen nicht bewusst gewesen, dass sie den Apps Zugriff auf die Anruferlisten und ihre SMS erteilt hätten.
Verzerrte Wahrnehmung: Mein Handy gehört mir
Anschließend erhielten die Befragten eine Erklärung, wie solche Berechtigungen funktionieren und dass es sich oft um eine Blankozustimmung zum Zugriff auf Daten Dritter handelt. Überraschenderweise war danach dennoch knapp die Hälfte der Befragten der Meinung, dass weiterhin nur sie selbst Zugriff auf diese privaten Daten hätten – eine verzerrte Wahrnehmung. Die Wissenschaftlerin erklärt sich das mit der weit verbreiteten Vorstellung „Was auf meinem Handy ist, gehört nur mir“.
In einem drittem Schritt fragte die Forscherin, ob die Teilnehmer der Studie die App behalten würden, obwohl sie private Daten wie Geburtsdatum, Spitzname oder ähnliches an die App-Entwickler geben. 65 Prozent entschieden sich für die Anwendung. Die Weitergabe der Daten anderer, sei ihnen „nicht wirklich wichtig“, deutet das die Wissenschaftlerin.
Offline sind die Menschen respektvoller
In dieser laxen Einstellungen gegenüber der Weitergabe von Kontaktdaten und anderen privaten Informationen sieht Kamleitner ein Problem. In der Offline-Welt würden sich die meisten Menschen deutlich respektvoller in Bezug auf Daten anderer verhalten:
„Wenn man Menschen auf der Straße nach der Telefonnummer der Mutter fragt, werden sie empört einen Übergriff in die Privatsphäre beklagen. Kommt aber eine App und möchte Zugriff auf alle Fotos und Kontakte, dann stimmt man einfach zu.“
Sie kritisiert allerdings auch, dass die Formulierungen bei der Abfrage von App-Berechtigungen zu unkonkret seien. So werde eher vage nach „Kontakten“ gefragt und nicht ausreichend klar gemacht, dass eine App die Telefonnummer von Freunden und Verwandten haben wolle. Sie fordert verantwortungsvollere Anwendungen, die sicherstellen, dass „Menschen nicht zur Schwachstelle für die Privatsphäre anderer“ werden.