Dieses Projekt wurde am 31.12.2024 beendet. Der Beitrag ist auf dem Stand des letzten Update-Datums und wird nicht mehr aktualisiert oder überprüft.
News vom 05.06.2019

#StopSpyingOnUs: Datenschützer starten Kampagne gegen Online-Werbung

Ein Artikel von Inga Pöting, veröffentlicht am 05.06.2019

Vier Organisationen haben bei den 16 Datenschutzbehörden der Länder eine Beschwerde gegen personalisierte Online-Werbung eingereicht. Das derzeitige System, das auf Echtzeit-Auktionen von Werbeplätzen setzt, sei intransparent und verstoße gegen die Datenschutz-Grundverordnung.

Wer im Internet surft, wird dabei beobachtet. Entsprechend der eigenen Gewohnheiten und Vorlieben wird im Browser passende Werbung angezeigt. Dabei hat sich ein System durchgesetzt, das Werbeplätze innerhalb von Sekundenbruchteilen an Werbetreibende vergibt, während die Seite bei den Nutzer*innen lädt.

Diese Echtzeit-Auktionen ("Real Time Bidding") stehen im Mittelpunkt der Aktion "Stop spying on us" (dt. Hört auf, uns auszuspionieren), an der Menschenrechts- und Digitalrechtsorganisationen aus neun EU-Ländern teilnehmen. In Deutschland haben im Rahmen der Aktion vier Organisationen eine Beschwerde bei den Datenschutzbehörden der 16 Bundesländer eingereicht.

Die Vereine Digitale Gesellschaft e.V., digitalcourage e.V. und Deutsche Vereinigung für Datenschutz e.V. sowie das Netzwerk Datenschutzexpertise fordern eine Überarbeitung des Systems, das sie als intransparent und nicht vereinbar mit der Datenschutz-Grundverordnung kritisieren.

Die Kampagne wird von der Organisation Liberties (Civil Liberties Union for Europe) koordiniert. Auch Bürger*innen können bei der Kampagne mitmachen und zusätzlich Beschwerde einreichen.

Was ist Real Time Bidding?

Die Vergabe von Werbeplätzen in Echtzeit (Real Time Bidding) setzt auf einen möglichst passgenauen Zuschnitt von Anzeigen auf diejenigen, die sie sehen - im richtigen Moment und im passenden Kontext. Alter, Geschlecht, Interessen und weitere Informationen aus zuvor gebildeten Profilen werden dabei an Unternehmen übermittelt, die die Werbung schalten.

Eva Simon, Rechtsexpertin von Liberties, erklärt:

Jedes Mal, wenn eine Person eine Website besucht und ihr eine ‚verhaltensorientierte’ Anzeige angezeigt wird, werden ihre persönlichen Daten, wie Browserverlauf oder Standort, aber auch sexuelle Orientierung oder sogar eindeutige ID-Codes, in Echtzeit an Tausende von Unternehmen weitergereicht. Digitale Werbeunternehmen können diese Daten durch eine ‚Gebotsanfrage’ (bid request) übertragen, um den Werbeplatz auf der von Ihnen besuchten Website zu verkaufen. Diese Werbemethode verstößt eindeutig gegen die EU-Datenschutzverordnung (GDPR).

Wer einen Werbeblocker nutzt, schränkt die Profilbildung damit zwar ein, komplett sicher vor personalisierter Werbung ist man damit aber meistens trotzdem nicht.

Wie Echtzeit-Auktionen (Real Time Bidding) ablaufen, erklärt dieses YouTube-Video.

Die Datenschützer hinter #StopSpyingOnUs kritisieren auch das Fehlen eines Kontrollsystems: Es sei momentan nicht nachvollziehbar, welche Daten welches Unternehmen über Nutzer*innen erhalten. Auskünfte und Widersprüche sind im aktuellen System nicht möglich.

Mit welchen Methoden Nutzer*innen im Netz beobachtet werden und wie sie sich dagegen schützen können, erklären wir im Beitrag Tracking im Internet: Cookies, Cache & Co.

Weitere Artikel

Ratgeber 

Video-Chat mit GoToMeeting kurz vorgestellt

GoToMeeting ist ein kostenpflichtiger Dienst für abhörsicheren Videochat mit bis zu 150 Personen. Wie schneidet er im Vergleich zu ZOOM und Skype ab? Die Vor- und Nachteile im Überblick.

Mehr
In eigener Sache 

So erreichen Sie die Redaktion

Mehr
Ratgeber 

Ratgeber: So nutzen Sie Bluetooth

Ob Kopfhörer, Tablet, Zahnbürste oder Android-Smartphone: Über Bluetooth lassen sich alle möglichen Geräte miteinander verbinden. Das kann sehr praktisch sein – aber sind diese Verbindungen auch sicher? Wir erklären, was Sie dazu beachten sollten.

Mehr
Ratgeber 

Ratgeber: Browser Chrome richtig einstellen (Android)

Der Browser Chrome von Google ist auf den meisten Android-Geräten vorinstalliert. Er ist benutzerfreundlich, schützt die Privatsphäre aber nur eingeschränkt. Mit diesen Einstellungen kann man das Datenschutzniveau zumindest etwas verbessern.

Mehr