Im Zuge der Skandale um den Umgang von Facebook mit Daten hat das Unternehmen immer wieder eines betont: Nutzer würden wissen, welche Daten Facebook über sie speichert und verwendet. Der neueste Skandal, den das US-Magazin Gizmodo aufgedeckt hat, zeigt: Das stimmt so nicht.
Ein US-amerikanisches Forschungsteam um den Informatiker Alan Mislove von der Northeastern University hat herausgefunden: Facebook greift auf „Schatten-Kontaktinformationen“ zurück. Das sind Informationen, die Facebook indirekt über seine Nutzer sammelt.
Dazu gehören zum Beispiel Telefonnummern aus Adressbüchern, die andere Nutzer Facebook zur Verfügung stellen. Das eigene Adressbuch liest Facebook aus, wenn man der Facebook-App die Berechtigungen einräumt, auf das Telefonbuch zuzugreifen.
In einem gemeinsamen Test der Forscher und der Gizmodo-Journalistin Kashmir Hill hat sich gezeigt, dass es für Werbekunden möglich ist, über das Facebook-Tool „Custom Audiences“ Werbung auf solche Schatten-Informationen zielen zu lassen. Bei der Funktion „Custom Audiences“ können Werbetreibende ihr Zielpublikum bei Facebook selber definieren, indem sie zum Beispiel eine Liste mit Telefonnummern oder E-Mail-Adressen hochladen. Facebook zeigt dann allen Nutzern die Werbung, die laut Facebook-Datenbank mit der hochgeladenen Nummer oder Adresse verknüpft sind.
Konkret kann das heißen: Nutzer A gibt in seinem Facebook-Profil nur seine Handynummer an und nicht seine Festnetznummer. Nutzer B erlaubt der Facebook-App Zugriff auf sein Smartphone-Adressbuch, das für Nutzer A auch dessen Festnetznummer auflistet. Obwohl Nutzer A diese Nummer Facebook nie zur Verfügung gestellt hat, können Werbekunden auf Basis dieser Festnetznummer Werbung schalten.
Keinerlei Transparenz
Während Nutzer auf Facebook einsehen und in Grenzen steuern können, welche Daten das Unternehmen über sie speichert, sei das bei solchen Schatten-Kontaktinformationen anders: Sie lassen sich weder einsehen noch löschen noch für die Verwendung zu Werbezwecken blockieren.
Auch 2FA-Daten nutzbar
Für zielgerichtete Werbung nutzbar seien zudem auch Informationen, die Nutzer nur für Sicherheitsfunktionen bereitstellen: Telefonnummern, die Nutzer im Rahmen einer Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) angeben haben oder um Benachrichtigungen über Log-ins in das Facebook-Konto zu erhalten.
Hack von Facebook-Profilen
Im medialen Fokus steht Facebook zur Zeit auch wegen einem Hack: Das Unternehmen hat als Sicherheitsmaßnahme Dutzende Millionen Nutzer aus ihrem Profil ausgeloggt, auch in Deutschland. Grund war eine Sicherheitslücke, bei der es Angreifern möglich war, auf die Profile von weltweit mindestens 50 Millionen Nutzern zuzugreifen.