News vom 06.01.2019

Auch iOS-Apps senden unbemerkt Daten an Facebook

Ein Artikel von , veröffentlicht am 06.01.2019

Wie mobilsicher.de und Privacy International im Dezember berichteten, senden erschreckend viele Android-Apps sensible Nutzerdaten an Facebook, sobald man sie startet. Die Datenübertragung ist für den Nutzer nicht erkennbar und schwer zu unterbinden. Eine Folgeuntersuchung zeigt nun: Auch die iOS-Versionen der getesteten Apps sind betroffen.

Mindestens 30 Prozent aller Android-Apps senden unbemerkt Daten an Facebook, sobald man sie startet. Das berichtete mobilsicher.de in einer umfangreichen Recherche, die am 13.12.2018 veröffentlicht wurde.

Facebook erfährt dabei mindestens den Namen der benutzten App und die Werbe-ID des Nutzers. Über diese eindeutige Kennnummer kann Facebook die Informationen einem Facebook-Konto zuordnen und detailreiche Interessensprofile anlegen. Denn viele Apps verraten allein durch die Tatsache, dass man sie nutzt, möglicherweise heikle Details. Zum Beispiel Apps mit Religionsbezug, mit Bezug zu bestimmten Krankheiten (Migräne, Diabetes, Depression), Suchtverhalten (Rauchen) oder politischer Gesinnung (Apps von politischen Parteien, konkret von CDU und SPD).

Studie von Privacy International bestätigt Ergebnisse

Ende Dezember legte die gemeinnützige Organisation Privacy International mit einer eigenen Studie (PDF, 448 KB) nach und bestätigte darin die Ergebnisse und Schlussfolgerungen von mobilsicher.de. Die Aktivisten aus London hatten insgesamt 34 Android-Apps getestet, von denen 23 beim Start Kontakt zu Facebook aufnahmen.

Nicht überraschend: Auch iOS-Apps sind betroffen

Nun hat mobilsicher.de auch die iOS-Versionen der Android-Apps untersucht, die in der ersten Veröffentlichung getestet wurden. Wie zu erwarten war, bauen auch diese Apps sofort beim Start eine Verbindung zu Facebook auf und übertragen den App-Namen und die Werbe-ID von Apple, „Identifier for Advertising" (IDFA) genannt.

Ausnahmen waren die Apps „Moodpath“, „Meine CDU“ und „Schwangerschaft+“, welche nach der Berichterstattung im Dezember das Facebook-SDK in den Android-Apps deaktiviert hatten und dies vermutlich auch bei den iOS-Versionen getan haben. Es ist zu vermuten, dass auch außerhalb dieser kleinen, nicht repräsentativen Stichprobe, der Anteil der iOS-Apps mit Facebook-Modul ähnlich groß ist, wie bei Android-Apps.

Diese iOS-Apps haben wir getestet:

  • Muslim Pro, Muslimische Gebets-App, Version 9.8.4
  • Bibel, Bibel-App, Version 8.7.1
  • ForDiabetes, Diabetes-Tagebuch, Version 1.9.2
  • OKCupid, Dating-App, Version 25.0.0
  • Curvy, Dating-App für Frauen mit Kurven, Version 1.0
  • Grindr, Dating- und Chat-App für Schwule, Version 4.6.1
  • Tinder, Dating-App, Version 10.4.0
  • Migraine Buddy, Migräne-Tagebuch, Version 26.1.0
  • Kwit, App, die hilft, mit dem Rauchen aufzuhören, Version 4.0.2.1
  • Schwangerschaft+, Schwangerschaftsbegleiter, Version 5.1.8. Facebook-Modul vorhanden, aber deaktiviert
  • Meine CDU, Version 1.8.3, Facebook-Modul nicht vorhanden
  • Moodpath, Depressionsbegleiter, Version 2.7.1, Facebook-Modul nicht vorhanden

Wie kann man sich schützen?

Unter Android empfehlen wir, vor der Installation zu prüfen, ob eine App Facebook eingebunden hat. Das ist zum Beispiel in der Datenbank der gemeinnützigen Organisation Exodus Privacy oder des Forschungsprojektes AppCensus zu sehen. Blockieren können Sie den Datenstrom mit verschiedenen Apps. Die besten haben wir hier zusammengestellt.

Unter iOS sieht es mit der digitalen Selbstverteidigung schon schwieriger aus. Hier gibt es keine Datenbank mit getesteten Apps, in der man Informationen vor der Installation nachschlagen könnte. Auch eine App zum Blockieren einzelner Datenströme können wir derzeit nicht empfehlen. Hinweise sind willkommen.

Warum so viele Apps Verbindung mit Facebook aufnehmen und wer dafür verantwortlich ist, erfahren Sie in unserem Beitrag Facebooks unsichtbare Datensammlung.

 

Die Autorin

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Miriam Ruhenstroth

Begleitet mobilsicher.de seit der Gründung – zuerst als freie Autorin, dann als Redakteurin. Seit Januar 2017 leitet sie das Projekt, das 2020 um den AppChecker erweitert wurde. Davor arbeitete sie viele Jahre als freie Technik- und Wissenschaftsjournalistin.

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