News vom 02.08.2019

Auch bei Apples Siri hörten Menschen mit

Ein Artikel von , veröffentlicht am 30.07.2019, bearbeitet am02.08.2019

Auch bei Apples Sprachassistentin Siri hören Menschen einige der Aufnahmen an. Laut Insider-Informationen lassen sich die Mitschnitte oftmals deanonymisieren. Eine ähnliche Praxis wurde bereits bei den Assistenten von Amazon und Google bekannt. Hinweise darauf gibt es schon lange. Apple hat die Praxis nun als Reaktion auf die Berichterstattung gestoppt.

[update 02.08.2019] Als Reaktion auf die Berichterstattung hat Apple gegenüber dem Technikmagazin Techcrunch erklärt, Nutzer*innen in Zukunft explizit um Erlaubnis zu fragen, bevor Sprachaufnahmen durch Menschen ausgewertet werden. Bis dieser Prozess eingerichtet ist, setzt der Konzern die Auswertung durch Menschen ganz aus.

Apples Sprachassistentin Siri schneidet die Sprachbefehle mit, die Nutzer*innen einsprechen. Ein Teil der Aufnahmen landen bei Drittfirmen, die von Apple mit der Qualitätssicherung beauftragt wurden. Das berichtete das US-Magazin The Guardian am Freitag unter Berufung auf einen anonymen Insider, der selbst für eine solche Firma arbeitet.

Ganz neu ist die Information nicht - schon vor vier Jahren hatte ein Mitarbeiter eines Apple-Auftragnehmers auf dem Portal Reddit über seine Tätigkeit berichtet. Nun hat Apple die Praxis aber offiziell bestätigt.

Sprachaufnahmen mit anderen Informationen verknüpft

Wie der Informant des Guradian berichtet, werden die Sprachaufnahmen aus Gründen der Qualitätssicherung von Menschen angehört. Sie sollen unter anderem feststellen, ob Siri unabsichtlich aktiviert wurde.

Dies komme relativ häufig vor. Zum Beispiel erkenne Siri das Geräusch eines Reisverschlusses oft als Signalwort. Vor allem die Apple-Watch sei für Fehlaktivierungen äußerst anfällig.

Der Informant berichtet von zahllosen Aufnahmen intimer Situationen, zum Beispiel von Arztgesprächen oder Gesprächen aus dem Schlafzimmer. Zum Teil sei es einfach, diese Sprachaufnahmen einer konkreten Person zuzuordnen. Denn um die Auswertung zu verbessern, schickt Siri auch die zugehörigen Ortsdaten, Kontaktinformationen und App-Informationen mit.

Unklare Datenschutzerklärung

Apple bestätigte die beschriebene Praxis gegenüber dem Guardian, wies aber darauf hin, dass die Sprachaufnahmen nicht mit der Apple-ID der jeweiligen Nutzer*innen assoziiert sei. Zudem seien alle Mitarbeiter*innen der beauftragten Unternehmen vertraglich zur Verschwiegenheit verpflichtet.

Täglich werde nur ein zufällig ausgewählter kleiner Anteil aller Sprachaufnahmen - weniger als 1 Prozent – von Menschen ausgewertet.

Fragwürdig bleibt das Vorgehen dennoch: Apple weist in seinen Datenschutzbestimmungen nicht explizit darauf hin, dass Siri-Sprachaufnahmen nicht nur von Computern, sondern auch von Menschen ausgewertet werden.

Siri-Erfassung per Konfigurationsprofil verbieten

Für technisch versierte Nutzer*innen gibt es die Möglichkeit, das Erfassen von Siri-Aufnahmen zu deaktivieren: Dazu muss ein neues Konfigurationsprofil angelegt werden.

Der Digitalforensiker Jan Kaiser hat ein solches fertiges Profil hier zum Herunterladen bereitgestellt. Wichtig: Die Installation funktioniert nur über Apples Browser Safari, nicht über Chrome oder andere Browser.

Apple ist nicht das einzige Unternehmen, das Sprachbefehle mithört. Im April wurde ein ähnliches Vorgehen bei Amazons Alexa bekannt. Im Juli 2019 räumte Google ein, dass Sprachaufnahmen von Googles Sprachassistent von Menschen ausgewertet werden.

Wie Siri genau arbeitet und welche Informationen sie sammelt, haben wir in unserem Beitrag Siri - praktische Wanze? zusammengestellt. Unser Fazit: Trotz aller Kritik hat Apple sich für den Schutz Ihrer Privatsphäre einiges einfallen lassen.

Die Autorin

E-Mail

m.ruhenstroth@mobilsicher.de

PGP-Key

0x2F021121044527DC

Fingerprint

BC80 45E0 3110 EA00 A880 0827 2F02 1121 0445 27DC

Miriam Ruhenstroth

begleitet mobilsicher.de seit der Gründung – zuerst als freie Autorin, dann als Redakteurin. Seit Januar 2017 leitet sie das Projekt, das 2020 um den AppChecker erweitert wurde. Davor arbeitete sie viele Jahre als freie Technik- und Wissenschaftsjournalistin.

Weitere Artikel

YouTube-Video 

Anleitung: So löschen Sie WhatsApp richtig

Keine Lust mehr auf WhatsApp? Dann denken Sie daran, Ihr Profil zu löschen, bevor Sie die App vom Handy werfen. Nur dann sind Sie wirklich vom Dienst abgemeldet. Im Video zeigen wir, wie das geht.

Ansehen
Ratgeber 

IMSI-Catcher: So lassen sich Informationen übers Handynetz abfangen

Mit einem IMSI-Catcher lassen sich Handydaten über das Mobilfunknetz abfangen. Eingesetzt werden die Geräte zum Beispiel von Polizei und Geheimdiensten. Doch wer sich gut auskennt, kann so einen Spion auch selbst bauen. Wir erklären, was erlaubt ist und wie man sich schützen kann.

Mehr
Ratgeber 

Google’s Private Data Retention

Google apparently stores phone numbers, calling-party numbers, duration of calls, and many other telephony metadata when people place and receive calls using Android phones. Peter Schaar, former German federal commissioner for data security, has severe doubts that this practice is legal and asks for the EU commission to step in immediately

Mehr
Ratgeber 

Ratgeber: Browser Chrome richtig einstellen (Android)

Der Browser Chrome von Google ist auf den meisten Android-Geräten vorinstalliert. Er ist benutzerfreundlich, schützt die Privatsphäre aber nur sehr eingeschränkt. Mit diesen Einstellungen können Sie das Datenschutzniveau zumindest etwas verbessern.

Mehr