Mit StopCovid hat Frankreich diese Woche seine umstrittene App zum Nachverfolgen von Kontakten veröffentlicht. Sie soll dabei helfen, mögliche Kontakte mit Corona-Infizierten zu erkennen und die Epidemie so einzudämmen.
Kontakte verfolgen per Bluetooth
Wie die meisten Apps dieser Art basiert auch StopCovid auf Bluetooth: Jedes Gerät stellt dabei über Bluetooth fest, welche anderen Geräte in der Nähe sind. Befinden sich zwei Geräte über 15 Minuten nah beieinander, tauschen sie eine Kennnummer aus. Stellt sich später heraus, dass ein*e Nutzer*in der App mit Covid-19 infiziert ist, kann diese*r die Geräte verständigen, mit denen er vorher Kennnummern ausgetauscht hat.
Nur eingeschränkt funktionsfähig
Das Problem: Bei iOS dürfen Apps aus Sicherheitsgründen nicht auf die Bluetooth-Funktion zugreifen, wenn sie im Hintergrund laufen. Und auch bei neueren Android-Geräten ist der Bluetooth-Zugang stark eingeschränkt.
Die StopCovid-App funktioniert auf iPhones daher nur, wenn sie geöffnet ist. Entsprechend groß ist der Akkuverbrauch – und das Aufkommen an Beschwerden.
Nicht kompatibel mit neuer Bluetooth-Schnittstelle
Eigentlich gäbe es einen eleganten Weg, diese technischen Probleme zu vermeiden: Schon im Mai haben Apple und Google eine neue Funktion in ihre mobilen Betriebssysteme integriert, die speziell für Contact-Tracing-Apps gedacht ist und den Zugriff auf Bluetooth im Hintergrund ermöglicht.
Allerdings ist diese Funktion so gestrickt, dass die Kennnummern, die per Bluetooth gesammelt werden, auch direkt vom Betriebssystem verwaltet werden - und zwar ausschließlich lokal auf dem Gerät. Google und Apple hatten schon lange vor der Veröffentlichung ihrer Schnittstelle eine Unterstützung von Apps ausgeschlossen, die diese Kennnummern auslesen und zentral auf einem Server sammeln.
Zentral oder dezentral?
Die Unterstützung dezentraler Ansätze soll die Privatsphäre der Nutzer*innen schützen, argumentieren Apple und Google zu Recht. Mit einer zentralen Sammlung ließen sich die Beziehungsgeflechte der Nutzer*innen rekonstruieren.
Genau auf diesen zentralen Ansatz der Kontaktnachverfolgung jedoch hat sich Frankreich festgelegt und will auch nicht davon abrücken. Der Grund hierfür: Die Gesundheitsbehörden können das Infektionsgeschehen so deutlich genauer und schneller analysieren.
Schädlicher Machtkampf
Es ist nachvollziehbar, dass eine Regierung sich nicht von zwei Technikkonzernen vorschreiben lassen will, wie sie ihre Bevölkerung vor der Corona-Pandemie zu schützen hat.
Andererseits wäre es in diesem Fall klüger gewesen, sich auf die dezentrale Variante einzulassen. Denn mit der aktuellen Lösung vergrätzt die französische Regierung nicht nur all jene, die eine zentrale Datensammlung zu Recht ablehnen, sondern bringt noch dazu ein Produkt mit technischen Schwächen heraus.
Die nötigen 30 – 40 Millionen Nutzer*innen, die für ein gutes Funktionieren nötig wären, wird Frankreich so wohl kaum erreichen.