Wie die US-amerikanische Nachrichtenseite BuzzFeed News in einer investigativen Recherche herausgefunden hat, gehören viele populäre VPN-Apps und Werbeblocker ein und demselben Unternehmen: der Analyse-Plattform "Sensor Tower", die geschäftsmäßig Nutzungsdaten erhebt um damit den eigenen Analysedienst zu füttern.
Dass sich hinter sämtlichen Apps, die insgesamt über 35 Millionen mal heruntergeladen wurden, derselbe Anbieter verbirgt, war für Nutzer*innen nicht erkenntlich. Von BuzzFeed News auf dieses intransparente Vorgehen angesprochen, führte Sensor Tower "Wettbewerbsgründe" an.
VPN-Dienste - perfekt geeignet für Datenklau
Dass das Analyse-Unternehmen ausgerechnet kostenlose VPN-Dienste verbreitete, um an die Daten von Nutzer*innen zu gelangen, ist kein Zufall. Virtual Private Networks (VPNs) haben den Zweck, das Surfverhalten und die IP-Adressen ihrer Nutzer*innen vor den neugierigen Blicken Dritter zu schützen.
Dafür leiten sie sämtliche vom PC oder Smartphone ausgehenden Internet-Verbindungen über ihre eigenen Server um. Eine Technik, die sich zum Beispiel zur Nutzung in offenen WLANs empfiehlt - die aber auch dazu führt, dass der VPN-Anbieter Zugriff auf den umgeleiteten Datenverkehr erhält. Unseriöse Anbieter nutzen diesen Zugriff für die Analyse und die Weitergabe von Nutzungsdaten.
Apps verschaffen sich weitreichende Zugriffsrechte
Die von Sensor Tower angebotenen Apps nutzen einen perfiden Trick, um an zusätzliche Daten zu gelangen. So verweisen sie nach der Installation auf das Vorhandensein von Zusatzfunktionen. Um diese freizuschalten, werden die Nutzer*innen zum Download einer Datei von einer externen Website aufgefordert.
Bei dieser Datei handelt es sich allerdings um ein Root-Zertifikat, mit dem sich die Apps noch weiterreichende Zugriffsrechte verschaffen - beispielsweise auch auf die verschlüsselten Datenverbindungen der betroffenen Geräte. Sie umgehen so die sowohl bei Android- als auch bei Apple-Geräten standardmäßig eingestellte Root-Sperre.
Auf Nachfrage erklärte das Unternehmen gegenüber BuzzFeed News, keine sensiblen Daten zu erheben. Die erhobenen Daten würden außerdem anonymisiert. Vor kurzem hat jedoch eine Harvard-Studie gezeigt, dass auch vermeintlich anonymisierte Daten zur Erstellung von eindeutigen Personenprofilen genutzt werden können.
Diese Apps sind betroffen
Wie das Nachrichtenportal heise.de berichtet, haben Google und Apple viele der betroffenen Apps schon vor längerem wegen ihrer dubiosen Geschäftspraktiken aus den App-Stores entfernt. Auf den Hinweis von BuzzFeed hin wurden nun weitere Apps vor die Tür gesetzt. Von den unten aufgelisteten Apps sind in Apples AppStore nur noch Luna VPN und in Googles Play-Store Luna, Adblock Focus und Free and Unlimited VPN verfügbar.
Hier finden Sie eine vollständige Liste der Apps, die nachweislich zu Sensor Tower gehören
Free and Unlimited VPN - Safe, Secure, Private!
Adblock Focus - Ad and Tracking Script Blocker
Luna -- Best VPN for Android
WiFi Rocket - Speed up your internet connection
Wi-Fi Booster - Block ads and browse faster
Luna: Best VPN for iPhone/iPad
Adblock Focus
Adblock Mobile 32 bit - Protect your phone from annoying ads. Best ad blocker to...
Adblock mobile - Protect your phone from annoying ads. Best ad blocker to block...
Wi-Fi Cheetah - Fast browsing with no ads
Adblock Mobile 32 bit - Block ads in apps/browsers
Adblock Mobile - best Ad Blocker to block ads
Adblock WiFi - Ad blocker / block ads
Ad Terminator - Remove all ads
Hotspot VPN - Free, secure & fast internet
Hotspot VPN - Best free, unlimited, secure & fast internet connection to unblock...
Von VPN Proxy - anonymous surfing and better net
Wi-Fi Guard - Protect your internet, virus cleaner
Das können Sie tun
Falls Sie einen der oben gelisteten Dienste nutzen, sollten Sie ihn umgehend von Ihrem Smartphone entfernen. VPN-Dienste haben theoretisch Zugriff auf sämtliche Daten, die über ihre Server umgeleitet werden. Bevor Sie sich für die Nutzung eines anderen VPN-Dienstes entscheiden, sollten Sie daher sichergehen, dass er von einem vertrauenswürdigen Anbieter stammt.
Ein guter Hinweis ist dabei immer das Geschäftsmodell. Wenn ein Dienst kostenlos angeboten wird und es auch keine um Zusatzfunktionen erweiterte Bezahlversion gibt, zahlen Nutzer*innen oft mit ihren Daten.