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News vom 15.10.2019

Methoden aus dem Casino in Kinder-Apps

Ein Artikel von Sofia Burdin, veröffentlicht am 15.10.2019

Viele scheinbar harmlose Spiele-Apps haben es in sich: Um In-App-Käufe zu fördern, verwenden Sie Psychotricks aus dem klassischen Glücksspiel. Aktuellstes Beispiel: Die App Coin Master, die ZDF-Moderator Jan Böhmermann in seiner letzten Sendung zu Recht kritisierte.

Auf den ersten Blick kommt die App Coin Master harmlos daher: fröhliches Design, niedliche Figuren und eine Spielidee, bei der es um den Aufbau von Dörfern und Viehzucht geht.

Doch um weiterzukommen, benötigen Spieler*innen Münzen in einer Spielwährung. Und diese Münzen kann man in einer simulierten Slot-Maschine ("einarmiger Bandit") gewinnen. Diese kann man zunächst kostenlos bedienen, später muss man dafür echtes Geld bezahlen.

Slot-Maschinen sind in ihrer analogen Form hauptsächlich in Spielhallen zu finden, zu denen Personen unter 18 Jahren keinen Zutritt haben. Das digitale Pendant ist nun Teil einer App, die sich eindeutig auch an Kinder und Jugendliche richtet. Denn die App ist nicht nur bunt und niedlich, sondern wird auch von Influencerinnen wie der YouTuberin Bibi und dem Model Daniela Katzenberger beworben, die vor allem bei jüngeren Nutzer*innen beliebt sind.

Herausgeber der App ist das Startup Moon Active mit Sitz in Tel Aviv und Kiew. Deren Investoren stammen aus der Glücksspielbranche.

Prüfung durch Jugendschutz gefordert

In den Fokus geraten war die App durch die ZDF-Sendung Neo Magazin Royale vom 10. Oktober, in der Moderator Jan Böhmermann die App vorstellte und die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) aufforderte, die App zu prüfen.

Trotz der problematischen Spielmechanik war das Spiel ab 0 Jahren freigegeben. Apple reagierte prompt auf die Kritik und hob die Altersbegrenzung im App-Store auf 17 Jahre an.

Die Tricks der Spiele-Apps

Die Diskussion um Glücksspiel-Elemente in Apps ist nicht neu. In der Kritik stehen neben virtuellen Slot-Maschinen auch sogenannte Loot-Boxen, bei denen Nutzer*innen ein Paket mit unbekanntem Inhalt erwerben. Auch hier handelt es sich um eine Glücksspiel-Mechanik, da Käufer*innen nicht wissen, was sie für Ihren Geldeinsatz bekommen werden.

Die App Coin Master beinhaltet neben der Slot-Maschine noch weitere problematische Spielelemente: So werden Spiel-Währungen oft eingesetzt, um die Kosten der gekauften Waren zu verschleiern. Vor allem Kinder verlieren nach mehreren Umrechnungsschritten schnell den Überblick. Spiele, bei denen man durch Käufe schneller oder erfolgreicher spielen kann, üben ebenfalls einen enormen psychologischen Druck aus.

Wir empfehlen Eltern daher grundsätzlich, die Spiele-Apps ihrer Kinder vorher einmal auszuprobieren und klare Regeln für In-App-Käufe zu vereinbaren. Sonst werden aus Euros schnell Teuros.

Wie Sie sich vor ausufernden Kosten schützen, zeigen wir im Beitrag Worauf Sie bei In-App-Käufen achten sollten.

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