Dieses Projekt wurde am 31.12.2024 beendet. Der Beitrag ist auf dem Stand des letzten Update-Datums und wird nicht mehr aktualisiert oder überprüft.
News vom 13.08.2020

TikTok spionierte Personen über Gerätedaten aus

Ein Artikel von Thorsten Baulig, veröffentlicht am 13.08.2020

Die Social-Media-App TikTok hat monatelang heimlich Daten von Nutzer*innen erhoben, die eine Identifizierung ermöglichen. Das deckte die US-Zeitung Wall Street Journal auf. In den USA gibt es bereits Pläne, die App zu verbieten.

Mindestens 15 Monate lang, bis zum November 2019, hat die Social-Media-App TikTok Android-Nutzer*innen über eine Gerätenummer eindeutig identifiziert – ohne deren Wissen. Wer die App beispielsweise löschte und mit anderen Anmeldedaten neu einrichtete, konnte von der chinesischen Anbieterfirma ByteDance Ltd. wiedererkannt werden.

Die App las dazu die MAC-Adresse aus, eine einmalige Nummer, die fest mit einem Smartphone verbunden ist. Selbst wenn Sie das Gerät auf Werkseinstellungen zurücksetzen und dabei alle Daten löschen, bleibt die MAC-Adresse bestehen. Wenn eine Firma sie hat, bringen auch Tricks wie das regelmäßige Ändern der Werbe-ID nichts mehr – ein Gerät wird immer wiedererkannt.

Aus diesem Grund untersagen Google und Apple App-Anbietern das Auslesen der MAC-Adresse in ihren App-Store-Richtlinien und schieben der Praxis seit 2015 auch technisch einen Riegel vor. Um die Nummer trotzdem abzurufen, nutzte TikTok eine Sicherheitslücke aus. Das Auslesen der Nummer ohne Zustimmung der Nutzer*innen dürfte zudem kaum mit der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) vereinbar sein.

Dass TikTok sich die sensible Nummer mehr als ein Jahr lang heimlich von Nutzer*innen holte, konnte die New Yorker Tageszeitung Wall Street Journal in Kooperation mit der Privatsphäre-Analysefirma AppCensus zeigen. Mit einem Update wurde die Praxis laut Wall Street Journal am 18. November 2019 beendet.

Was genau sich hinter MAC-Adresse, Werbe-ID & Co. verbirgt, erfahren Sie in unserer Liste: Wichtige Identifier bei Android.

Gerätedaten ermöglichen Profilbildung

Das Kombinieren unterschiedlicher Kennnummern eines Geräts nennt man ID-Bridging. Für Smartphone-Nutzer*innen ist diese Praxis ein großer Nachteil: Je mehr technische Daten bei einer Firma vorliegen, umso aussagekräftigere Nutzer*innenprofile können erstellt werden.

Dies geschieht häufig, ohne dass die Nutzer*innen davon wissen oder etwas dagegen tun könnten. Ob die so erstellten Profile nur für personalisierte Werbung genutzt oder weiterverkauft werden, ist ebenso unklar.

Wie Sie und Ihre Kinder TikTok etwas sicherer nutzen können, erfahren Sie in unserem Artikel Social-Media-App TikTok kurz vorgestellt.

US-Regierung will TikTok verbieten

US-Präsident Donald Trump sprach schon vor dieser Neuigkeit davon, TikTok in den USA zu verbieten, falls es nicht in den Besitz eines US-amerikanischen Unternehmens übergehe. Daten von US-Bürger*innen seien in China nicht ausreichend vor dem Zugriff der chinesischen Regierung geschützt.

Trump hat bereits ein Verbot von Geschäften amerikanischer Unternehmen mit der Bytedance Ltd. auf den Weg gebracht, das Mitte September 2020 in Kraft treten soll. Für die Übernahme durch einen US-amerikanischen Anbieter bliebe also nur wenig Zeit.

Die TikTok-Betreiber*innen hatten auf die Vorwürfe erwidert, dass die Daten US-amerikanischer Nutzer*innen nicht in China, sondern auf Servern in den USA gespeichert würden. Damit unterlägen sie nicht dem chinesischen, sondern dem US-amerikanischen Recht. Die Bytedance Ltd. strebt nun ihrerseits eine Klage gegen den Erlass des US-Präsidenten an.

Kennen Sie schon unseren Newsletter? Einmal im Monat schicken wir Ihnen aktuelle mobilsicher-Lesetipps direkt ins Postfach. Hier gehts zur Anmeldung.

Weitere Artikel

Ratgeber 

Ratgeber: Handy geklaut oder verloren? So sorgen Sie vor

Jeden Tag werden unzählige Mobilgeräte gestohlen oder irgendwo verloren. Nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, um Ihr Gerät auf diesen Fall vorzubereiten. Im Verlustfall können diese Vorkehrungen den Schaden zumindest zu begrenzen.

Mehr
YouTube-Video 

Rohstoffe im Handy

Bisher kriegen wir die Rohstoffe fürs Handy aus dem Bergbau. Aber der Bergbau ist schlecht für die Umwelt, schlecht für die Arbeiter – und die Ressourcen werden immer knapper.

Ansehen
Ratgeber 

Verschlüsselte Messenger: Wire, Hoccer, Kontalk

Schnell mal eine Nachricht an Freunde und Bekannte schicken? Leicht gemacht, mit Instant Messengern. Dabei muss es schon lange nicht mehr WhatsApp sein. Hier stellen wir weitere sichere Messenger mit interessanten Features vor, die noch nicht so bekannt sind.

Mehr
Ratgeber 

Was Sie über PayPal wissen sollten

Mit PayPal kann man in Apps und auf Webseiten bezahlen. Das ist bequem und die eigenen Bankdaten werden nicht an Händler weitergegeben. Allerdings erhebt der Dienst viele Daten rund um das Bezahlverhalten seiner Nutzer*innen und teilt sie mit Dritten.

Mehr