News vom 22.10.2016

Wer die Macht hat, hat die Verantwortung

Ein Artikel von , veröffentlicht am 22.10.2016
Max Schrems während der Fachmesse it-sa (20.10.2016)

Der Österreicher Max Schrems kritisiert erneut Facebook, dieses Mal wegen der Nutzung von WhatsApp-Daten. Nutzer sollten sich noch genauer überlegen, was sie posten, riet er. Für deren Schutz macht er die Unternehmen verantwortlich.

Auch er benutze WhatsApp, gestand der Jurist und Datenschutzaktivist Max Schrems im Gespräch mit mobilsicher.de. „Leider“, fügte er angesichts der umfangreichen Erfassung persönlicher Daten durch den beliebten Instant-Messenger hinzu. Deshalb halte er die Weitergabe dieser Daten an den Mutterkonzern Facebook für unzulässig.

Facebook hatte kürzlich angekündigt, Daten von WhatsApp-Kunden entgegen der ursprünglichen Zusage zu nutzen. Seitdem ebbt die Kritik nicht ab; auch in anderen EU-Ländern und selbst in den USA regt sich inzwischen Widerspruch.

Dennoch glaubt Schrems nicht an einen Erfolg des Hamburger Datenschutzbeauftragten Johannes Caspar, der, wie wir berichtet haben, die Datenweitergabe untersagte: „Irgendeinen Bescheid, den man in Europa schreibt, kann man sich auf das Klo hängen“, bewertet er Caspars Erfolgsaussicht lapidar. Schrems hielt eine Keynote zum Abschluss der dreitägigen Nürnberger IT-Security-Messe it-sa. Darin beschäftigte sich der Jurist mit dem europäischen Datenschutzrecht.

Besondere Empfehlungen für WhatsApp-Nutzer hat der Österreicher nicht: „Das werde ich bei jedem Interview gefragt“, resümiert er. Nutzer sollten sich sehr genau überlegen, was sie posten, riet der Datenschutzaktivist. „Aber in Wirklichkeit können Nutzer nicht viel machen, denn woher sollen sie die internen Techniken bei Facebook kennen“, erklärt Schrems.

Anwender könnten schließlich Risiken nicht vollständig einschätzen: „Man kann von den Nutzern nicht erwarten, dass sie die dafür notwendigen Kenntnisse haben, dazu gibt es Experten.“ Daher läge die Zuständigkeit für einen sicheren Umgang mit persönlichen Daten ganz klar bei den Unternehmen.

Schrems betont: „Wer die Macht hat, hat auch die Verantwortung“, das sei ein juristisches Prinzip. „Nur im Datenschutzbereich wird permanent daran gerüttelt und behauptet, der Nutzer ist schuld“, moniert er. Schrems fordert: „Unternehmen müssen die Verantwortung übernehmen und dürfen sie nicht auf die Nutzer abschieben.“

Schrems liegt seit mehreren Jahren im juristischen Streit mit Facebook, weil das Unternehmen sensible Daten seiner europäischen Nutzer auf Servern in den USA lagert. Er zog vor Gericht und startete die Initiative „Europa gegen Facebook“. Seine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof führte schließlich dazu, dass das transnationale Safe-Harbor-Abkommen für den Datenaustausch zwischen der EU und den USA beendet wurde.

 

 

Weitere Artikel

Ratgeber 

Das Tor-Netzwerk: Mit dem Smartphone anonym ins Internet

Wer sich im Internet bewegt, ist nicht anonym. Bei jedem Webseiten-Besuch fallen Verbindungsdaten an, die im Bedarfsfall realen Internetanschlüssen zugeordnet werden können. Anonym sein ist im Internet nur über Umwege möglich. Eine Lösung ist das Tor-Netzwerk.

Mehr
Ratgeber 

K-9 Mail-App: Tipps zur Problemlösung

Sie wollen die Mail-App K-9 nutzen, haben aber Probleme beim Einrichten? Zugegeben: Einige Fehlermeldungen klingen kryptisch. Die meisten Probleme lassen sich aber leicht beheben. Hier zeigen wir einige typische Probleme und die passenden Lösungswege.

Mehr
Ratgeber 

Ecosia: Suchen und Bäume pflanzen

Die Suchmaschine Ecosia wird in Berlin entwickelt und setzt auf Umweltschutz. Wer sie nutzt, unterstützt das Pflanzen von Bäumen. In Sachen Datenschutz könnte das Unternehmen aber noch mehr für die Nutzer*innen tun. Die Ecosia-Apps können wir momentan nicht empfehlen.

Mehr
App-Test 

Viber: Telefonie- und Messenger-App

Viber ist ein kostenloser Messenger mit Anruf-Funktion. Die App wird für die meisten Desktop-Systeme und Smartphones angeboten. Unser Test auf Android zeigt: Es werden viele sensible Informationen übermittelt – auch von unbeteiligten Dritten.

Mehr