Auf Google-Smartphones fällt der Fingerabdruckscanner künftig weg - stattdessen soll auf allen neuen Geräten die Entsperrung des Bildschirms per Gesichtserkennung ("Face Unlock") möglich sein. Wie der britische Sender BBC berichtete, funktioniert die Gesichtserkennung des neuen Google Pixel 4 allerdings auch dann, wenn die Augen des*der Besitzer*in geschlossen sind.
Das ist ein ernsthaftes Sicherheitsproblem: Nicht nur Partner*in oder Kinder können sich so ungewollt Zugriff auf private Inhalte verschaffen. Wie Spiegel Online schreibt, ist auch eine Nutzung dieser Funktion durch Strafverfolgungsbehörden denkbar. Das für Sperrcodes geltende Recht auf Aussageverweigerung sei nicht eindeutig anwendbar, wenn die verdächtige Person für die Entsperrung des Smartphones nicht selbst aktiv werden müsse.
Google nimmt Gefahr nicht ernst
Auf die Bitte um Stellungnahme des Online-Magazins The Verge reagierte Google mit einer zweifelhaften Empfehlung: Selbstverständlich solle die „Face Unlock“-Funktion mit der Zeit immer besser werden. Bis zum für „die kommenden Monate“ angekündigten Sicherheitsupdate rät das Unternehmen dazu, das Smartphone an „sicheren Orten“ aufzubewahren.
In der Zwischenzeit sollen sich die Nutzer*innen mit der seit Android 9 (Pie) verfügbaren Notfallfunktion „Lockdown“ vertraut machen. Sie deaktiviert alle smarten Authentifizierungsmethoden, verhindert das Anzeigen sämtlicher Benachrichtigungen auf dem Sperrbildschirm und muss nach jeder Entsperrung neu eingestellt werden - eine wenig alltagstaugliche Empfehlung.
Zum Vergleich: Apples Face-ID
Apples iPhone X, das mit „Face ID“ als erstes Smartphone die Entsperrung durch Gesichtserkennung anbot, ist in dieser Hinsicht zwar sicherer: Damit das Gesicht des Besitzers*der Besitzerin das Gerät entsperren kann, muss es mit offenen Augen auf den Bildschirm gerichtet sein. Zwillinge konnten die Sperre jedoch bereits austricksen.
Sichere Bildschirmsperre - unsere Empfehlung
Den Bildschirm per Gesichtserkennung oder Fingerabdruck zu entsperren, birgt grundsätzlich die Gefahr, dass der Zugang leichter erzwungen werden kann. Wir empfehlen daher die Sperrung des Smartphones durch einen mindestens sechsstelligen Zahlencode oder ein Passwort.
Google Pixel 4-Nutzer*innen, die auf die Gesichtserkennung nicht verzichten möchten, sollten aber mindestens auf das versprochene Sicherheitsupdate warten.