Wenn eine Bildbearbeitungs-App Zugriff auf den Standort verlangt, kann man diese Berechtigung verweigern und die App trotzdem nutzen. Die Standortdaten werden dann weder in den Bildern hinterlegt noch an die Firma hinter der App übertragen.
So ist das Berechtigungssystem gedacht, das Google 2015 mit Android 6 (Marshmallow) einführte. Nutzer*innen sollen dadurch mehr Kontrolle darüber haben, welche Daten eine App abrufen darf.
Ein Forschungsteam des International Computer Science Institute (ICSI) mit Sitz in Kalifornien hat jetzt eine Studie (PDF) vorgelegt, laut der aktuell mehr als 1000 Apps im Google Play-Store dieses System umgehen. Sie rufen beispielsweise den Standort ab, obwohl Nutzer*innen dies verboten haben.
Zu den von den Forscher*innen identifizierten Apps gehört beispielsweise die Foto-App Shutterfly. Laut der Studie konnten sie anhand eines Testsettings nachweisen, dass Standortdaten von Nutzer*innen auf die Server der Firma gespeichert und ausgewertet werden.
Gegenüber dem US-amerikanischen Medienmagazin CNet sagte eine Firmensprecherin, die App rufe nur nach ausdrücklichem Einverständnis Nutzer*innendaten ab.
Google weiß Bescheid - Abhilfe erst im Herbst
Serge Engelman, Direktor der Usable Security & Privacy Group am ICSI, stellte die Studie Ende Juni auf der PrivacyCon der amerikanischen Verbraucherschutzbehörde Federal Trade Commission vor.
Laut CNet sagte Engelman auf der Konferenz, dass Smartphone-Nutzer*innen ohnehin schon wenig Möglichkeiten hätten, ihre Privatsphäre zu kontrollieren. „Wenn App-Entwickler das System einfach umgehen können, dann ist es relativ sinnlos, Verbraucher um Erlaubnis zu bitten.“
Das Forschungsteam hat Google bereits über die problematischen Apps informiert und ein "Bug Bounty" - eine Belohnung für Sicherheitsexpert*innen, die Fehler in Systemen finden - erhalten.
Google will aber erst mit der neuen Betriebssystemversion Android Q Abhilfe schaffen. Die Einführung wurde für das letzte Quartal 2019 angekündigt. Nur Geräte mit Android Q sind dann sicher - ältere Smartphones und Tablets, die sich nicht updaten lassen, bleiben ungeschützt.
Die Liste der 1.325 betroffenen Apps will das Forschungsteam im August auf der kalifornischen Usenix Security Konferenz veröffentlichen.